"Nur" fortschreitende Presbyopie oder auch weitsichtig?

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Vielleser
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"Nur" fortschreitende Presbyopie oder auch weitsichtig?

Beitrag von Vielleser »

Hallo zusammen
Ich lese hier schon einige Zeit sporadisch mit, und angeregt durch den Thread von ehri01 will ich mal meinen Presbyopie-Fall schildern und um ergänzende Auskunft bitten.

Nachdem sich Kopf- und Augenschmerzen bei der Bildschirmarbeit gehäuft hatten, bekam ich nach zwei ausgiebigen augenärztlichen Untersuchungen (um Glaukom u.ä. auszuschließen) vor 6 ½ Jahren im Alter von 44 Jahren meine erste Lesebrille verordnet.
Werte: R +1,00, L +1,25

Eine Fernbrille hatte ich bis dahin noch nie gebraucht und habe bis heute keine.
Da die Lesebrille beim Lesen wie am PC sofort spürbare Verbesserungen und „Entspannung“ der Augen ergab, trug ich sie von Anfang beim Lesen, am PC und bei anderen Naharbeiten (Basteln etc.) quasi ständig. Nur wurden im Laufe der Zeit (vor allem in den letzten 2 Jahren) die Arme dann doch wieder „zu kurz“. Mittlerweile ist die damalige Lesebrille je nach Schriftgröße bei Leseabständen unter 60 bis 75 cm unbrauchbar, da alles verschwommen wirkt und das Lesen sehr anstrengt. Und nachdem ich die Fertigbrille (+2,00), die ich mir vor etlicher Zeit für die „härteren Fälle“ (Kleingedrucktes, Fotodetails usw.) besorgt hatte, instinktiv immer öfter aufsetzte (auch zu längerem Lesen, am PC usw.), wurde es Zeit für eine neue Lesebrille, die ich seit ca. 4 Wochen habe.
Der Lesetest zur Bestimmung der Stärke beim Optiker ergab folgende Werte:
R +2,50
L +2,75
Eingewöhnung völlig unproblematisch, im gewohnten Leseabstand von ca. 40 cm ist alles wunderbar scharf wie schon lange nicht mehr, Augen „entspannen“ spürbar, und den Vergrößerungseffekt bei dieser Dioptrienzahl empfinde ich als sehr angenehm. Nur dass bei dieser Stärke der „Korridor“, in dem man gestochen scharf sieht, ziemlich schmal ist (Leseabstand ca. 35 bis 45 cm), war etwas gewöhnungsbedürftig, aber das ging auch.

So weit so gut (sogar sehr gut), aber ich mache mir trotzdem meine Gedanken:

Nach dem, was man im Internet liest (wobei aber etliche anscheinend voneinander abschreiben), sind diese Werte für eine Nahbrille wegen Presbyopie für einen mit 50 relativ hoch. Ich frage mich, ob ich vielleicht „überkorrigiert“ bin, kann aber beim besten Willen nichts Anormales feststellen. Die Lesebrille könnte eigentlich nicht besser „funktionieren“, und ich erinnere mich, dass die Optikerin (die den Werten wohl selbst nicht traute) bei der Ermittlung mehrmals zwischen diesen Werten und den nächstschwächeren hin- und herwechselte, aber bei den nächstschwächeren erschien mir die „kleinste“ Testschrift schon wesentlich unschärfer.
Aber trotzdem die Frage: Kann das hinkommen, kann die Akkomodation jetzt schon so stark nachgelassen haben oder kommt da eine leichte, nicht mehr zu akkommodierende Weitsichtigkeit mit zum Durchbruch?

Ich hatte schon bei der ersten Lesebrille bald festgestellt, dass ich mit ihr über den Lesebereich hinaus schärfer als ohne Brille sah (anfangs bis ca. 80 cm-1m, mittlerweile bis über 2 m – dafür ist sie aber wie gesagt unter 60-75 cm unbrauchbar).
Selbst mit der neuen Lesebrille merke ich, dass ich über den Lesebereich hinaus bis auf eine Entfernung von ca. 75-80 cm besser (wenn auch nicht extrem scharf) als ohne Brille sehe, darüber hinaus verkehrt es sich ins Gegenteil.

Wenn ich versuche, ohne Brille ein Objekt (z.B. eine größere Aufschrift auf einem Buchrücken im Regal o.ä.) mit beiden Augen scharf zu fixieren, kommt mir ds ohne Brille erst ab einer Entfernung von ca. 1,20 m „scharf“ vor. Mit dem rechten Auge alleine ist es auch ungefähr diese Entfernung, mit dem linken Auge bleibt es aber noch auf größere Distanzen darüber hinaus leicht unscharf. Blicke ich z.B. mit dem linken Auge aus 1,5 bis 2 m Abstand durch das +1,0-Glas meiner alten Lesebrille auf das Objekt, ist es einwandfrei scharf.
Auch bei der Fernsicht kommt es mir so vor, dass rechts zwar alles scharf ist, links aber gaaanz minimal unscharf bleibt (beim normalen beidäugigen Sehen ist es wieder scharf). Halte ich mir das +1,0-Glas vor das linke Auge, kommt mir die Ferne aber trotzdem unschärfer vor als ohne Brille. Und auf dem rechten Auge wird es mit diesem Wert unangenehm unscharf.
Was sagen die Fachleute dazu?

