Online - Brillenshops

Haben Sie eine Frage an den Augenoptiker zu Ihrer Brille. Stellen Sie hier Ihre Frage. (Hinweis: Wir haben hier keine Redaktion. Die Beantwortung Ihrer Fragen werden von Augenoptikern auf freiwilliger Basis durchgeführt. Es besteht kein Anspruch auf eine Beantwortung)
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herrdelling
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Re: Online - Brillenshops

Beitrag von herrdelling »

zahnfee1960 hat geschrieben: Sie müssen sich in Zeiten der „Geiz ist geil – Mentalität“ und Zeiten, in denen man bei Aldi Schlagbohrmaschinen mit Rechts-Linkslauf und Schnellspannbohrfutter für19€ bekommt ( :roll: Info von meinem Mann) die Frage stellen, wie Sie den unbedarften Brillenträger klar machen, wofür er (in meinem Fall 200€) mehr bezahlen soll! Darüber hinaus kann ich es mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es für den verantwortungsbewussten Brillenträger überhaupt keinen anderen Weg gibt, als den, den Sie mir in Ihren Ausführungen aufgezeigt haben.
Hallo Elisabeth,
wenn ich jetzt die "geiz ist geil"- Mentalität und das daraus resultierende Einkaufsverhalten weiterspinne und eventuell zuspitze, wird dies dazu führen, dass letztendlich alle Produkte spottpreiswert, wahrscheinlich auch billig, sein werden, aber kaum jemand sich diese Produkte dann auch kaufen kann, weil er keinen Arbeitsplatz mehr besitzt, der Staat kaum noch Steuereinahmen, die überwiegend der Mittelstand mit hauptsächlich Familienbetrieben und gesunden Handwerksbetrieben leistet, um die dann überbordenden Sozialleistungen zu finanzieren, weil es diese Betriebe dann irgendwann nicht mehr geben wird.

Ihrer Logik folgend, müssten Sie auch Ihre Lebensmittel online kaufen, weil gleiche Produkte, aber preiswerter, Ihr Auto, die Wohnung, und und und.... Macht aber kaum jemand.
Warum??? Wegen der Haptik, das Produkt anfassen können, sehen im Original, riechen, schmecken.... Manchen Konsumenten ist dieses Erlebnis dann immer noch den Mehrpreis für Lagerhaltung, Löhne, Miete, etc., wert...... das Produkt erhält einen Mehrwert, durch persönliche Kundenbetreuung, etc, der aber auch mehr kostet, als das reine Material, irgendwo im Regal eines Onlinehändlers....
und das trifft für viele Kunden auch auf Brillen zu....
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benkhoff
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Re: Online - Brillenshops

Beitrag von benkhoff »

zahnfee1960 hat geschrieben:Zunächst einmal 2 Fragen:
  • 1)Gibt es vielleicht eine Möglichkeit, dass der mittelständige Augenoptiker auch „sparen“ kann und damit die Brillen preiswerter werden?
    2)Ist das „Konzept“ des traditionellen Augenoptikers mit Ladenlokal, Mitarbeitern, Werkstatt etc. noch ein passendes Konzept, dass in die Zeit passt?
in was für einer Welt leben Sie, zahnfee??? Traumwelt? Taka-Tuka-Land? Lazy Town?? Haben Sie überhaupt schon einmal selbst gearbeitet?? Vermutlich noch nie, denn Sie haben gar keinen Plan.

Natürlich könnten auch wir "Tradis" günstiger anbieten, wenn wir
A) gar keine Löhne mehr zahlen
B) oder nur Hungerlöhne in "Nicht-EU-Ländern" berappen
C) nicht mehr ausbilden
D) die geringstmögliche/billigste Qualität, die hierzulande noch soeben gesetzlich erlaubt ist, anbieten (klar, auch wir könnten Fassungen für unter 1€ einkaufen und für 9,90 verkaufen, auch Gläser könnten wir für Cent-Preise einkaufen und für 9,90 verkloppen --- das ist aber alles nur allergieauslösender SCHROTT und MÜLL!!!)
E) keine Ladenlokale haben (und somit den Vermietern schöne Leerstände bescheren)
F) keine Sozialversicherungen zahlen (dann gibts auch bald keine Renten, HartzIV-Zahlungen und Sozial-Hilfen mehr)
G) keine Steuern zahlen (oder höchtens in Steuer-Oasen)
... lässt sich locker fortsetzten, aber meine Finger rauchen schon

zu 2) lächerlich,
wo wollen Sie denn dann (natürlich für lau) Ihre Internet-Brille anpassen, bzw überhaupt tragbar machen lassen?

