Neue Brille, aber wie?

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Sir Vival
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Neue Brille, aber wie?

Beitrag von Sir Vival »

Hallo,

Nach einer unglaublichen Odyssee von Optikerbesuchen bin ich noch immer nicht zu frieden.
Ich brauche mal ein paar objektive Antworten auf grundsätzliche Fragen.

Vorgeschichte:
Ich habe Brillenpässe von den letzten zehn Jahren.
Die Werte schwanken um lediglich 0,25 Dioptrin.
Nur die Achsenwerte schwanken bei jeder Messung.
Nun kann ich aber anscheinend in der Nähe nicht mehr ganz so gut sehen.
Ansonsten sind die Werte noch in Ordnung.
Ein Prisma von 1 bringt in der Nähe anscheinend keine Verbesserung.
Die letzten Messungen beim Optiker, von Hand und vom Computer haben aber stärkere Werte ergeben.
Damit konnte ich aber auf kurze Entfernung noch schlechter sehen.
Im Gegenteil dazu hat der Augenarzt auf dem linken Auge eine Verbesserung festgestellt. (???)
Zudem sind die neuen Gläser besonders am Rand und Unten ziemlich unscharf.
Auch sind die Gläser innen schärfer als außen.
Sobald mein Auge nur einen Millimeter von der Mitte nach Außen abweicht ist es extrem unscharf.
Dass die Brille unten so unscharf ist, ist natürlich besonders beim lesen (Tastatur)sehr schlecht, da ich
das Kinn auf die Brust legen müsste.

Werte:
+7,50 -3,00 167°
+6,00 -0,75 147°

Nun meine Fragen:
1. Als Laie stelle ich mir vor, dass ein Brillenglas aus der Mitte des Rohlings geschliffen wird.
Damit müsste er symetrisch sein.
Wie kann es sein, dass ein Brillenglas oben schärfer ist als unten,
und innen schärfer als außen?

2. Welches Glas / oder Art der Bearbeitung bringt eine größere Randschärfe und ist dabei möglichst dünn?
(Größe, Brechungsindex, Dickenreduzierung, Material, Hersteller,...)

3. Wie verhalten sich die Werte eines Glases zu einander?
Ist es so, dass ich durch eine Brille mit stärkeren Werten in der Ferne besser und in der Nähe schlechter sehe?
Sind die Werte von einander abhängig, oder lassen sie sich auch unabhängig voneinander verändern?

4. Warum schwankten die Achswerte, bei annähernd gleichen Dioptrinwerten in den letzten zehn Jahren?

5. Kann ich ohne lange Eingewöhnungszeit zwischen einer Gleitsichtbrille und einer Fernbrille oder Allroundbrille
hin und her wechseln?

Ach noch eins: Kann man ein Prisma auch nur auf ein Glas machen?
Und geht das auch kleiner als 1?

Wäre schön, wenn die Experten hier mir mal endlich Klarheit verschaffen könnten.
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benkhoff
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Re: Neue Brille, aber wie?

Beitrag von benkhoff »