Da die neue Lesebrille zwar zum Lesen einwandfrei ist, aber für meinen gewohnten Bildschirmarbeitsabstand (60 cm oder etwas mehr) zu stark, will ich demnächst sowieso zum Optiker meines Vertrauens, um wegen einer Bildschirmbrille bzw. einer Brille „mit erweitertem Nahbereich“ vorzusprechen. Das wird aus Zeitgründen aber frühestens im Laufe des Dezember gehen.
Z.Z. trage ich für die Bildschirmarbeit die neue und alte Brille im Wechsel. Mit der neuen geht das bei einem Bildschirmabstand von ca. 45 cm nach kurzer Eingewöhnung auch über Stunden erstaunlich gut, aber auf die Dauer ist mir das mit diesem eigentlich zu geringen Abstand nichts. Mit der alten Brille ginge es zwar auch noch bei über 60 cm Bildschirmabstand, aber nach ca. 2 Stunden wird es regelmäßig mühsam, die Tastatur erscheint noch unschärfer als vorher usw.

Daher die zweite Frage an die Fachleute: Die Stärke für eine reine Bildschirmbrile wird ja wohl irgendwo zwischen jener der alten und der neuen Lesebrille liegen, aber worauf sollte man bei einer Brille für den „erweiterten Nahbereich“ achten? Wieviel „klares Sehen“ auf mittlere Distanzen (über den Bildschirmabstand hinaus) ist ausgehend von der jetzigen Nahkorrektur realistisch erreichbar bzw. könnte man den Nahwert guten Gewissens abschwächen, um dafür auf mittlere Distanzen dazuzugewinnen?
Für reine Leseaufgaben werde ich garantiert auch weiterhin bei meiner reinen Nahbrille bleiben, da ich damit bestens zurechtkomme, es geht mir also vor allem um den „Zwischenbereich“.

Und selbst wenn auf dem linken Auge eine leichte Weitsichtigkeit festgestellt werden sollte, werde ich wohl die Finger von einer Gleitsichtbrille lassen. Ich muss berufsbedingt beim Lesen meistens (oft über Stunden) einen Bereich in der Breite von DIN A3 (2xA4 hochkant) „im Auge behalten“ und auch überfliegen können und dabei ständig zwischen dem linken und dem rechten A4-Blatt hin- und herwechseln. Auch auf die PC-Distanz brauche ich ständig den kompletten Bildschirm im Blick bzw. Überblick. Da kann ich das schmalere Gesichtsfeld einer Gleitsichtbrille nicht gebrauchen, müsste also die Brille sowieso wechseln. Und sooo gravierend kommt mir der eventuelle Korrekturbedarf für die Ferne nicht vor. Lieber wechsele ich zwischen einer reinen Fernbrille und einer Brille für den „erweiterten Nahbereich“. Bin das „Brille rauf, Brille runter“ aus den letzten 6 Jahren eh gewohnt.

So, danke fürs Mitlesen bis hierher. Sachdienliche Meinungen sind hochwillkommen, damit ich vielleicht noch etwas besser abschätzen kann, wo ich denn nun stehe.

Beste Grüße
Steff
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palmi
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Re: "Nur" fortschreitende Presbyopie oder auch weitsichtig?

Beitrag von palmi »

Guten Abend / Morgen Vielleser,

also erst einmal ein Lob für diese ausführliche Fragestellung und Beschreibung deines "Seh-Alltags". Das macht die ganze Erklärung und "Bedarfsermittlung" einfacher ;)
Lass mich zu erst konkret auf deine Fragen eingehen und dann werde ich nochmal etwas auf deine anderen Punkte und Vermutungen ansprechen.

Kann das hinkommen, kann die Akkomodation jetzt schon so stark nachgelassen haben oder kommt da eine leichte, nicht mehr zu akkommodierende Weitsichtigkeit mit zum Durchbruch?
Möglich ist sehr vieles, aber gehen wir mal weg von medizinischen Sonderfällen und Sonstigem, dürfen wir uns bei der Ermittlung für den Nahzusatz nicht allein auf eine Tabelle mit dem Alter und der ungefähren Addition (die Duan'sche Kurve) verlassen. Die Duan'sche Kurve ist nur ein Anhaltspunkt und stimmt bei weitem nicht in jeden Fall überein. Eine geringe Weitsichtigkeit könnte durchaus eine Rolle spielen, warum die Nahkorrektur etwas höher ist, als beim Durchschnitt.
Entscheidend ob eine Fernbrille nötig ist, sofern eine Weitsichtigkeit vorliegt, ist die Sehleistung (Visus) die du im Unterschied mit und ohne Korrektion erreichen würdest. Erreichst du ohne Brille in der Ferne einen Visus von 1,00 (oftmals mit 100% angegeben / gleichgesetzt) und mit Brille würde es auf 1,2 steigen, dann wäre sicherlich eine Verbesserung da, ob es einen effektiven Nutzen für dich hat, ist eine andere Frage, da allein für den Straßenverkehr die Anforderungen ohne Brille mehr als erfüllt wären.
Dennoch muss man hier sagen, dass auch eine Nahkorrektion mit diesen Werten in deinem Alter normal sein kann. Ob für eine Fernbrille Bedarf besteht, kann nur eine Augenvermessung (Refraktion) von deinem Augenoptiker des Vertrauens klären.