Palmi hat nahezu sämtliche (vernünftige, und für Sie nachvollziehbare) Argumente genannt.
Haben Sie dazugelernt oder diese Argumente verstanden? Nein. Scheinbar beratungsresistent.
Wollen Sie uns verstehen? Nein.
Wollen Sie uns ver*******?? Offenbar Ja.
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prüflingsprüfer
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Re: Online - Brillenshops

Beitrag von prüflingsprüfer »

Ruhig Blut Freunde,

nicht sooo aufregen -
denkt an Japan, das[ sind Probleme.

Die Internet-Shopping-Geschichte läuft,
erst wenn die Menschen merken, daß es an den eigenen Geldbeutel geht,
denken sie um, vorher werden alle Argumente immer als Geldgier hingestellt
(sprich: man redet zuwenig miteinander !!)
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benkhoff
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Re: Online - Brillenshops

Beitrag von benkhoff »

zitiere mich hier mal selbst, damit es noch verständlicher wird:
So sägt man langsam, aber beharrlich, an dem Ast, auf dem man sitzt///bzw an dem sozialen System, daß Jeden hierzulande (noch) stützen kann...
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Gerd Bernau
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Re: Online - Brillenshops

Beitrag von Gerd Bernau »

vidi hat geschrieben:Ich bin dafür Plamis Beitrag in den FAQ-Bereich aufzunehmen!

Auch von mir ein dickes Lob.

Von mir auch ein dickes Lob. Ich denke auch , daß Palmi seinen Beitrag in den FAQ-Bereich stellen sollte. Kann er selber machen, ohne diesen in den Diskusionsbereich vorab zu veröffentlichen.

Also Palmi: Nur los...
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palmi
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Re: Online - Brillenshops

Beitrag von palmi »

Hallo Elisabeth,

die 100% sind natürlich der Idealfall, aber wie schon bereits erwähnt ist eine Annäherung sicherlich möglich.
zahnfee1960 hat geschrieben:Zunächst einmal 2 Fragen:
  • 1)Gibt es vielleicht eine Möglichkeit, dass der mittelständige Augenoptiker auch „sparen“ kann und damit die Brillen preiswerter werden?
Natürlich gibt es die Möglichkeit Einsparungen zu treffen, doch auf wessen Schultern werden sie getragen?
Nehmen wir den Verdienst eines Angestellten. Ich nehme mal die dahergegriffene Summe von 1.600 EUR Bruttoverdienst eines Augenoptik-Gesellen nach drei Dienstjahren. Mit Steuerklasse 1 und ohne weitere Abzüge als Lohnsteuer und Sozialversicherungen bleiben runde 1.100 EUR übrig.
Wo soll da gespart werden bei einer mind. 40 Stunden Woche + Samstag. Hinzu kommt in vielen Betrieben das es kein Weihnachts- und Urlaubsgeld gibt.
Natürlich gibt es härtere Jobs die vielleicht sogar weniger bezahlt werden, aber unfair soll ja das "Sparprogramm" nicht enden. Es sollen ja Augenoptiker und Kunde davon profitieren, richtig?

