palmi hat geschrieben:Lieber kolleesche,
gerne würde ich sehen, woher Sie die Information haben, dass...
- 1. Stäbchen eine schnellere Reaktionszeit als Zapfen haben;
- 2. Stäbchen für die Bewegungswahrnehmung am Tage hauptsächlich funktionieren.?
Solide Ausbildung...
Lerne aber gerne dazu, z.B. würde mich im Gegenzug brennend interessieren, wie die Behauptung, man würde schnell bewegte Objekte später erkennen wenn sie nicht blau sind, zustandegekommen ist. Ist für mich so nicht nachvollziehbar, es sei denn, man begründete es damit, daß die schneller reagierenden Stäbchen ihr Empfindlichkeitsmaximum im blauen Bereich haben und durch einen Blaufilter bei der gemeinschaftlichen Netzhautbildbewertung quasi "die rote Karte" gezeigt bekommen. Habe ein solches Argument aber bisher noch nie gehört, es würde - wenn überhautpt - wahrscheinlich auch nur bei ohnehin nicht verkehrstauglichen Kantenfiltern greifen.
Schweife jetzt mal kurz ab, sorry...
Abgesehen davon muß man zwei Dinge auseinanderhalten: a) die unterschiedlichen Reaktionszeiten von Stäbchen und Zapfen und b) die unterschiedliche Weiterleitungsgeschwindigkeit von hellen und dunklen Seheindrücken ans Gehirn.
Auswirkungen in der Praxis(!):
zu a): Das Flimmern einer (älteren) Bildröhre ist im peripheren Blickfeld (mehr Stäbchen) noch zu sehen, während es im zentralen Blickfeld (mehr bzw. ausschließlich Zapfen) nicht auffällt. Patienten mit Makuladegeneration (Bereich mit höchster Zapfendichte ist defekt) klagen häufiger über die Wahrnehmung von Flimmern (Neonröhren, Bildschirme usw.) als Menschen mit gesunden Augen.
Evolutionsgeschichtlich sind diese Gegebenheiten auch von Vorteil: je schneller Bewegungen am Rand des Gesichtsfelds wahrgenommen und dem Gehirn gemeldet werden, desto größer war vermutlich die Chance, dem dort aus dem Gebüsch hervorbrechenden Säbelzahntiger zu entkommen - eindeutig ein Selektionsvorteil...
zu b) Dieser Effekt (Pulfrich-Effekt) wird für das (Pseudo-)3-D-Fernsehen mit der Brille mit einem dunklen und einem hellen Glas genutzt.
palmi hat geschrieben:
Wie sie ja sicherlich selbst wissen, sind für das photopische Sehen (Sehen am Tag) die Zapfen zuständig.
Korrekt. Die Übergänge vom Zapfen- zum Stäbchensehen sind aber fließend, und auch am Tag befinden wir uns nicht ständig im hellen Sonnenlicht sondern auch in Innenräumen, Cockpits, Wäldern oder ähnlich "dämmerigeren" Umgebungen. Oder wir reduzieren die Helligkeit durch das Tragen einer Sonnenbrille. Wenn es eine andere Erklärung für obigen Effekt (Flimmerwahrnehmung) gibt, lasse ich mich gerne eines besseren belehren.
palmi hat geschrieben:
Gerade die kleinere Apertur der Pupille ist dafür zuständig, dass vor allem die Zapfen mit Licht "bedient" werden.
Geometrisch-Optisch ist das nicht korrekt. Die Pupille ist Apertur- und nicht Gesichtsfeldblende und regelt damit die Helligkeit des Netzhautbildes, nicht aber den Durchmesser der beleuchteten Netzhautfläche.
palmi hat geschrieben:
Nebeneffekt ist natürlich die Reduzierung der Abbildungsfehler des Auges und die Tiefenschärfe.
Da sind wir uns ja wieder einig.
palmi hat geschrieben:
Die größere Pupille lässt mehr Licht auf die Stäbchen.
Siehe oben.
palmi hat geschrieben:der bessere Kontrast wird vorallem dadurch erreicht, indem das kurzwellige (blaue) Streulicht unserer Atmosphäre / "Himmel" gedämpft bzw. gefiltert wird.
Kein Widerspruch: blaues Licht wird stärker gestreut. Am Himmel, im Wasser, im Brillenglas, im Wasserglas, in Diamanten und eben auch im Auge.
Um auf's Thema zurückzukommen:
Mir scheint es völlig absurd, von einer Sonnenbrille, die energiereiche Lichtanteile mit einem gewissen Schädigungspotential herausfiltert und für bessere Kontraste sorgt, wegen der angeblich verzögerten Wahrnehmung von schnellen Objekten (was für Objekte sollen das bitteschön sein, und von welchen Wahrnehmungsverzögerungen und möglichen Konsequenzen reden wir denn dabei eigentlich?) abzuraten.