Die Stärke für eine reine Bildschirmbrile wird ja wohl irgendwo zwischen jener der alten und der neuen Lesebrille liegen, aber worauf sollte man bei einer Brille für den „erweiterten Nahbereich“ achten?
Also der klassische Aufbau einer Bildschirmarbeitsplatzbrille / Lesebrille mit erweitertem Nahbereich ist einer Gleitsichtbrille ähnlich, aber nicht vergleichbar. Das heißt konkret: ohne eine Stufe, also einer sichtbaren Trennkante oder ähnlichem, erhält das Glas von oben nach unten einen immer höheren, mathematischen Pluswert. Im oberen Abschnitt befindet sich der Bereich der für die Entfernung meist zum Bildschirm* (50 bis 150cm). Verlaufend wird es dann im unteren Bereich immer schärfer für eine Entfernung bis zum gewünschten Leseabstand (ca. 35 bis 45cm).
Bei den allermeisten Herstellern von Arbeitsplatzgläsern hat man die Wahl zwischen zwei Abstufungen, also wieviel Unterschied zwischen oberen Abschnitt und Leseteil besteht. Im Regelfall ist die Stärke der Presbyopie entscheidend, welche Abstufung genommen wird, wobei natürlich letztendlich der gewünschte Abstand zum Monitor und Schriftstück ausschlaggebend sein sollte.

* Es gibt zum Beispiel von der Firma ZEISS ein "Raumdistanzglas". Einfach gesagt ist es die Kombination aus Gleitsichtbrille und Officebrille, wobei ich persönlich der Meinung bin, dass es nichts Halbes und nichts Ganzes ist. Vorteil solch eines Glases soll sein, dass man auch über den PC hinaus auf eine Entfernung bis 4m noch scharf sehen kann, aber immer noch breitere Bereiche zur Verfügung hat, als mit der Gleitsichtbrille. Nachteil hiervon ist allerdings, dass eine sehr große Höhe bei der Glasscheibe gewählt werden muss und auch nicht jeder Kunde damit klar kommt, denn ein Kantinengang wird deswegen nicht so reibungslos funktionieren wie mit einer Gleitsichtbrille, aber etwas besser als mit einer Officebrille. Eben nichts Halbes und nichts Ganzes :o

Wieviel „klares Sehen“ auf mittlere Distanzen (über den Bildschirmabstand hinaus) ist ausgehend von der jetzigen Nahkorrektur realistisch erreichbar bzw. könnte man den Nahwert guten Gewissens abschwächen, um dafür auf mittlere Distanzen dazuzugewinnen?
Rein theoretisch kann man dir das sogar ausrechnen, ist nun aber in Abhängigkeit von einer eventuellen Weitsichtigkeit ;)
Ansonsten wäre eine Einstärkenbrille auf den Zwischenbereich angepasst sicherlich für dich interessant, nur sollte dir klar sein, dass dann längeres Lesen auf Dauer wieder schwieriger wird. An und für sich könntest du mit einer abgeschwächten "Lesebrille" auch noch in 40cm was lesen und auf den Monitor scharf blicken, aber du gehst einen Kompromiss, der da lautet: Zwischenbereich scharf, Nähe nur kurzzeitig scharf und einigermaßen angenehm lesbar. Im Endeffekt genau so, wie du es mit deiner 6½ Jahren alten Brille beschreibst.

Um dir eine Empfehlung aussprechen zu wollen, würd ich dir zu einer klassischen Bildschirm-Arbeitsplatzbrille raten, wie du es schon selbst gesagt hast. Die Degression (bei einer Bildschirmarbeitsplatzbrille gibt man mit Degression das an, was vom Leseteil her nach oben hin reduziert, mehr minus, wird) sollte bei 1,25 oder 1,50 liegen, je nachdem was für dich bei der Ferne herausspringt. Aber da kann dir der Augenoptiker vor Ort mehr sagen und empfehlen. Du solltest dir nur bei der Beratung und Bestellung im Klaren sein, auf welche Entfernung diese Brille maximal scharf sein soll, also wie weit du im obersten Teil damit schauen möchtest.

Warum es im Übrigen mit einer reinen Lesebrille bei dir nicht mehr getan ist, liegt ganz einfach daran, dass der Unterschied zwischen Ferne (sagen wir mal er wäre bei dir 0,00 dpt) und Nähe nun immer größer geworden ist. Während dein Akkommodationsgebiet früher (vor ca. 7 Jahren) bis auf die Armlänge "heran" einwandfrei funktionierte, du also bis zum ausgestreckten Arm die Sachen scharf sehen konntest, wird es mit zunehmenden Alter deutlich kleiner.
Konkret: die Arme sind zu kurz um ein Schriftstück so zu halten, dass es noch angenehm lesbar ist. Eine Brille, die den Abstand von Armlänge (ca 50-60cm) bis auf 35cm "scharf stellt", genügte dir vollkommen.
Nun aber merkst du schon bei 200cm Probleme und eine Einstärkenbrille allein, kann nicht mehr die gewünschte Entfernung von 200cm auf 35cm ausgleichen, daher ist eine Brille mit mehreren Stärken notwendig, um dir cm für cm ein scharfes Bild zu liefern. Daher würdest du mit einer abgestimmten Einstärkenbrille allein nur einen Kompromiss eingehen, wenn du von 200cm bis 35cm stufenlos scharf sehen willst.

Ich finde deinen Ansatz vor allem sehr gut zu sagen, lieber noch eine Lesebrille und Fernbrille extra, denn das erleichtert dir ungemein den Alltag. Gerade wenn du neben der klassischen Büroarbeit noch ein Hobby wie zum Beispiel Modellbau hast, da ist eine reine Lesebrille das einzig Wahre und die Arbeitsplatzbrille hilft nur bedingt weiter.