hello again,

Sie haben nun eine reine Fernbrille. Damit kann man natürlich in der Nähe nicht perfekt sehen. Es wäre interessant zu wissen, welche Glasart Sie in der Brille haben (Hersteller, Produkt-Name). Allgemein sind Brillengläser (grade bei Ihren höheren Werten) im Zentrum am schärsten (sog. "optischer Mittelpunkt") und müssen deswegen auch exakt zu Ihren Augen zentriert sein. Je höher die Werte und je höher Ihre individuelle Sehkraft ("Visus"), desto stärker wirken sich Dezentrationen, Ungenauigkeiten aus.
Die beste Randschärfe erreichen sog. asphärische Gläser. Möglichst dünn sind hochbrechende Gläser (Index 1.6, 1.67 oder 1.74- die es aber nur für Minusstärken gibt), allerdings verursachen solche hochbrechende Gläser, wenn Sie nicht 110%ig exakt zentriert sind gewisse Farbsäume (Spektralfarben) im Randbereich. Also muß ein Kompromiss zw. dünnen Gläsern und Schärfe/Randfarbsäume gefunden werden.
Zu Ihrer vierten Frage: die Achslage der Hornhautverkrümmung ändert sich im Grunde ständig. Schon ein starker Lidschlag (kräftiges Augenzwinkern) "quetscht" die Hornhaut und verursacht eine andere Lage. Die ist eigentlich unerheblich, könnte sich aber bei Ihnen, da Sie rechts eine recht hohe HH-Verkrümmung haben, schon mit einer leichten Unschärfe bemerkbar machen.
Die Gewöhnungszeit beim Wechsel von Einstärken- zu Gleitsichtbrillen ist individuell stark verschieden. Ich haben Kunden (auch mit hohen Werten) die sich innerhalb von Minuten/Stunden an zB eine neue Gleitsichtbrille gewöhnen, aber auch Kunden (selbst mit "harmlosen" Werten) die Wochen brauchen. Es ist also sehr unterschiedlich und auch nie vorhersehbar...
Ein Prisma kann man auch nur einseitig in eine Brille einbauen, aber aus ästhetischen Gründen (damit die Gläser R/L gleich aussehen) werden Prismen üblicherweise auf beide Gläser "verteilt". Unter 1,0prdpt (Prismen-Dioptrien) "spüren" die meisten Kunden das Prisma überhaupt nicht.

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Sir Vival
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Re: Neue Brille, aber wie?

Beitrag von Sir Vival »

danke für die Antwort

wie verhält es sich denn mit der Randschärfe im Verhältnis zur Größe des Glases?
Mir wurde auch gesagt, der Optiker könne ein ovales Glas bestellen.
Und wie beeinflusst eine Mittendickenreduzierung die Randschärfe?

Die Erfahrung mit dem Prisma habe ich nun auch gemacht.
Die Abweichung ist bei mir nur minimal. Also ein Prisma eigendlich nicht notwendig.
Ich habe bei der einen Brille eine Art Ziehen am rechten Auge und einen ganz leichten stechenden Schmerz in der Schläfe gespürt, kaum wahrnehmbar. Hatte noch ein Ersatzglas ohne Prisma und mit den gleichen Stärken und es in die Brille eingesetzt. Funktioniert prima.
Um Mißverständnissen vorzubeugen: Meine Fage danach, war mehr auf mögliche Spätfolgen meines eigenmächtigen handelns gerichtet.

Habe hier im Forum von einer Unverträglichkeit von asphärischen Gläsern gelesen.
Wie kommt die denn zustande?

Ich habe wohl hochbrechende Gläser. Gibt es denn gravierende Unterschiede nach Hersteller?
Hier habe ich in etwa so etwas gelesen, wie:
Das wäre als ob man sich zwischen BMW, Mercedes, oder Porsche entscheiden müsste.
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benkhoff
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Re: Neue Brille, aber wie?

Beitrag von benkhoff »

ganz allgemein: je kleiner das Glas, desto weniger Randunschärfe. Und umso dünner wird das Glas automatisch! Eine MDR (Mittendickenreduzierung) beeinflusst die Randschärfe (bzw -unschärfe) nicht. Eine Oval-Optimierung reduziert auch schon ein wenig die Mittendicke, allerdings ist eine "richtige" MDR besser, da noch dünnere Ergebnisse erreicht werden.
Eine Unverträglichkeit von asphärischen Gläsern ist ziemlich selten. Ich habe zB erst hier im Forum davon gehört, und noch nie selbst bei meinen Kunden erlebt. Wie die zustande kommt? gut Frage, Über-Empfindlichkeit? :?
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Sir Vival
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Re: Neue Brille, aber wie?

Beitrag von Sir Vival »

zu meiner vierten Frage wurde mir erklärt, dass eine Erhöhung des ersten Wertes automatisch eine Erhöhung des zweiten Wertes nach sich ziehe. Stimmt das?

Oder kann man z.B. den ersten Wert erhöhen und den zweiten verkleinern?
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Sir Vival
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Re: Neue Brille, aber wie?

Beitrag von Sir Vival »

bin gerade dabei der Antwort auf Frage Nr.1 selbst nahe zu kommen.