Sparen wir an der Technik in der Werkstatt und im Verkauf, fehlen neuste Messmethoden für die immer besseren und innovativeren Gläser. Und billige Schleifautomaten (die Maschinen, die die Gläser schleifen und kostentechnisch wohl den größten Teil einer vollständigen Augenoptikerwerkstatt ausmachen) gibt es sowieso nicht.
Wo vllt das Größte Sparpotenzial besteht ist in der Ladenausstattung und im Standort. -> ABER: wer geht in einen Laden der sehr billig aussieht und wer geht in einen Laden der eine sehr schlechte Lage hat?
-> Gespart hätte vielleicht der Augenoptiker, aber die Ersparnis bringt ihm nix, weil auch weniger Umsatz da wäre.
Natürlich ist das ganze vereinfacht und wirtschaftsökonmisch hängen noch viel mehr Punkte hier zusammen. Genauso wie in der Punkt Marketing noch eine wichtige Rolle spielt, aber das würde hier nun zu sehr ausarten.

zahnfee1960 hat geschrieben:
  • 2)Ist das „Konzept“ des traditionellen Augenoptikers mit Ladenlokal, Mitarbeitern, Werkstatt etc. noch ein passendes Konzept, dass in die Zeit passt?
In Zeiten von Web 2.0 mag es sicherlich "altertümlich" erscheinen, wenn man von einem richtigen Menschen bedient wird, aber der Augenoptiker entspringt einem Gesundheitszweig und nicht etwa von Luxusartikeln. Ein Arzt ohne Arztpraxis, Angestellte, Labor etc. ist auch irgendwie... sinnlos? Irgendwo muss noch klar erkennbar sein, dass hier Menschen von Menschen betreut werden (müssen), denn anders kann nun einmal eine Brille / KL / Lupen und ähnliches nicht fachgerecht und generell angepasst / verkauft / beraten werden.
Es geht sicherlich inzwischen sehr viel über das Internet, aber dieser Service ganz sicher nicht.

Was aber durchaus in der momentanen Entwicklung der Augenoptiker eine Rolle spielt, dass sind externe Werkstätten die eigenständige Betriebe geführt werden. Das hat für den Augenoptiker den Vorteil, dass er keine Schleifautomaten unterhalten muss, ist aber auf diese Werkstatt trotzdem absolut angewiesen. Schnelle Schleifaufträge oder Sonderwünsche sind dann ausgeschlossen, weil die Werkstatt nicht im Hause ist.

zahnfee1960 hat geschrieben:Im Moment ist es ja so, dass ich als Verbraucher mit dem Preis für die Brille, die ich bei Ihnen als traditionellen Optiker kaufe, genau die Kosten für z.B. Lagerhaltung, Personal, Miete, Refraktion, Versicherung, Steuer, Müllabfuhr etc. finanziere, die der Online-Optiker nicht hat. In meiner ersten Ausführung waren das die besagten 600%, die immerhin 200€ ausmachen.
Falsch! Leider vergleichst du grad zwar ähnliche, aber nicht gleiche Produkte!
Eine solche Preisdifferenz kommt definitiv nicht durch Online-Händler und Lokaloptiker zustande. Hier sind eindeutig Unterschiede in der Qualität und Herstellungsprozess der Grund.
Auch mit billigen Gläsern kann man gut sehen, das stellen wir überhaupt nicht in Frage, aber die Qualität der Beschichtung, Herstellungsprozess, Umweltfreundlichkeit usw., bzw. bei der Fassung die Hautverträglichkeit, Ersatzteillagergröße, Liefergeschwindigkeit durch den Hersteller usw., kostet Geld! Und entweder spart man an der Qualität und kriegt ein günstigeres Produkt oder zahlt mehr und bekommt auch mehr Service. Das ist beim "Durchgucken" zwar nicht feststellbar, aber spätestens wenn in 3 Jahren mal Ersatzteile benötigt werden, zahlt sich ein deutscher Hersteller bei den Fassungen zum Beispiel aus!


Auf die weiteren Punkte gehe ich heute Abend ein, Mittagspause ist nun gleich wieder zu Ende ;D
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prüflingsprüfer
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Re: Online - Brillenshops

Beitrag von prüflingsprüfer »

Interessant auch ein Diskussion zum Thema "Nachhaltigkeit" in der Augenoptik,
welche grad auf "Xing" in der Gruppe Augenoptik(nicht nur Augenoptiker) läuft.
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Vielleser
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Re: Online - Brillenshops

Beitrag von Vielleser »

Interessante Debatte, darf ich trotz alledem bei all der geballten Optikerfachleute-Diskutantenübermacht auch als ganz normaler Optikerkunde mal ein Wort einfließen lassen?