Vielleser hat geschrieben:Wenn ich versuche, ohne Brille ein Objekt (z.B. eine größere Aufschrift auf einem Buchrücken im Regal o.ä.) mit beiden Augen scharf zu fixieren, kommt mir ds ohne Brille erst ab einer Entfernung von ca. 1,20 m „scharf“ vor. Mit dem rechten Auge alleine ist es auch ungefähr diese Entfernung, mit dem linken Auge bleibt es aber noch auf größere Distanzen darüber hinaus leicht unscharf. Blicke ich z.B. mit dem linken Auge aus 1,5 bis 2 m Abstand durch das +1,0-Glas meiner alten Lesebrille auf das Objekt, ist es einwandfrei scharf.
Auch bei der Fernsicht kommt es mir so vor, dass rechts zwar alles scharf ist, links aber gaaanz minimal unscharf bleibt (beim normalen beidäugigen Sehen ist es wieder scharf). Halte ich mir das +1,0-Glas vor das linke Auge, kommt mir die Ferne aber trotzdem unschärfer vor als ohne Brille. Und auf dem rechten Auge wird es mit diesem Wert unangenehm unscharf.
Was sagen die Fachleute dazu?
Die einfache Erklärung hierfür liegt in dem geringen Unterschied zwischen dem rechten und linken Auge. Das rechte Auge liegt "näher" bei 0.00 Dioptrien und ist deswegen sozusagen "immer ein Tick schärfer" auf gleicher Entfernung wie das linke Auge. Das mag natürlich beim gucken mit nur einem Auge spürbar sein, aber da wir ja mit beiden Augen zusammenarbeiten und auch die Brillen darauf abgestimmt sind, sollte es kein weiteres Problem darstellen.
Kunden mit 2,00 Dioptrien oder mehr Unterschied zwischen links und rechts, und am besten noch einer Kurzsichtigkeit, spüren diesen Effekt noch deutlich krasser, da meist ein Auge mehr für die Ferne und das andere für die Nähe "arbeitet". Aber das ist eine andere Geschichte... :mrgreen:


Ich hoffe ich konnte dir soweit deine Fragen beantworten und falls ich grad im Eifer des Gefechts und zu dieser späten Stunde etwas falsch gedüddelt habe, dann soll mich doch ein Kollege hier berichtigen ;)
Schönen Mittwoch euch allen!
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Vielleser
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Re: "Nur" fortschreitende Presbyopie oder auch weitsichtig?

Beitrag von Vielleser »

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort, Palmi!
Damit ich doch schon etwas klarer (im wahrsten Sinn des Wortes) klarer.

Nur um eines klarzustellen: Natürlich erwarte ich keine punktgenaue Ferndiagnose, und natürlich soll der Optiker alle Checks auf das Gründlichste machen, wenn konkret das Thema „Computerbrille“, „Raumbrille“ (o.ä.) ansteht. Ich versuche nur, schon vorab etwas genauer rauszufinden, woran ich bei meinen Gegebenheiten bin.

Es ist mir klar, dass ich mit den Dioptrienwerten meiner jetzigen Nahbrille (R +2,50/L +2,75) längst nicht mehr den ganzen Bereich, in dem es beim Sehen ohne Brille unscharf wird, abdecken kann, zumal dieser bereich schon sehr lang geworden zu sein scheint (siehe unten). Jenseits von 45 cm Leseabstand wird es ja mit dieser Brille schnell unscharf (muss, wenn die Internetquellen stimmen, bei diesen Werten wohl so sein).

Dass das mit dem üblichen Bildschirmabstand von ca. 60 cm (oder etwas mehr) nicht mehr zusammenpasst, ist auch klar. Bin trotzdem erstaunt, wie schnell ich mich an ermüdungsfreies auch längeres PC-Arbeiten bei ca. 45 cm Bildschirmabstand mit dieser Brille gewöhnt habe (habe gerade3 Stunden Überstunden am PC hinter mir). Mit der alten Lesebrille geht es bei 60-65 cm Bildschirmabstand zwar auch noch einigermaßen, aber nach einiger Zeit wird es regelmäßig mühsam, ist also „augen“scheinlich keine Dauerlösung mehr. Aber auf Dauer ist mir bei nur 45 cm Abstand nicht wohl, deswegen die Sache mit der Bildschirmbrille.

Worauf ich hinauswill, ist dies:
Mit der alten Lesebrille kann ich zwar im Nahbereich nichts mehr anfangen, aber so ab 60-80 cm bis ca. 2 bis 3 m ist das Sehen damit besser als ohne Brille (je weiter weg, desto geringer ist der Unterschied, aber doch spürbar beim direkten Vergleich, wenn man abwechselnd über den oberen Brillenrand und durch die Gläser schaut). Ich verwende sie deshalb auch nach wie vor z.B. für Bastel- und Garagenarbeiten, bei denen der gegenüber dem „brillenlosen“ Zustand deutlich schärfere Sehbereich zwischen ca. 60 cm und 1 m sehr willkommen (und subjektiv auch nötig) ist.
Wenn man jetzt diesen „Zwischenbereich“ mit der passenden Stärke für die Bildschirmentfernung und mit dem Nahbereich kombinieren könnte, wäre das ideal. Ich rätsele nur, bis zu welcher Entfernung das Scharfsehen damit ausgehend von meiner jetzigen Nahkorrektur noch in einem einzigen Brillenglas ungefähr funktionieren würde.