Wenn man sich von der Seite anschaut fällt folgendes auf: Abstand und Winkel des Brillenglases zum Auge sind oben und unten unterschiedlich. Eine Änderung bringt auch etwas. Zu viel Änderung bringt einen Schaukeleffekt, vermutlich durch das Prisma.
Noch etwas fällt auf: Die Pupille sitzt ja nicht im Mittelpunkt des Glases, sondern weiter oben. Dadurch nimmt die Dicke nach unten natürlich stärker ab.
Jetzt kapier ich das.

Jetzt ist eigendlich nur noch die Frage nach den Werten offen.
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palmi
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Re: Neue Brille, aber wie?

Beitrag von palmi »

Sir Vival hat geschrieben:Habe hier im Forum von einer Unverträglichkeit von asphärischen Gläsern gelesen.
Wie kommt die denn zustande?
benkhoff hat geschrieben:Eine Unverträglichkeit von asphärischen Gläsern ist ziemlich selten. Ich habe zB erst hier im Forum davon gehört, und noch nie selbst bei meinen Kunden erlebt. Wie die zustande kommt? gut Frage, Über-Empfindlichkeit?
Hallo Sir Vival,
Asphärische Gläser sind optisch die "besseren" Gläser im Vergleich zu rein "sphärischen" (Kugelform) Gläsern, da sie einige störhafte Abbildungsfehler dieser Sphärischen Gläser reduzieren. Unsere Augenlinse selbst hat sogar eine asphärische Vor- und Rückfläche. In der Theorie sind sie also eigentlich die bessere Wahl.

Jedoch hab ich schon ab und zu die Erfahrung bei Kunden gemacht, dass sie den Unterschied zwischen einem asphärischen und einem sphärischen Glas auch ins Negative merken. Asphärische Gläser müssen exakt in die Brille eingeschliffen werden. Dies bedeutet aber auch gleichzeitig, dass die Brille auch exakt so sitzen sollte, wie es beim Verkauf ausgemessen wurde. Wenn nun das Brillengestell mal öfters rutscht, sie es nicht immer gleich auf der Nase haben oder die Brille schräg sitzt, dann kann man durchaus wesentlich schneller Unschärfen beim Sehen feststellen, als bei einem sphärischen Glas. Dies trifft sicherlich nicht auf alle Kunden zu und es gibt auch genug Beispiele von Brillenträgern mit diesen Gläsern, bei denen die Brille krumm und schief sitzt und sie merken rein gar nichts. Dennoch gibt es ab und zu Kunden, denen dieses Phänomen einfach sehr unangenehm ist. Kann ich übrigens auch privat von meiner Schwester bestätigen, die mit Asphärischen Gläsern einfach nichts anfangen kann ;)
Sir Vival hat geschrieben:Ich habe wohl hochbrechende Gläser. Gibt es denn gravierende Unterschiede nach Hersteller?
Hier habe ich in etwa so etwas gelesen, wie:
Das wäre als ob man sich zwischen BMW, Mercedes, oder Porsche entscheiden müsste.
Jeder Glashersteller hat etwas anders abweichende Radien beim Brillenglasdesign, die von sehr empfindlichen Kunden auch gespürt werden. Das jahrelange Tragen eines bestimmten Glases von einer Firma und der spontane Wechsel auf einen anderen Typ, bei gleicher Stärke, kann als unangenehm / komisch / verschwommen empfunden werden. Kommt selten vor, kann aber sein.
Ein Markenglas welches in Deutschland produziert wurde unterscheidet sich schon von einem "Angebotsglas" aus Fernost, aber auch hier lässt sich im Detail streiten.
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lars56
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Re: Neue Brille, aber wie?

Beitrag von lars56 »

Kleine Korrektur: Kunststoffgläser mit Index 1,74 gibt es auch in Plusstärken. Sogar in einem ganz hervoarragenden Produkt der deutschen Firma Wetzlich aus Viersen (multiasphärische Freiformfläche). Ergibt ultradünne Gläser und wird besonders bei hohen Astigmatismen (wie in diesem Falle) empfohlen.