Vorneweg, die Bedenken gegenüber Onlineoptikern verstehe ich voll und ganz, und ich würde mir selbst dort auch nicht mehr als vielleicht eine Zweit-Lesebrille oder Zweit-Arbeitsplatzbrille anfertigen lassen, die ich bedenkenlos auch in der Hobbywerkstatt tragen kann und bei der im Zweifelsfall nicht viel Geld futsch ist, wenn die Gläser dort wegen Farb-, Teer- oder Ölspritzern oder sonstigen Rückständen, Kratzern, Macken etc. Schaden nehmen (es gibt gewisse Handwerkerarbeiten, die macht man gerade als Brillenträger eben OHNE die ollen Baustellen-Schutzbrillen, wenn man DETAILGENAU arbeiten machen muss - glaubt's mir, ich habe das nach Jahrzehnten intensiver Hobbyschraubertätigketi gerade als relativ frischgebackener "Full-time"-Brillenträger verdammt schnell gelernt bzw. lernen müssen ;)).
Obendrein habe ich meinen bisherigen Brillen- und Refraktionsbedarf bisher auch weder bei den hier so viel geschmähten Ketten von F.... oder A.... (oder pro-Dingsbums) gedeckt und gedenke, das auch weiterhin so zu halten.

ABER:
Es kommt mir hier so vor, als hat die Thread-Eröffnerin mit dem Vergleich mit Online-Optikern nicht nur in ein Wespennest gestochen, sondern obendrein bloß noch eins draufgesetzt auf die (sicherlich aus Sicht des "Einzelkämpfer"-Ladens fachlich nicht ganz unberechtigte) Phobie gegen Ketten von F..... oder A.....

ALSO DENN - Hand aufs Herz, liebe Optiker-Einzelkämpfer:
Wenn ich eure Appelle an den Standort Deutschland UND an ordentliche Bezahlung der Mitarbeiter UND an die Statteil- und Ladenstruktur (Vermeidung von Leerständen usw.), richtig verstehe, dann ist es also so:

- Ihr deckt selbstverständlich Euren gesamten Elektronik-, Hifi-, Konsumelektronik-, Video- usw. -bedarf in den kleinen inhabergeführten "Einzelkämpfer"-Geschäften und weder bei MediaMarkt noch bei Saturn noch bei den als Einzelbetrieben getarnten, verkappten Ketten mit dem "EP:..." über der Tür?
- Euren Heimwerkerbedarf kauft ihr selbstverständlich bei den inhabergeführten Eisenwaren- und Werkzeugläden, bei denen der Besitzer noch hinter der Theke steht und euch aus einer ganzen Wand voller Regelschubladen die Schrauben oder Nägel einzeln rausholt und ggf. auch stückweise verkauft, und nicht etwa bei Obi, Hornbach oder ...?
- Euren Haushaltsbedarf deckt ihr selbstverständlich im Haushaltswarengeschäft alter Schule und nicht in den genannten Baumärkten?
- Wenn ihr Handwerkeraufträge vergebt, achtet ihr stets darauf, dass die Handwerker nebst deren Mitarbeiter vor Ort ansässig sind, auch wenn sie vielleicht nen Eurofuffzich mehr kosten, und diese nicht von irgendwoher irgendwelche Billigheimer als Lohnsklavenkolonnen als "Subunternehmer" aus dem Ausland herankarren?
- Gardinen, Bettwäsche usw. werden beim inhabergeführten Aussteuer- und Textiliengeschäft und nicht etwa bei den Mammuts, XXXdingsbums oder sonstigen Molochen auf der grünen Wiese erworben?
und nicht zuletzt:
- Auch bei Lebensmitteln gebt ihr dem Tante-Emma-Laden an der Ecke (zur Stärkung der Geschäftsstrukturen im Ortsteil) den Vorrang?
und - und da schließt sich der Kreis zu der ganzen INTERNET-Bestellgeschichte:
- Eure Bücher aller Art, egal ob Fach- oder Triviallektüre - bringt euch nicht etwa ein Mausklick bei Amazon, sondern ihr geht schön in den inhabergeführten Buchhandel, der euch gerne ausführlichst berät und die gesuchten Titel, so nicht vorrätig ggf. 1 bis 2 Tage später - KNO sei Dank - schon zur Abholung bereithält?