Wie schon gesagt, habe ich den Eindruck, dass ich beim Fixieren (Scharfstellen) eines näher gelegenen Objekts, an dem man „scharf“ von „unscharf“ unterscheiden kann (z.B. größere Buchaufschriften oder Beschriftungstexte) ohne Brille erst ab ca. 1,20m Abstand (je nach Einzelfall auch ein bisschen mehr) das Objekt „scharf“ sehe. (Heißt das jetzt, dass mein Nahpunkt schon in diese Entfernung weggewandert ist oder verstehe ich da etwas falsch?) Auf jeden Fall ist da eine Lücke zum Bildschirmabstand.
Eines wundert mich da an deinen Aussagen:
palmi hat geschrieben: würd ich dir zu einer klassischen Bildschirm-Arbeitsplatzbrille raten, wie du es schon selbst gesagt hast. Die Degression (bei einer Bildschirmarbeitsplatzbrille gibt man mit Degression das an, was vom Leseteil her nach oben hin reduziert, mehr minus, wird) sollte bei 1,25 oder 1,50 liegen, je nachdem was für dich bei der Ferne herausspringt. !
Wenn ich diese Werte von meiner jetzigen Nahkorrektur abziehe, bin ich wieder so ziemlich bei den Werten meiner alten Lesebrille. Die kommt mir für die Bildschirmarbeit (zumindest für längerers Bildschirmarbeiten, nicht nur für 10 oder 20 min Surfen) aber mittlerweile auch eher suboptimal vor. Hatte vor einiger Zeit, als ich sogar für längere PC-Arbeit die Fertigbrille mit +2,00 trug, subjektiv den Eindruck, dass das bei ca. 60 cm Bildschirmabstand sogar mit diesem Wert besser und länger ermüdungsfrei funktionierte. Oder bezeichnet diese Degression von 1,25 bis 1,50 den Wert für den Sehbereich in einer Entfernung ÜBER den Bildschirmabstand hinaus (der nach meinem laienhaften Verständnis ja dann geringer sein müsste) eher am oberen Glasrand und für den PC schaut man an einer Stelle durch die Gläser, die eine Korrektur z.B. irgendwo zwischen +1,25 und +2,75 hat?
Deswegen meine Frage, ob z.B. ein etwas schwächerer Nahkorrekturbereich in dieser Bildschirmarbeitsplatzbrille (z.B. +2,50 oder +2,25 statt +2,75), bei dem man –außer vielleicht das ziemlich Kleingedruckte oder Kontrastarme – auch noch scharf wird lesen können, etwas für einen etwas „längeren“ Bereich des scharfen Sehens über den Bildschirmabstand hinaus bringt. Oder verstehe ich da auch wieder etwas falsch?

Ich weiß - erst bei einer genauen Messung beim Optiker weiß man die wirklich exakte Antwort, aber man macht sich halt seine Gedanken, damit man bei der späteren Beratung durch den Optiker schon vorab eine bessere Vorstellung von den Zusammenhängen hat.

Danke fürs Mitlesen – und falls jemand weiteres Licht ins Dunkel (bzw. ins Unscharfe) bringen kann, freue ich mich über jede fachmännische Meinung.

Gruß
Steff
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palmi
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Re: "Nur" fortschreitende Presbyopie oder auch weitsichtig?

Beitrag von palmi »

Guten Abend Vielleser,

um mal gleich mit der "Arbeit" zu beginnen:
Vielleser hat geschrieben:Wenn man jetzt diesen „Zwischenbereich“ mit der passenden Stärke für die Bildschirmentfernung und mit dem Nahbereich kombinieren könnte, wäre das ideal. Ich rätsele nur, bis zu welcher Entfernung das Scharfsehen damit ausgehend von meiner jetzigen Nahkorrektur noch in einem einzigen Brillenglas ungefähr funktionieren würde.
1. Es ist kein Problem die Bildschirmentfernung (Zwischenbereich) und den Nahbereich zu kombinieren. In diesem Falle ist eben dann eine Bildschirmarbeitsplatzbrille (Officebrille, Lesebrille mit erweitertem Nahbereich usw.). Ohne eine sichtbare Trennkante (klick mich) verläuft vom oberen Teil des Brillenglases stufenlos der Übergang von Zwischen- zum Nahbereich. Diese Brillengläser sind wirklich genau auf den Einsatz vor dem Bildschirm abgestimmt. Sie funktionieren einwandfrei, solang die Wirbelsäule aufrecht ist, das kann im Sitzen als auch im Stehen sein.