Bei Ihren Glasstärken ist, wie von den Kollegen schon beschrieben, die Zentrierung zu Ihrem Auge ein ganz wichtiger Faktor und ich vermute auch bei Ihnen das Problem in diesem Umfeld. Zur perfekt verträglichen Zentrierung gehört natürlich auch der Sitz und die Paßform der Brille selbst. Wenn´s da zur "Alten" Unterschiede gab (Abstand zum Auge, Durchbiegung, Neigung der Gläser), spürt ein Kund mit Ihren Stärken das auch. Bei schwächeren Werten fallen solche Abweichungen weniger ins Gewicht.

Unverträglichkeiten von Aspären gibt´s (sehr selten) immer mal wieder, selbst bei sorgfältigster Arbeit. Brille ist nun mal Brille und eben -leider- nicht das eigene Auge.
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Sir Vival
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Re: Neue Brille, aber wie?

Beitrag von Sir Vival »

In meiner zweiten Brille habe ich tatsächlich andere Gläser.
Kunststoff und anderer Hersteller-
Aber dass ein Glas unmittelbar neben der Mitte sofort deutlich unscharf wird,
das darf oder sollte doch nicht so sein, oder?
Bei meiner anderen Brille - mit kleineren Silikatgläsern - nimmt die Schärfe zum Rand hin gleichmäßig ab.
Okay, habe gerade noch einmal verglichen.
Ganz so krass ist das vielleicht nicht, aber schon ein Unterschied. Zudem wird der Eindruck dadurch - gerade im Freien -
verstärkt, dass die Brille durch die breiteren Gläser ganz am Rand natürlich viel unschärfer ist, als die Kleinere.
Ob ich mich daran gewöhnen kann weis ich noch nicht.
Meine nächste Brille sollte also wieder ganz kleine Gläser bekommen.

Nur, wie verhält es sich dann mit dem scharfen Sehfeld bei einer kleinen Gleitsichtbrille?
Oder wäre es dann bei einer Gleitsichtbrille doch wieder besser größere Gläser zu nehmen?
Diese Internetanbieter aus Fernost machen z.B. Gleitsichtbrillen erst ab 30mm Höhe.

Exkurs:
Bei diesen Internetanbietern ist mir aufgefallen, dass ich z.B. den Beschreibungen der Fassungen nicht entnehmen kann, ob Titan gleich Titanflex ist. Ich Kann die Brille nicht in die Hand nehmen und begutachten.
Und für meine Stärken kostet es auch wieder extra. Auch so Wünsche, wie asphärische Gläser kosten extra.
Wie sieht es mit Reklamationenn aus?
Andererseits finde ich 850 Euro für ne Gleitsichtbrille ganz schön übel.
Und mit der "guten Beratung" ist das auch nicht zu rechtfertigen.
Da habe ich leider etwas ganz anderes erlebt.
Dies möchte ich aber im Internet nicht beschreiben.

Nebenbei: Solche Fragen wie oben geschrieben, sollte Meiner Meinung nach jeder gute Optiker beantworten können.
Zuletzt geändert von Sir Vival am Sonntag 1. August 2010, 21:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Sir Vival
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Re: Neue Brille, aber wie?

Beitrag von Sir Vival »

"multiasphärische freiformfläche" finde ich bei Google nur mit Bezug zu Kontaktlinsen.
Die Firma hab ich gefunden.
Die zeigen bei gleitsicht ein Bild, dass den Schärfeeindruck bei 40cm vermittelt.
Bei 40cm kann ich aber auch noch mit meiner normalen Brille sehen.
Schwierigkeiten bereiten mir extrem kleine Schriftarten, z.B. auf Verpackungen, Sicherungen, etc.
Da möchte ich gerne mit dem Auge näher ran, geht aber nicht.
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lars56
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Re: Neue Brille, aber wie?

Beitrag von lars56 »

Bedauerlich, daß Sie offenbar so schlechte Erfahrungen mit uns Optikern machen mußten. Mich wurmt das immer fürchterlich, wenn ein Kunde unzufrieden den Laden verläßt. Eigentlich darf es das gar nicht geben.

Das angesprochene multiasphärische Glas heißt "Signature S´Vision" (hoffentlich mach ich hier keine Schleichwerbung).