All dies nicht zuletzt zur Stärkung der mittelständischen Gewerbe- und Einzelgeschäftestruktur.

Hand aufs Herz: Wer von euch kann ALLE obigen Fragen immer, bedingungslos und jederzeit (!!) mit JA beantworten?

Wie? Bei soundsovielen Fallbeispielen lautet die Antwort: "Ja, so einen Laden gibt es aber bei uns schon lange nicht mehr"?
Nun denn - dann fragt euch bitte selbst: Hat euer früheres Einkaufsverhalten in diesen Sparten dazu beigetragen, diese Geschäfte am Leben zu halten, oder hat es mit zu deren Garaus beigetragen? ;)

Ihr seht, die Entwicklung, die die inhabergeführten Optikergeschäfte (zu Recht) beklagen, ist allenfalls das ENDE einer sehr, sehr langen und leidigen Entwicklung, bei der aber keine Branche auf Dauer verschont bleiben wird, wenn nicht gewisse Anpassungen an die heutige Situation erfolgen.

Wohlgemerkt: Ich drücke allen inhabergeführten Geschäften dieser Branche die Daumen, dass sie sich noch lange behaupten können. Aber es wäre schön, wenn vielleicht jeder, der selbst als Inhaber oder Mitarbeiter in einem solchen Betrieb zu tun hat, gelegentlich bei diesen Debatten kurz darüber nachdenkt, was er durch sein EIGENES Verhalten dazu beigetragen hat, dass diese von ihm als unschön erkannte Entwicklung auch in ANDEREN Branchen nach Kräften verzögert oder gar abgeblockt wird. Das wäre der Ehrlichkeit der Debatte sicher dienlich.

SIehe z.B. Amazon oder - ärger noch - buch.de (der verlängerte Internetarm von Thalia, die - Recherche auf Spiegel Online hilft weiter - kleinen inhabergeführten Buchläden schon reihenweise den Garaus gemacht hat, erst durch Filialisten vor Ort, dann auf der Internetschiene). Kommt einem bekannt vor, das Szenario? Ei der Daus ... ;)

Nix für ungut, aber ihr sehr es mir hoffentlich nach, dass auch die Kehrseite der Medaille bzw. das "größere Ganze" bei dieser "Internet bzw. Filialketten vs. Ladengeschäft"-Entwicklung (die auch ICH bedenklich finde!) angesprochen wird.

Grüße und viel Erfolg!
Steff
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sachsenmeisterin
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Re: Online - Brillenshops

Beitrag von sachsenmeisterin »

Ich kann auf alle Fragen mit Ja antworten, reicht das ?
Wenn man so sieht, was der liebe Gott auf der Erde alles zuläßt, hat man das Gefühl, daß er immer noch experimentiert.
Peter Ustinov (1921-2004), engl. Schriftsteller u. Schauspieler
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Vielleser
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Re: Online - Brillenshops

Beitrag von Vielleser »

Bei ALLEN Einkäufen und Beschaffungen/Bestellungen, die so im Laufe der Zeit anfallen? Nicht nur gelegentlich?
Dann Kompliment, meine Anerkennng und Hut ab (ganz ehrlich!).
Zuletzt geändert von Vielleser am Montag 14. März 2011, 19:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Gerd Bernau
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Re: Online - Brillenshops

Beitrag von Gerd Bernau »

Vielleser hat geschrieben: ALSO DENN - Hand aufs Herz, liebe Optiker-Einzelkämpfer:
Wenn ich eure Appelle an den Standort Deutschland UND an ordentliche Bezahlung der Mitarbeiter UND an die Statteil- und Ladenstruktur (Vermeidung von Leerständen usw.), richtig verstehe, dann ist es also so:

- Ihr deckt selbstverständlich Euren gesamten Elektronik-, Hifi-, Konsumelektronik-, Video- usw. -bedarf in den kleinen inhabergeführten "Einzelkämpfer"-Geschäften und weder bei MediaMarkt noch bei Saturn noch bei den als Einzelbetrieben getarnten, verkappten Ketten mit dem "EP:..." über der Tür?
- Euren Heimwerkerbedarf kauft ihr selbstverständlich bei den inhabergeführten Eisenwaren- und Werkzeugläden, bei denen der Besitzer noch hinter der Theke steht und euch aus einer ganzen Wand voller Regelschubladen die Schrauben oder Nägel einzeln rausholt und ggf. auch stückweise verkauft, und nicht etwa bei Obi, Hornbach oder ...?
- Euren Haushaltsbedarf deckt ihr selbstverständlich im Haushaltswarengeschäft alter Schule und nicht in den genannten Baumärkten?
- Wenn ihr Handwerkeraufträge vergebt, achtet ihr stets darauf, dass die Handwerker nebst deren Mitarbeiter vor Ort ansässig sind, auch wenn sie vielleicht nen Eurofuffzich mehr kosten, und diese nicht von irgendwoher irgendwelche Billigheimer als Lohnsklavenkolonnen als "Subunternehmer" aus dem Ausland herankarren?
- Gardinen, Bettwäsche usw. werden beim inhabergeführten Aussteuer- und Textiliengeschäft und nicht etwa bei den Mammuts, XXXdingsbums oder sonstigen Molochen auf der grünen Wiese erworben?
und nicht zuletzt:
- Auch bei Lebensmitteln gebt ihr dem Tante-Emma-Laden an der Ecke (zur Stärkung der Geschäftsstrukturen im Ortsteil) den Vorrang?
und - und da schließt sich der Kreis zu der ganzen INTERNET-Bestellgeschichte:
- Eure Bücher aller Art, egal ob Fach- oder Triviallektüre - bringt euch nicht etwa ein Mausklick bei Amazon, sondern ihr geht schön in den inhabergeführten Buchhandel, der euch gerne ausführlichst berät und die gesuchten Titel, so nicht vorrätig ggf. 1 bis 2 Tage später - KNO sei Dank - schon zur Abholung bereithält?
Ich denke mal sollte hervorheben, was palmi in seinem ersten Post geschrieben hat. Es ging auch darum, daß viele sich die Beratung aus den Geschäften holen und danach das Produkt im Onlinehandel bestellen.

Auch ich muss zugeben, daß ich Hifi-Produkte, Computer, Spiele für die Kinde, Bücher online bestelle. Aber ich weis dann auch was ich möchte und habe mir nicht die Beratung woanders geholt.

Dazu kommt aber, daß eine Brille eine individuelle Anfertigung ist. Das hat nichts mit der Kategorie "Haushaltsbedarf" zu tun. Das hat auch nichts mit "Einzelkämpfer" zu tun. Man kann eine Anpassung der Brille einfach nicht über das Internet durchführen.
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herrdelling
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Re: Online - Brillenshops

Beitrag von herrdelling »

Ganz ehrlich lieber Vielleser,
ich hab mein Geschäft sozusagen im "Dorf", und bin davon abhängig vor Ort zu konsumieren, und mache das auch aus Prinzip, meine Beorgungen ausschließlich im Ort zu beschaffen, soweit dies noch möglich ist..... denn aufgrund der "Geiz ist geil"-Mentalität hat der letzte von vormals vier Elektrofachhändlern vor zwei Jahren dichtgemacht....
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Vielleser
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Re: Online - Brillenshops

Beitrag von Vielleser »

Sehr richtig, Herr Bernau.

Aber bitte bedenken Sie, dass es auch anderswo sehr viele gibt, die sich sehr wohl die Beratung (auch im Hifi-Bereich o.ä.) eben doch in kleineren Fachgeschäften holen und hinterher zum MediaMarkt rennen usw. Ebenso in allen anderen beratungsintensiven Handelszweigen. DAS Problem ist beileibe nicht auf Ihre Branche beschränkt.

