Guten Tag,
vor einer Woche habe ich einen ersten Versuch mit Gleitsichtgläsern (ich bin 43 und hatte bisher nur eine Einstärkenbrille) gemacht. Nach mehreren Refraktionen ist mein Augenoptiker bei folgenden Werten gelandet:
R +0,25 cyl. -2,75 , Achse 136°, Add. +1,50, PD 33,0
L +0,50 cyl. -3,75 , Achse 29°, Add. +1,50, PD 35,0
Mei Optiker wähle "Premium"-Gläse mit "breiten Nahbereichen" (Rodenstock Impression mit einer kurzen Progressionszone von 12 mm wegen der relativ geringen Brillenglashöhe).
Zwei Anmerkungen:
Mich hat erstaunt, wie schnell die Nahkorrektur festgelegt wurde. Mit den Worten "Ich gebe Ihnen mal 1,50" wurden die Werte in die Refraktionsbrille geschoben, mir ein Testblatt in die Hand gedrückt ("können Sie das lesen? Nehmen Sie es auch mal näher ran und weiter weg.") Nach 20 Sekunden war das Thema beendet. Ist das normal?
Des weiteren hat mich die asymmetrische Pupillendistanz erstaunt, denn in meinen Brillenpässen der letzten 25 Jahre habe ich das nicht gefunden. Mein Optiker dagte dazu aber nur "Wir haben das so gemessen und dann stimmt das auch".
Als die Brille dann fertig war, ging mein Leiden los. Natürlich: Eingewöhnungszeit, Blickbewegungen anpassen usw., darauf war ich gefaßt. Im Fernbereich war die Sicht tadellos und gestochen scharf.
Aber ich stellte z.B. fest, daß beim Zeitung lesen (die halte ich in einem Abstand von 45 bis 50 cm) der Bereich der größten Schärfe nicht im Nahbereich, sondern noch in der Progressionszone lag und schmaler war als eine Zeitungsspalte. Also die Schärfe nahm zu den Rändern einer Zeitungsspalte hin schon merklich ab, lesbar war es dort natürlich immer noch. Außerdem taten mir die Augen nach längerem Lesen richtig weh.
Dann machte ich einen Test: Schwarzes Karoraster auf leuchtendweißem Grund (Bildschim mit Excel-Tabelle ohne Text) im Abstand meiner Armlänge. Ich schaute streng geradeaus auf die Bildschimmitte und hob den Kopf so weit an, daß ich den scharfen Bereich auf halber Bildschirmhöhe hatte. Es sah aus, als würde ich mit einer Taschenlampe auf ein Blatt Papier leuchten. Ich hatte nun einen fast runden "klaren" Fleck auf dem Bildschirm mit einem Durchmesser von ca. 8 cm. Und: Es war nicht mittig, sondern befand sich links von der Mitte! Wenn ich den Kopf nach links drehte, wanderte der Fleck ebenfalls nach links, blieb also immer verschoben. Wenn ich die Augen abwechseld schloß, veränderte sich an dem Fleck nicht, er war also auf beiden Augen deckungsgleich.
Nun meine Fragen:
1. Wie kann es sein, daß der scharfe Bereich so schmal ist? Kann das an meiner Glasstärke liegen (aber außer dem Zylinder habe ich ja fast nichts)? Oder an der Auslegung der Gläser?
2. Die Augenschmerzen kamen, wie ich mit dem Bildschirmtest feststellte, daher, daß ich beim Lesen permanent nach links schauen mußte. Ich vermute, daß das von der asymmetrischen Pupillendistanz kommt. Stimmt das? Ich war gestern beim Optiker und eine sehr nette Mitarbeiterin hat die Pupillendistanz mehrfach mit verschiedenen Methoden nachgemessen. Sie kam immer auf 34/34 und zeigte Mitgefühl, daß ich mit der Brille dann Probleme hätte. Ihr Chef erklärte mir hinterher aber, daß das alles richtig sei, bei Gleitsichtgläsern sowieso alles anders sei als bei Einstärkenbrillen, man es bei mir aber bei Unverträglichkeit selbstverständlich mit anderen Gleitsichtgläsern probieren würde.
3. Ich empfand es als wesentlich entspannender, mit dem Fernteil der Brille zu lesen (auch wenn die Buchstaben dann nicht schwarz, sondern grau erscheinen, aber ohne merklich unscharf zu sein) als mit dem Nahbereich, wo ich immerzu auf der Jagd nach dem schrfen Feld war. Ich hatte bisher gedacht, eine Gleitsichtbrille sei der "Allrounder", aber ich denke, für längeres Lesen ist eine echte Lesebrille die bessere Wahl. Liege ich damit falsch?
Grüße von Hans-Jürgen