Ihre Beobachtungen decken sich mit unseren Erfahrungen: Umsteiger von mineralischen (Glas-) Gläsern auf asphärische höherbrechende Kunststoffgläser haben häufiger Probleme. Besonders wenn dann noch die Glasgröße zugenommen hat. Die Unschärfen, die Sie beschreiben, halte ich auch für nicht hinnehmbar. Dafür muß es eine Ursache geben. Sind die Gläser nochmal vom Hersteller geprüft worden?

Übrigens: Titan und Titanflex sind NICHT das selbe! Titanflex (auch Memoryflex, Flex-Titan o.ä. genannt) bekommt durch Beimischungen (zum Beispiel Nickel) seine besondere Flexibilität mit sog. Formgedächtnis. Brillen aus Pur-Titan sind nicht ganz so flexibel biegbar, aber extrem leicht und ziemlich sehr gut hautverträglich. In der Vergangenheit haben aber besonders asiatische Hersteller mit der Bezeichnung "Titan" gerne auch mal etwas geschummelt. Da gab´s dann Fassungen, wo nur einige Teile aus diesem Material bestanden, aber trotzdem großzügig "Titanbrille" genannt wurden. Außerdem gibt´s natürlich auch weitere Qualitätsunterschiede. Sie kenne das von Schuhen oder Kleidung: Da ist "Leder" und "Leder" auch nicht das selbe...
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palmi
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Re: Neue Brille, aber wie?

Beitrag von palmi »

Sir Vival hat geschrieben:Aber dass ein Glas unmittelbar neben der Mitte sofort deutlich unscharf wird,
das darf oder sollte doch nicht so sein, oder?
Es kommt hierbei ganz klar auf das Design des Brillenglases und den Stärken an. Generell gilt: um so weiter weg vom optischen Mittelpunkt, um so unschärfer wird das Bild. Je nach Stärken, Design des Glases und Vergütung (Anti-Reflex-Beschichtungen) kann man beim du sehen durch den Randbereich stärker Verzerrungen wahrnehmen. Abgesehen davon, kommt es auch darauf an, ob du mit einem Auge oder beiden Augen gerade durch die Brille / Glas schaust. Gerade durch die höhere Hornhautverkrümmung auf dem rechten Auge, kann das Sehen mit beiden Augen etwas eingeschränkter sein. Will jetzt damit nicht den Teufel an die Wald malen, schon gar nicht, wenn es bisher einwandfrei funktioniert hat, aber berücksichtigen muss man es ;)
Sir Vival hat geschrieben:Nur, wie verhält es sich dann mit dem scharfen Sehfeld bei einer kleinen Gleitsichtbrille?
Oder wäre es dann bei einer Gleitsichtbrille doch wieder besser größere Gläser zu nehmen?
Diese Internetanbieter aus Fernost machen z.B. Gleitsichtbrillen erst ab 30mm Höhe.
Internetanbieter mit deinen Stärken und deinen geschilderten Problemen sind sicherlich nicht die beste Wahl. Zahnimplantate aus dem Netz zu bestellen, ohne dass jemals ein Fachmann in den Mund geschaut hat, können nicht funktionieren. Andere Baustelle, aber gleiches Problem ;)
Sir Vival hat geschrieben:Andererseits finde ich 850 Euro für ne Gleitsichtbrille ganz schön übel.
Und mit der "guten Beratung" ist das auch nicht zu rechtfertigen.
Du hast dir aber gerade ein paar Sätze zuvor selbst erklärt, warum es einfach ein bisschen mehr Geld kostet als im Internet. Siehe wie folgt:
Sir Vival hat geschrieben:Bei diesen Internetanbietern ist mir aufgefallen, dass ich z.B. den Beschreibungen der Fassungen nicht entnehmen kann, ob Titan gleich Titanflex ist. Ich Kann die Brille nicht in die Hand nehmen und begutachten.
Nicht nur die Beratung hat ihren Wert. Auch die Bereitstellung, die Fassungen sich anschauen zu können, sie anzufassen und zu begutachten und gezielt Fragen beantwortet zu bekommen, ist eine Dienstleistung, die du aus dem Internet gar nicht oder nur sehr langsam und schwer bekommst.
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Sir Vival
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Re: Neue Brille, aber wie?

