Servus Hans,
bei den meisten Kunststofffassungen für Korrektionsbrillen handelt es sich um ein Acetat-Material. Wenn zum Beispiel mal am Mittelteil das Verbindungsstück bricht, kann es durch das sogenannte
Kitten wieder zusammengefügt werden. Dank der Flüßigkeit Aceton (
http://de.wikipedia.org/wiki/Aceton ) wird die Bruchstelle regelrecht aufgeweicht und dann durch (leichten) mechanischen Druck wieder zusammengefügt. Das ist allerdings nicht an jeder beliebigen Bruchstelle einwandfrei möglich, da wir nie die hundertprozentige Stabilität wie davor erreichen werden.
Um so älter das Material ist, um so meist schwieriger wird das Kitten, da der Weichmacher ebenfalls aus dem Kunststoff langsam entweicht. Das Material wird spröde. Das Kitten macht dann meist nur noch wenig Sinn.
Auch an Stellen, an denen beispielsweise die Nut (die Vertiefung im Rahmen, in denen das Brillenglas festgehalten wird) verläuft, ist eine Reparatur meist ausgeschlossen, da diese durch das Kitten beschädigt wird. Außerdem entsteht hier sehr viel Zugspannung wenn das Brillenglas eingesetzt wird, so dass die Stelle höchstwahrscheinlich sofort oder unmittelbar wieder bricht.
Kleber werden bei uns zumindest kaum verwendet, da das Kittverfahren meist die allerbeste Lösung ist. Wenn der Kunde unbedingt darauf besteht und eine Reparatur an einer Stelle gemacht haben will, die wir als kritisch ansehen, kann man gerne Kleber probieren, aber die Chancen sind bescheiden.
Problem ist heutzutage allerdings die nachlassende Qualität der Acetat-Materialien bzw. weitere Kunststoffe, deren Verarbeitung wie mit dem Kittverfahren nicht mehr möglich sind. Vorteil der früheren Kunststoff / "Horn"-Brillen war die gute Qualität des Ausgangsmaterials und damit auch die gute Bearbeitung in der Werkstatt.
Auch in der Augenoptik ist die so genannte "Wegwerfgesellschaft" leider angekommen und oftmals lohnt sich eine Neuanschaffung eher, als die Reparatur, sofern sie eben überhaupt möglich ist.
Schönes Wochenende,
palmi