Entscheidend hierbei ist: sie bieten die optischen und ästhetischen Vorteile einer Gleitsichtbrille...
  • stufenloses Sehen zwischen den Bereichen
  • keine Trennkante
  • kein Bildsprung (zwischen den zwei Bereichen ist eine Sehlücke)
... vermeiden aber gezielt die Nachteile einer Solchen im Zwischenbereich:
  • sehr breite Blickbewegungen zum Rand ohne Verzerrungen
  • "ruhigeres" Sehen im Nahbereich, da Stärkenunterschied vom Zwischen- zum Nahbereich geringer als bei Gleitsichtbrille
2. Wie schon gesagt, unterscheiden sich die Hersteller hier nur geringfügig in ihren Ausführungen bei Officebrillen. Meist werden zwei Degressions-Stufen angeboten. Wenn sich der Kunde nicht ganz schlüssig über die Abstände an seinem Arbeitsplatz ist oder er gerne einfach mal den Vergleich zwischen diesen beiden Stufen haben möchte, dann kann ich ihm das problemlos anhand einer Probierbrille demonstrieren. Dort kann dir dann der Augenoptiker deines Vertrauens den Wert für den Zwischenbereich einsetzen und du probierst es mal im Laden aus. Sollte eigentlich kein Problem darstellen.
Empfehlenswert wäre es natürlich die Abstände deines Arbeitsplatzes zu kennen, aber da du ja schon fleißig am experimentieren bist, sollte auch dies kein Hindernis sein. Nun noch sämtliche Brillen die bei dir Verwendung finden eingepackt und dich ausführlich beraten lassen. :wink:
Vielleser hat geschrieben:Wie schon gesagt, habe ich den Eindruck, dass ich beim Fixieren (Scharfstellen) eines näher gelegenen Objekts, an dem man „scharf“ von „unscharf“ unterscheiden kann (z.B. größere Buchaufschriften oder Beschriftungstexte) ohne Brille erst ab ca. 1,20m Abstand (je nach Einzelfall auch ein bisschen mehr) das Objekt „scharf“ sehe. (Heißt das jetzt, dass mein Nahpunkt schon in diese Entfernung weggewandert ist oder verstehe ich da etwas falsch?)
Absolut richtig verstanden! Deine Augenlinse verliert eben immer mehr die Fähigkeit, sich auf Objekte in der Nähe einzustellen. Die geschieht eben allmählich und erst gleicht man das durch die Arme aus. Werden die "zu kurz", dann muss oft die erste Lesebrille her. Sofern es wie bei dir im Falle, nur die Nähe ist. Kurzsichtige "schummeln" sich oftmals ohne Brille oder mit dem klassischen "Drübergucken" durch ;)
Vielleser hat geschrieben:Wenn ich diese Werte von meiner jetzigen Nahkorrektur abziehe, bin ich wieder so ziemlich bei den Werten meiner alten Lesebrille. Die kommt mir für die Bildschirmarbeit (zumindest für längerers Bildschirmarbeiten, nicht nur für 10 oder 20 min Surfen) aber mittlerweile auch eher suboptimal vor.
Der Abzug der Degression von deinen Nahwerten entspricht dann dem Punkt, den du am weitesten mit der Officebrille sehen könntest.
Einfach gesagt: "Schausd oben durch, konnst so oda so weid maximol klotzn" :mrgreen:
Im Laden ausprobieren (Probierbrille), was dir am angenehmsten erscheint.
Vielleser hat geschrieben:Deswegen meine Frage, ob z.B. ein etwas schwächerer Nahkorrekturbereich in dieser Bildschirmarbeitsplatzbrille (z.B. +2,50 oder +2,25 statt +2,75), bei dem man –außer vielleicht das ziemlich Kleingedruckte oder Kontrastarme – auch noch scharf wird lesen können, etwas für einen etwas „längeren“ Bereich des scharfen Sehens über den Bildschirmabstand hinaus bringt. Oder verstehe ich da auch wieder etwas falsch?
Einstärkenbrille => angepasst auf eine Entfernung deiner Wahl
Beispiel:
  • Bildschirm im Abstand von 60cm
  • Brille auf 60cm genau abgestimmt
Folge:
  • Sehen auf 120cm unscharf
  • Sehen auf 100cm unscharf
  • Sehen auf 80cm unscharf
  • Sehen auf 60cm ideal
  • Sehen auf 40cm für paar Minuten okay, auf Dauer anstrengend -> ermüdend
  • Sehen auf 30cm unangenehm, aber bei gutem Licht machbar -> stärker ermüdend
Einstärkenbrille => angepasst auf eine Entfernung deiner Wahl
Beispiel:
  • Bildschirm im Abstand von 60cm
  • Brille auf 45cm genau abgestimmt
Folge:
  • Sehen auf 120cm unscharf
  • Sehen auf 100cm unscharf
  • Sehen auf 80cm unscharf
  • Sehen auf 60cm unscharf
  • Sehen auf 40cm ideal
  • Sehen auf 30cm für mehrere Minuten okay, auf Dauer vielleicht anstrengend
Officebrille
Beispiel:
  • Bildschirm im Abstand von 60cm
  • Brille mit Dregession 1.25
Folge:
  • Sehen auf 120cm sehr gut
  • Sehen auf 100cm sehr gut
  • Sehen auf 80cm sehr gut
  • Sehen auf 60cm sehr gut
  • Sehen auf 40cm sehr gut
  • Sehen auf 30cm für mehrere Minuten okay, auf Dauer vielleicht anstrengend
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Re: "Nur" fortschreitende Presbyopie oder auch weitsichtig?

Beitrag von Vielleser »

Herzlichen Dank, Palmi, für die Mühe, die du dir mit der Beantwortung meiner Fragen gemacht hast.

Nach deinen „Musterberechnungen“ kommt dein Beispiel der Officebrille mit der Degression 1,25 meinen Vorstellungen dann ja schon sehr nahe. Damit wäre der Lese-, der Bildschirmbereich und auch der sonstige Naharbeitsbereich für handwerkliche Tätigkeiten ungefähr so abgedeckt, wie ich es mir vorstelle (und fürs LÄNGERE Lesen ist ja sowieso auch die Einstärken-Lesebrille da).
Sehe ich das bei dieser "stufenlos" variablen Dioptrienzahl richtig: Je nachdem, auf welcher Höhe ich durch die Gläser schaue, variiert auch die Addition, mit der ich den Bildschirm betrachte (also auch der ideale Bildschirmabstand)?

