Carola hat geschrieben:LIEBE KUNDEN, mich würde interessieren, wie für euch ein Augenoptikgeschäft aussehen müsste, damit ihr euch wohl fühlt.
Vorab: Das Entscheidende ist natürlich der Mensch, der in diesem Geschäft arbeitet. Sollte ich irgendwann den für mich perfekten Optiker finden, dann ist mir das Aussehen des Ladens egal.
-Wollt ihr bei der Fassungsauswahl lieber stehen oder sitzen.
Sitzen! Mich irritiert es immer, wenn mir kein Platz angeboten wird, ich finde das einfach ungemütlich. Das heißt ja nicht, dass man wie festgenagelt dort sitzen muss und nicht auch mal zusammen mit dem Optiker an ein Fassungsregal herantreten und die Auswahl an Fassungen dort direkt in Augenschein nehmen kann.
-Wollt ihr selber stöbern oder beraten werden.
Je nachdem - bei konkretem Kaufwunsch möchte ich auf jeden Fall beraten werden. Aber ich würde mir auch gern "zwischen zwei Brillen" mal einen Überblick verschaffen dürfen, was es so gibt, und das geht dann eher in Richtung stöbern.
-Soll der Laden kühl und modern durchgestylt sein oder lieber warm und gemütlich (ich meine jetzt nicht veraltete, altbackene Gelsenkirchener-Barock-EinrichtungenKühl
Kühl-elegant ist überhaupt nicht mein Ding - das wirkt schnell abschreckend. Vor allem, wenn es nicht die Regale mit vielen Fassungen gibt, sondern nur ein paar Vitrinen mit jeweils ein, zwei oder drei sorgfältig in Szene gesetzten Brillen darin und alles andere in Schubladen schlummert. Ein bisschen gemütlich sollte es schon sein, durch nette Details und ansprechende Deko oder auch Möbelstücke aus Holz, ansonsten aber ruhig hell-freundlich-zweckmäßig, also nicht übermäßig gestylt wirken.Schlimm finde ich einen total lifestylemäßig eingerichteten Laden, der noch nicht einmal mehr eine Werkstatt hat. Ich persönlich finde auch eine stinknormale Ladentheke besser als einen riesigen Bartresen, hinter dem sich die Belegschaft verschanzt, wenn sie nicht gerade im Laden Kunden bedient (ich sehe es natürlich ein, dass so ein Bartresen große Vorteile hat, weil sich dahinter die halbe Werkstatt oder das ganze Büro verstecken lässt und somit auch, wenn keine Kundschaft da ist, ständig jemand den Laden im Auge hat)
-Lieber ein rießiger Beratungs(ess)tisch oder doch perönliche kleinere Bereiche
Ich bevorzuge eindeutig die kleinen Beratungstische
-Fändet ihr es schön wenn euch Kaffee angeboten wird (oder andere Getränke)
Wenn Kunden längere Zeit warten müssen, fände ich es schön, ansonsten überflüssig und unpassend. Ich denke, man macht so eine hochqualifizierte Ausbildung nicht, um Leuten Kaffee zu servieren.
Wie wählt ihr den Laden aus
- Stammkunde (kaufe schon immer da)
- Schaufenster hat mich reingelockt
- Werbung
Zu einem Optiker bin ich durch eine pfiffige Werbeaktion gekommen. Mit der Brille bin ich auch sehr zufrieden, aber eine zweite werde ich dort wahrscheinlich in nächster Zeit nicht kaufen, weil sie nur einen Glaslieferanten und keine günstigen Alternativen für eine Zweitbrille haben. Zudem gefällt mir dort der riesige Beratungstisch, der Bartresen und die exquisiten Vitrinen nicht und vor allem: der Optiker, der mich damals bedient hat und auch für meine Traumtänzerinnenfragen immer ein offenes Ohr hatte, arbeitet nicht mehr dort.
Einen sehr guten Optiker habe ich über ein Optikerforum gefunden, aber zu ihm muss ich über 100 km fahren, also auch nicht als Stamm-Optiker für mich geeignet.
Ein ansprechendes Schaufenster, mit interessanten Fassungsmarken jenseits von RayBan & Co., hat mich auch schon mal in einen Laden gelockt. Leider sind diese Läden meistens nicht an meinem Wohnort...