Das mit der Einzelanfertigung stimmt auch, widerspricht den anderen Kategorien der "Einzelkämpfer"Geschäfte meiner Meinung nach aber nicht wirklich. Denn im Zweifelsfall hat der Kunde nur selbst den Schaden, wenn er meint, er müsse den "beratungslosen" Einkaufs-"Blindflug" machen. Und ich hätte vollstes Verständnis für jeden Optiker, der strikt sagt, dass er z.B. kostenlose Nachjustierungen, Kontrollen u.ä. für die bei ihm (oder äußerstenfalls bei seinen "Partnerbetrieben") gekauften Brillen vornimmt, aber nicht bei jedem x-beliebigen Fremdprodukt, zumal wenn es erkennbar ein Onlineeinkauf ist. Ich hätte jedenfalls allergrößte Hemmungen, eine im Internet erstandene Brille bei meinem "Stammoptiker" einfach so für lau nachjustieren zu lassen. Es war mir ja schon mehr als unangenehm, die dort erstandene Fern- und Raumbrille dort mehr als 1X nachjustieren zu lassen. Aber vielleicht bin ich ja auch nur altmodisch ... ;)

Umgekehrt ist es allerdings auch nicht schön, wenn man als Kunde (selbst schon erlebt) völlig unbegründeterweise den Eindruck haben muss, der Optiker begegnet einem mit äußerstem Misstrauen, sobald man sich nach den gemessenen Werten erkundigt - auch wenn man das wirklich nur deshalb macht, weil man wissen will, "wo man steht" (d.h. was mit den eigenen Augen los ist). Was darin gipfelte, dass z.B. der Pupillenabstand regelrecht vor einem geheimgehalten wurde (gerade so, als ob man spornstreichs die Werte "woanders" weiterverwerten wolle) - auch wenn man nur deswegen neugierig wurde und nachhakte, weil man mitbekommen zu haben glaubte, dass nun mit einem Mal links und rechts gleiche Werte rauskamen, was aber bei der vor ein paar Jahren bestellten Lesebrille nicht der Fall gewesen war. Und man sich nicht erklären konnte, wieso sich am eigenen Kopf nun auf einmal soviel geändert haben sollte (und schielen tut man jetzt auch nicht und tat es auch noch nie ... ;)).
Sie sehen, auch DAS ist keine Einbahnstraße.
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prüflingsprüfer
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Re: Online - Brillenshops

Beitrag von prüflingsprüfer »

tja, die Fragen beantworte ich aus Überzeugung auch mit "ja" -
mit größten Anstrengungen haben wir seit ca. 3 Monaten genau wieder einen
Tante-Emma-Laden hier ums Eck, wir Geschäftstreibende in dieser Straße
unterstützen und bewerben diesen, weil wir wissen, uns geht es nur gut,
wenn die Menschen, welche in unserem Viertel wohnen, auch bei uns kaufen,
wenn sie möglichst alles hier kriegen.
Zugegeben, die Verlockungen des Internets sind riesig, aber ich kämpfe für
den stationären Handel so lange es geht und darum muß ich schon meiner
selbst Willen dort auch kaufen, auch wenn es manchmal vordergründig mehr kostet.

Aus diesen Gründen lehne ich z.B. jeden Zeitungsaboverkäufer-Anrufer ab,
der kauft nie und nimmer bei mir, der Kioskbesitzer von gegenüber sehr wohl
(auch wenn der vielleicht nur ein Zehnerl an der Zeitung jeden Tag hat).

Von der sozialen Komponente eines Einkaufs in einem Ladengeschäft rede ich noch gar
nicht - Kommunikation ist heutzutage fast alles, also redet mit den Leuten in den
Gecshäften und nicht nur stumm im Netz konsumieren.
G
Gerd Bernau
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Re: Online - Brillenshops

Beitrag von Gerd Bernau »

Vielleser hat geschrieben:Sehr richtig, Herr Bernau.

Aber bitte bedenken Sie, dass es auch anderswo sehr viele gibt, die sich sehr wohl die Beratung (auch im Hifi-Bereich o.ä.) eben doch in kleineren Fachgeschäften holen und hinterher zum MediaMarkt rennen usw. Ebenso in allen anderen beratungsintensiven Handelszweigen. DAS Problem ist beileibe nicht auf Ihre Branche beschränkt.
Aber das hatte ich doch im ersten Satz gesagt.
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