Wenn ich noch eine Frage stellen dürfte: Welche Glashöhe würdest du bei so einer Officebrille als Minimum empfehlen? (Nur dass ich weiß, welche Fassungen im Laden dann gleich ausscheiden)

Bliebe dann nur noch abzuwarten, was der Optiker bei der Untersuchung dazu meint, dass auf dem linken Auge bei mir auch noch weit über den offensichtlich auf ca. 1,20 weggerückten Nahpunkt hinaus alles konstant ganz leicht unscharf bleibt und was sich dahinter verbirgt (was einem beim Sehen mit beiden Augen nicht auffällt, aber wenn man das rechte Auge zuhält, eben schon).

Nochmals danke!
Steff
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palmi
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Re: "Nur" fortschreitende Presbyopie oder auch weitsichtig?

Beitrag von palmi »

Vielleser hat geschrieben:Herzlichen Dank, Palmi, für die Mühe, die du dir mit der Beantwortung meiner Fragen gemacht hast.
Na dafür werd ich doch bezahlt.. oder? :lol:
Vielleser hat geschrieben:Sehe ich das bei dieser "stufenlos" variablen Dioptrienzahl richtig: Je nachdem, auf welcher Höhe ich durch die Gläser schaue, variiert auch die Addition, mit der ich den Bildschirm betrachte (also auch der ideale Bildschirmabstand)?
Diese Gläser sind darauf ausgelegt, dass der Träger der Brille eine gerade, aufrechte Wirbelsäule hat.
Wenn du vor deinem Bildschirm sitzt, dann schaust du mit einem recht geraden Blick in den Monitor... oder auf die hübsche Kollegin dahinter, je nachdem... :P
Auf alle Fälle, ist der Blick in den aller meisten Fällen fast parallel zum Fußboden. Die Augen und der Kopf arbeiten "Hand in Hand" zusammen und wenn du etwas lesen möchtest, dann drehen sich deine Augen hauptsächlich nach unten. Der Kopf geht nur ein wenig mit.
Genau diese natürliche Körperhaltung und -handhabung nutzen diese Gläser aus. Schaust du also durch das untere Drittel des Brillenglases, dann ist dieser Teil fast ausschließlich auf eine Entfernung von 40cm abgestimmt oder noch näher, je nach Kundenwunsch.

Natürlich könntest du auch durch das untere Drittel den Monitor erkennen, aber du müsstest den Kopf stark ins Genick neigen und sehr verkampft, unerotisch (wegen der Arbeitskollegin ;D ) und unergonomisch auf den Bildschirm blicken. Und auf die Entfernung von ca 40cm mit dem Kopf herangehen.
Vielleser hat geschrieben:Wenn ich noch eine Frage stellen dürfte: Welche Glashöhe würdest du bei so einer Officebrille als Minimum empfehlen? (Nur dass ich weiß, welche Fassungen im Laden dann gleich ausscheiden)
Das kommt auf die Hersteller-Angaben drauf an. Im Regelfalle sollte der Nulldurchblickspunkt (du schaust parallel bei natürlicher Kopf- & Körperhaltung in die Ferne) 20 bis 22mm liegen. Je nach Hersteller unterscheiden sich hier die Mindestempfehlungen und Erfahrungswerte. Oftmals ist aber "etwas mehr" besser. Aber triff die Fassungsauswahl mit deinem Augenoptiker. ;)
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Re: "Nur" fortschreitende Presbyopie oder auch weitsichtig?

Beitrag von Vielleser »

palmi hat geschrieben:
Auf alle Fälle, ist der Blick in den aller meisten Fällen fast parallel zum Fußboden. Die Augen und der Kopf arbeiten "Hand in Hand" zusammen und wenn du etwas lesen möchtest, dann drehen sich deine Augen hauptsächlich nach unten. Der Kopf geht nur ein wenig mit.
Aha, deshalb sagen die Ergonomieempfehlungen dann wohl also (Brille hin oder her), dass die Bildschirmoberkante idealerweise etwas unter der Augenhöhe liegen sollte. Damit würde man beim Blick auf den Bildschirm etwas abwärts schauen und der Blick würde schon in einem höheren Dioptrienbereich als im oberen Teil der Gläser liegen?

Ist ja für die reine PC-Arbeit kein Problem, mit der entsprechenden Haltung, und meine Wirbelsäule ist auch OK. Aber wenn ich daran denke, wie ich beim längeren Surfen oft vorm Bildschirm herumlümmele, dann wird das ja noch eine schöne Umgewöhnung werden .. :lol: Spaß beiseite: Kerzengerade ist an sich wirklich kein Problem, aber man will sich ja auch nicht verkrampfen müssen, weil man immer einen ganz bestimmten Punkt auf dem Glas "suchen" muss (merke da meine Nackenmuskeln relativ schnell ...).
palmi hat geschrieben: Im Regelfalle sollte der Nulldurchblickspunkt (du schaust parallel bei natürlicher Kopf- & Körperhaltung in die Ferne) 20 bis 22mm liegen. Je nach Hersteller unterscheiden sich hier die Mindestempfehlungen und Erfahrungswerte. Oftmals ist aber "etwas mehr" besser. Aber triff die Fassungsauswahl mit deinem Augenoptiker. ;)
Nulldurchblickspunkt? Da sagt mir Google auch nicht viel. Aber der Optiker wird's schon wissen. Werde wohl ohnehin meine bessere Hälfte zur Fassungsauswahl mitschleppen. Und dann wird man schon auf einen Nenner kommen ... ;)

In diesem Sinne ... ;)
V
Vielleser
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Registriert: Samstag 6. November 2010, 15:43

Re: "Nur" fortschreitende Presbyopie oder auch weitsichtig?