Ideal ist für mich, wenn ich einen "Aufhänger" habe, um in mehrere Läden zu gehen und zu testen, wie man dort mit mir umgeht. Wenn ich mich z.B. nach Beratung durch einen Forumsoptiker für bestimmte Gläser interessiere und nun in verschiedenen Läden nach dem Preis fragen kann. Wenn ich also hineinkomme und gleich klipp und klar sage, dass ich momentan keine Brille kaufen will, sondern erst in vielleicht einem halben Jahr, aber mich vorab informieren möchte. Schön finde ich es dann, wenn man mir trotzdem einen Platz anbietet und mir freundlich die gewünschten Informationen gibt. Ganz wichtig ist mir auch, dass man mich da abholt, wo ich stehe, also auf meine Fragen eingeht und nicht ein in Rollenspielen eingeübtes Verkaufsgespräch herunterspult - mir z.B. wenn ich nach dem Preis für ganz bestimmte Gläser mit einem bestimmten Brechungsindex frage, mir einen Vortrag über "dünner geschliffene" Gläser hält. Durch ein sehr nettes und auf meine Fragen eingehendes Gespräch in einem Fall, als ich nur nach dem Preis fragen wollte, habe ich die Optikerin gefunden, die ich momentan am ehesten als meine Stammoptikerin bezeichnen würde. Sie führt auch billigere Gläser, mit denen ich sehr zufrieden bin, sie hat noch die kleinen Beratungstische, der Laden ist freundlich und einladend.
Ich könnt das gerne unendlich ergänzen. Ich bin bespannt auf euere Antworten. Schreibt mir einfach ALLES was euch dazu einfällt. Oder auch was ihr auf gar keinen Fall wollt.
Hinzufügen möchte ich noch, dass ich mich diesen Sätzen meiner Vorredner anschließe:
"Ein Augenoptiker ist für mich ein schlechter Verkäufer, guter Optometrist, Feinmechaniker und mittelmäßiger Modeberater."
"Aber ich möchte noch hinzufügen, wenn man als Kunde das Gefühl hat beim Optiker 'Zeit ist Geld', fühle ich mich eher unwohl."
In die Kaffeekasse gebe ich beim Optiker nur dann etwas, wenn er einen Service "außer der Reihe" leistet:
- Wenn mir bei meinen Brillenbasteleien zu Hause ein Schließblockschräubchen verloren geht und der Optiker für den Ersatz nichts haben will...
- wenn ich heimlich die alte Gasmaskenbrille meines Mannes auseinandernehme und nicht wieder zusammenbekomme und meine Optikerin mir bereitwillig hilft...
- wenn ich ein Glas ausgemessen haben möchte, das nichts mit meinen Brillen zu tun hat, sondern mit meinen Hobbies ...
- wenn an einer Brille etwas zu richten ist, die ich bei einem anderen Optiker gekauft habe.
Für gelegentliches Richten der hier gekauften Brille gebe ich in der Regel nichts, das ist für mich der Service, den ich dadurch habe, dass ich beim niedergelassenen Optiker kaufe und nicht im Internet.
Was ich mir von meinem Optiker wünschen würde: Dass man auch in den Jahren zwischen zwei Brillen öfter mal einen Anlass bekommt, in seinen Laden zu gehen, auch wenn kein Bügel wackelt oder Nasenpad verloren geht. Irgendjemand hat mal von so einer Art Brilleninspektions-Pass geschrieben, der die Kunden auffordert, regelmäßig die Brille überprüfen zu lassen. So etwas fände ich toll, auch wenn's im Grunde albern ist und ja jeder hingehen kann, so oft er will. Wenn dann aber ein mit fünf oder zehn Stempeln gefülltes Serviceheft vielleicht noch zu einem kleinen Rabatt beim Kauf der nächsten Brille führen würde, wäre das vermutlich eine relativ effektive Kundenbindungsmaßnahme. Ich denke, es wäre auch für den Optiker besser, wenn er seine Stammkunden nicht nur alle drei, vier oder fünf Jahre sehen würde, wenn mal wieder eine neue Brille fällig ist.
So, ich denke, das war erst einmal das Wichtigste!
Ach ja, und ein guter Optiker würde mich NIEMALS fragen, wenn ich bei ihm bin, um eine BRILLE zu kaufen: "Haben Sie schon mal über Kontaktlinsen nachgedacht?" Mit dieser Frage wäre er bei mir unten durch, denn in ihr klingt an, dass er sich überfordert fühlt mit der Aufgabe, mir bei meinen Stärken eine schöne Brille zu machen. (Ich weiß, das habe ich schon mal vor längerer Zeit irgendwo geschrieben). Das Thema Kontaktlinsen kann man nämlich auch geschickter ins Spiel bringen "Wollen Sie die Brille ständig tragen oder tragen Sie auch zeitweise Kontaktlinsen?"