Zwei Fragen

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Traumtänzerin
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Zwei Fragen

Beitrag von Traumtänzerin »

Mich würde mal interessieren, bis wann ungefähr Brillengläser noch komplett von Hand geschliffen wurden bzw. seit wann das Schleifen mit dem Schleifautomaten die normale Methode ist.

Und dann wüsste ich noch gern, wie viele Gläser bzw. Gläserpaare ein Azubi im Laufe seiner Ausbildung am Handschleifstein schleifen muss, bis er es gut genug kann, um die Prüfung zu machen.

Es wäre schön, wenn mir jemand was dazu sagen könnte!
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Snipera
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Re: Zwei Fragen

Beitrag von Snipera »

Das wird dir niemand so genau beantworten können. Es gibt Azubis, die schleifen zum ersten mal bei der Prüfung Gläser mit der Hand - traurig, ist aber wahr.

Es gibt (leider, leider) Kollegen (leider oft Newcomer), die verzichten gänzlich auf eine Werkstätte und lassen alles fremd fertigen.

Ich kann nun nur von uns aus gehen:
- wir schleifen seit über 30 Jahren selbst mit Hilfe eines Automaten die Gläser selbst. Zu meiner Lehrzeit durfte für JEDE Fassung eine Formscheibe noch mit der Hand geschnitten (geschnitzt) werden. Das ist eine Plastikscheibe, dessen Form der Automat dann abgefahren ist. Heute wird "einfach" die Fassungsform abgetastet und die Form dann digital in den Computer eingespeichert.

- regelmäßig bearbeiten wir heute immer noch mit der Hand Gläser. Das zahlt sich vor allem bei kleineren Glasspannungen aus

- ALLE Kantebrüche werden mit der Hand bei uns ausgefüht. Der Automat vernuddelt immer die Ecken und es ist oftmals erkennbar, ob der Kantenbruch vom Automat oder von der Hand gemacht wurde. Hier ist die Technik bis heute noch nicht soweit.


- unsere Lehrlinge schleifen bestimmt 100 - 200 Gläser (gefühlte 2.000 Gläser :wink: ) bevor es zur Prüfung geht. Das fängt mit einfachen Formen an, geht über Quadrate und Kreise und dann an sehr eckige Fassungen. Danach das ganz nochmals, nur mit der richtigen Achse und Höhe. Danach das ganz mit Kunststoff.
-> die aller, allerersten Formen werden allerdings aus einem Stück Blatteisen geschnitten und gefeilt. Damit lernen sie den ersten richtigen Umgang mit den Werkzeugen

und nein, ich bin kein Sardist :D
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wörterseh
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Re: Zwei Fragen

Beitrag von wörterseh »

A) Das hängt von der Region und den finanziellen Mitteln des dortigen Optikers ab, in manchen Teilen der Welt ist das noch immer so. In meiner Kindheit habe ich meine Nase an einem Optikerwerkstattfenster platt gedrückt und zugeschaut wie die Gläser von Hand geschliffen wurden, an einen Automaten kann ich mich nicht erinnern...nein, so alt bin ich auch wieder nicht...
Nacharbeit von Hand steht immer noch hoch im Kurs!
B) Das wiederum hängt von der Geschicklichkeit des Azubi ab, bei mir waren es zwischen 30 und 40 Gläsern.
LG
Wer sich mit einem Idioten streitet beweist das es gerade zwei davon gibt!
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wörterseh
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Re: Zwei Fragen

Beitrag von wörterseh »

Zu B) ...ja Snipera, ich war so faul...
:oops:
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Snipera
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Re: Zwei Fragen

Beitrag von Snipera »

@wörterseh
pfui, du Ungläubiger :wink:
dann weisst du ja, was du morgen zum Nachholen hast :mrgreen:
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Traumtänzerin
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Re: Zwei Fragen

Beitrag von Traumtänzerin »

Snipera hat geschrieben: Das fängt mit einfachen Formen an, geht über Quadrate und Kreise und dann an sehr eckige Fassungen.
Was sind denn die einfachen Formen? Ich hätte es mir so vorgestellt, dass man mit Kreisen anfängt.


Euch beiden ein dickes Dankeschön für die schnellen Antworten und viele Grüße nach Österreich!
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Snipera
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Re: Zwei Fragen

Beitrag von Snipera »

ovale Formen sind die Einfachsten - eckige am Schwierigsten (bzw. ein Quadrat)

Königsaufgabe:
In eine Acetatplatte ein Quadrat hineinschneiden (Acetat mind. 4mm dick) und dann ein Rohglas als Quadrat schleifen und hineinpassen. Gegen das Licht darf nirgends ein Lichtspalt erkennbar sein.

- menno, ich habe schon Jungs weinen gesehen .....


Beim Kreis wird so ein - 7,0 dpt. Glas verwendet und eine Planfacette draufgeschliffen. Danach muss das Glas am Tisch rollen ohne dass es zum hüpfen anfängt oder umfällt, weil die Planfacette nicht absolut plan und 90° ist
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Re: Zwei Fragen

Beitrag von Traumtänzerin »

Ich bin schwer beeindruckt!
Snipera hat geschrieben:Königsaufgabe:
In eine Acetatplatte ein Quadrat hineinschneiden (Acetat mind. 4mm dick) und dann ein Rohglas als Quadrat schleifen und hineinpassen.
Richtig hineinpassen, mit Spitzfacette und so?
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Re: Zwei Fragen

Beitrag von Snipera »

beim Quadrat kommt auch eine Flachfacette
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Distel
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Re: Zwei Fragen

Beitrag von Distel »

Lehre von 1972-1975
1. Jahr Verglasungen nur mit dem Handschleifstein
2. Jahr Beginn mit dem Automaten
3. Jahr voller Einsatz des Automaten, aber zur Übung musste auch dann
jeden Tag eine Brille komplett per Hand angefertigt werden. :wink:
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vidi
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Re: Zwei Fragen

Beitrag von vidi »

Distel hat geschrieben:Lehre von 1972-1975
1. Jahr Verglasungen nur mit dem Handschleifstein Bestimmt auch noch mit Keramikscheibe
2. Jahr Beginn mit dem Automaten So früh schon?
3. Jahr voller Einsatz des Automaten, aber zur Übung musste auch dann
jeden Tag eine Brille komplett per Hand angefertigt werden. :wink:Minigens!
Gruß
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Re: Zwei Fragen

Beitrag von sachsenmeisterin »

Ich mußte bloß 2 Lehrjahre machen, aber die komplett an der Keramikscheibe. Sieht man die Wolken so schön. :cry:
Wenn man so sieht, was der liebe Gott auf der Erde alles zuläßt, hat man das Gefühl, daß er immer noch experimentiert.
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Re: Zwei Fragen

Beitrag von vidi »

sachsenmeisterin hat geschrieben:Ich mußte bloß 2 Lehrjahre machen, aber die komplett an der Keramikscheibe. Sieht man die Wolken so schön. :cry:
Aber doch nur anfangs! Mit der Übung wurden die Wolken weniger.
Gruß
Vidi

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Re: Zwei Fragen

Beitrag von sachsenmeisterin »

Die waren weggepustet!
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Re: Zwei Fragen

Beitrag von prüflingsprüfer »

Ihr hattet doch auch Plastlinsen, oder ?
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