Das Thema hat mich seit zwei Tagen nicht losgelassen. Ich kannte Jan Dominiczak bisher nicht, hatte natürlich auch schon darüber gelesen, dass eine unkorrigierte Winkelfehlsichtigkeit die schulischen Leistungen beeinträchtigen kann, aber so praxisnah, greifbar und mit Beispielen belegt hatte ich das Ganze noch nie gesehen. In Anbetracht der Probleme dieser Kinder ist ein kurzsichtiges Kind, das lediglich nichts an der Tafel erkennen kann, ja noch richtig gut dran!
Mich würde mal interessieren, inwieweit dieses Wissen inzwischen zu denjenigen, die es zum Wohle der Kinder nutzen könnten, durchgedrungen ist – ob z.B. alle GrundschullehrerInnen, VorschullehrerInnen(!) oder auch Erzieherinnen in Kindergärten während ihres Studiums/ihrer Ausbildung zumindest mal davon gehört haben, dass eine Winkelfehlsichtigkeit die Ursache für derartige Probleme sein
kann und die Eltern ggfs. beraten können im Hinblick auf die Durchführung entsprechender Untersuchungen, ihnen auch den Rücken stärken können, wenn sie beim Halbgott in Weiß und vielleicht auch beim Optiker vor Ort zunächst einmal abblitzen mit ihren Problemen.
Mich würde auch interessieren, ob zumindest dann, wenn eine Umschulung auf eine Förderschule in Betracht gezogen und das Gutachten zur Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs erstellt wird, das Häkchen „Sehen: unauffällig“ bedeutet, dass auch auf Winkelfehlsichtigkeit getestet wurde? Ich würde mal vermuten, eher nicht…
Mich würde weiterhin interessieren, mit welchen fachlichen Begründungen viele Augenärzte und, soweit ich weiß, auch Optiker, bei Winkelfehlsichtigkeit keinen Korrektionsbedarf sehen, in Anbetracht der Erkenntnisse aus der Schulpraxis Jan Dominiczaks, die doch deutlich zeigen, dass das Tragen einer entsprechenden Korrektion den Kindern die Lernfreude und den Lernerfolg zurückgeben kann, bevor es zu spät ist und das Kind resigniert hat.
benkhoff hat geschrieben:Schlechtes Sehen verhindert Bildung! Logisch, was sonst? schlechte Bildung verhindert Sehen?
Ja! Ich befürchte tatsächlich, dass Kinder aus weniger gebildetem Elternhaus noch schlechtere Chancen haben! Ihre Eltern werden noch weniger Mut oder Möglichkeiten haben, die Aussage des Halbgotts in Weiß zu hinterfragen, einen zweiten Optiker aufzusuchen oder sich einfach durch Lesen schlau zu machen und sich eine kritische Haltung auch gegenüber Fachleuten zuzulegen. Vielleicht ist ja auch schon bei den Eltern eine Winkelfehlsichtigkeit der Grund für das Bildungsdefizit, wer weiß…