Beitrag von Vielleser »

Falls es jemanden interessiert, wie es denn nun weiterging:

Die Messung der Fernrefraktion beim Optiker ergab:

R: sph +0,25
L: sph +1,25 Cyl -0,50 Achse 110

Mein Verdacht, dass da noch eine gewisse latente Weitsichtigkeit zum Durchbruch kam (vor allem auf dem linken Auge), stimmte also.

Habe mir daher eine Fernbrille machen lassen, die ich jetzt seit einer Woche habe. Der Unterschied ist zwar rechts kaum wahrnehmbar, links und insgesamt aber schon ein bisschen mehr, und wenn ich bedenke, dass ich mit dem linken Auge bei dem fürs Autofahren notwendigen Mindestvisus die Latte gerissen hätte, dann ist das jetzt auch besser so.

Da – wie gesagt - eine Gleitsichtbrille für mich derzeit nicht in Betracht kommt (brauche in der Lese- und vor allem Bildschirmdistanz einfach ein weitaus breiteres Sichtfeld ) habe ich mir gleichzeitig eine Computer-/ Arbeitsplatzbrille anpassen lassen.

Werte:
R: sph +0,25 Add 1,75
L: sph +1,25 Cyl -0,50 Achse 110 Add 1,75
Degression 1,25 dpt (in der PC-Bildschirm-Distanz um 0,75 abgeschwächt, im oberen Bereich des Glases – für die Entfernungen über die Bildschirmdistanz hinaus – nochmal um 0,50).
Gläser sind von Hoya.
Die habe ich seit gestern, die Eingewöhnung läuft also noch, aber es klappt damit am PC und im Nah- und Zwischenbereich schon erstaunlich gut. Die Randunschärfen sind zwar wahrnehmbar, sind aber (relativ) so gering ausgeprägt, dass man sie oft schon wahrnehmen WOLLEN muss, damit sie wirklich deutlich auffallen. Ein bisschen Kopfmitdrehen, auch am PC, muss jetzt halt wohl immer sein … Dafür ist aber im oberen Bereich des Glases der klare Durchblick auch bis auf ca. 3-4 m so scharf wie mit der Fernbrille und lässt darüber hinaus nur relativ langsam nach.
Da nehme ich es dann gerne in Kauf, öfters mal zwischen Fernbrille und Arbeitsplatzbrille (bzw. ggf. Lesebrille) wechseln zu müssen.
Ein bisschen störend finde ich nur, dass die Objekte (Bildschirm, Zeitschriften, Inhalte der Bücherschränke usw.) ihre Rechteckform in eine leichte Trapezform verändern, wenn man den Blick von links nach rechts (und wieder zurück) darüberschweifen lässt. Optisch fertigungsbedingt, unvermeidlich, Gewöhnungssache (hatte bei meiner allerersten Lesebrille ganz am Anfang einen ähnlichen Eindruck, aber natürlich weniger stark, und er war irgendwann auch nicht mehr wahrnehmbar), oder ist da was korrekturbedürftig??

Ganz ohne Lesebrille wird es ohnehin nicht gehen, denn der Nahbereich der Computerbrille ist für mich, so wie ich ihn fürs LÄNGERE Lesen brauche, doch etwas schmal.

Daher eine Frage an die Fachleute: Da nach Ansicht der Optikerin (die sich wirklich viel Zeit genommen hat) die letzte Lesebrille (die in der anderen Filiale nur nach der Lesetafel für die Nähe angepasst worden war, ohne nach einer möglichen latenten Weitsichtigkeit zu fahnden) nicht ordnungsgemäß angepasst worden war, werde man die Gläser auf Wunsch auf Kulanz anhand der aktuellen Werte ändern, damit die ungleiche Weitsichtigkeit links/rechts und auch der links vorhandene Astigmatismus korrigiert werden. Meine Frage also: Wie dringlich angeraten ist diese Anpassung, auch angesichts der jetzt festgestellten Astigmatismuswerte (die in der Lesebrille ja nicht korrigiert worden waren)? Kann es sein, dass die Augen auf die Dauer „durcheinanderkommen“, wenn sie mal mit, mal ohne diese Korrektur „arbeiten“ müssen und auch die Nahwerte nicht genau passen (obwohl ich beim Lesen mit der im Oktober angeschafften neuen Lesebrille nach wie vor keine Probleme habe)?

Zudem ist die Add +1,75 von der Optikerin bei der Computerbrille bewusst knapp gewählt worden: Die kleinste Schrift auf der Lesetafel ist nur spürbar unschärfer als mit der Lesebrille zu lesen. Die Frage „Wann brauchen Sie so eine kleine Schriftgröße schon einmal?“ ist zwar nachvollziehbar, und im Interesse von mehr Schärfe weiter in den Raum hinein nehme ich das gerne in Kauf, aber bei der Lesebrille will ich alles optimal scharf haben, denn auch die kleinere Schrift braucht man öfters als man denkt (angefangen bei CD-Booklets…). Ich denke, bei der geänderten Lesebrille wird die Add. dann schon um +0,25 oder vielleicht gar +0,50 höher (als bei der Computerbrille) sein dürfen, damit es beim Lesen wieder genauso entspannend ist wie mit der derzeitigen, „technisch“ eigentlich gar nicht optimal angepassten Lesebrille.

Was meinen die Fachleute?

Grüße und Danke im Voraus
Steff
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