Beitrag von Sir Vival »

Hallo zusammen,

ersteinmal vielen vielen Dank für die zahlreichen und guten! Antworten.

Zu den Problemen die ich hatte, kann ich nur sagen: shit happens.
Ich kann ja nicht von einer schlechten Erfahrung mit den Optikern
aus einer von vielen Filialen auf den ganzen Berufsstand schließen.
Ich schau einfach mal, ob ich einen Optiker finde, der so kompetent ist, wie die Leute hier on Board.

Eine Frage hab ich aber noch offen:

Sir Vival hat geschrieben:Nur, wie verhält es sich dann mit dem scharfen Sehfeld bei einer kleinen Gleitsichtbrille?
Oder wäre es dann bei einer Gleitsichtbrille doch wieder besser größere Gläser zu nehmen?
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palmi
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Re: Neue Brille, aber wie?

Beitrag von palmi »

Sir Vival hat geschrieben:Nur, wie verhält es sich dann mit dem scharfen Sehfeld bei einer kleinen Gleitsichtbrille?
Oder wäre es dann bei einer Gleitsichtbrille doch wieder besser größere Gläser zu nehmen?
Bei einer Gleitsichtbrille ist vor allem die Höhe entscheidend, also der Abstand vom oberen Fassungsrand zum unteren. Je nach Sitz der Brille braucht man nach unten genug "Luft" damit die Bereiche für die Zwischen- und Leseentfernung nicht zu klein ausfallen.
Die Breite der Gläser darf nicht so schmal sein, dass dich die Ränder eventuell stören könnten, dennoch kann diese bei den allermeisten Gleitsichtbrille vernachlässigt werden, da sie breit genug ausfallen. Mit deinen Stärken bist du es von vornherein gewohnt, dass du deinen Kopf mehr benutzen musst, weil die Randbereiche deiner jetzigen Fernbrille auch schon verzerren. Das wird sich mit einer Gleitsichtbrille nicht ändern, da im Randbereich auch Verzerrungen entstehen, wenn du links und rechts durch die Brille schaust.
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Sir Vival
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Re: Neue Brille, aber wie?

Beitrag von Sir Vival »

Hallo nochmal,

durch die zahlreichen Antworten ist mir nun vieles klarer geworden.
nach weiterer Recherche habe ich aber doch noch ein paar Fragen.

Was ist nun ein individualglas / individuell angepasstes Glas?

Was ist für meine Bedürfnisse besser:
Multi-Freiformfläche von Wetzlich, oder asphärisch/atorisches Glas von Zeiss?

Wie ich bemerkte, sitzt die Pupille hinter dem oberen Bereich des Brillenglases.
Dadurch ist das Glas unten dünner als oben. Man kann also auch beim unteren Bereich von einer Randunschärfe sprechen.
Eine Korrektur dieser Unschärfe im unteren Bereich , müsste doch auch dazu führen, dass ich im Nahbereich etwas besser sehen kann. Eine Gleitsichtbrille wäre dann (noch) nicht nötig, oder?

Welches Glas soll ich nun nehmen? Und was würde das ungefähr kosten?

Meine Stärken stehen ja oben.

Ich brauche für die Arbeit auf jeden Fall einen robusten Alleskönner.
Ich kann da nicht ständig die Brille wechseln.
Also auf jeden Fall mineralisches Glas, Gleitsicht und selbsttönend.

Zum Auto- und Motorradfahren ohne Tönung, da zu langsam bei mineralischem Glas und Kunststoff zu empfindlich.
(Ich schiebe die Brille schonmal mit den Handschuhen hoch.)
Breitere Gläser für größeres Sichtfeld beim Motorradfahren (dadurch größere Randunschärfe)

Bei beiden Brillen auf jeden Fall wenig bis keine Randunschärfe.

Wäre schön, wenn ich auch darauf auch noch ein paar Antworten bekommen könnte,
dann ist aber auch gut.
Vielen Dank nochmal.
Antworten