brillen.de und die deutsche Qualitätskontrolle

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DonB
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brillen.de und die deutsche Qualitätskontrolle

Beitrag von DonB »

Ich war bis vor kurzem recht zufrieden mit den Gleitsichtbrillen von brillen.de. Im Rahmen einer Neuvermessung habe ich meine aktuellen Brillen mal ausmessen lassen. :idea:

Dabei ist teils Erstaunliches herausgekommen - besonders da beide Brillen von deutschen "Partneroptikern" in meiner Stadt angemessen und eingepasst wurden (in selbst mitgebrachte Gestelle). Die 10 bis 20 Euro Zuverdienst scheinen nicht ausreichend zu motivieren, gute Arbeit zu leisten - es gibt hier inzwischen nur noch zwei, die das überhaupt machen. Bisher war das für mich ein Argument dafür, nicht zum reinen Online-Optiker (oder zum Fielmann) zu gehen.

Gleitsicht 2015 ★ Abweichung 0.25 dio. (beide), links Zyl 0.25❗, Achse +5/+9°
bestellt R -6.25 / -1.0 / 100° - geliefert -6.5 / -1.0 / 105°
bestellt L -6.0 / -0.75 / 80° - geliefert -6.25 / -0.5 / 89°
bestellt ADD 1.0 - geliefert ADD 1.0

Bildschirmbrille 2020 ★ Abweichung 0.5/0.75 dio.❗, ADD 0.25❗, Achse +11/-12°
bestellt R -4.75 / -0.75 / 115° - geliefert -5.25 / -0.75 / 126°
bestellt L -4.25 / -0.75 / 70° - geliefert -5.0 / -0.75 / 58°
bestellt ADD 0.75 - geliefert ADD 0.5
("bestellt"-Werte stammen von der brillen.de-Rechnung, ich nehme an der Optiker hat andere (Stärken-)Werte bestellt und da hat ein Kuddelmuddel stattgefunden... :roll: )

Verstehe ich richtig, dass laut DIN EN ISO 21987 folgende Abweichungen bei den Achsen erlaubt sind (und zwar unabhängig von der Dioptrienzahl)?
Absolute Zylinderstärke / Zylinderachse
0,5 - 0,75 dpt == ±6°
0,75 - 1,50 dpt == ±4°

Nun frage ich mich auch, wie belastbar sind die "gemessenen" Werte? Der nachmessende Optiker hat anhand der Mikrogravuren den Achsversatz bestimmt; ob er die anderen Eigenschaften optisch gemessen oder evtl. an der Gravur abgelesen hat, weiß ich nicht.

Generell kann man wohl sagen, dass eine Qualitätskontrolle vor der Abgabe bei den deutschen Optikern nicht stattgefunden hat. :evil:

Zum Vergleich mit dem reinen Online-Optiker:
Einstärkenbrille 2012 (brille24.de) ★ Abweichung +0.25 dio. (links), Achse 0/+7°
bestellt R -6.5 / -1 / 100° - geliefert -6.5 / -1 / 100°
bestellt L -6.25 / -0.5 / 80° - geliefert -6.5 / -0.5 / 87°
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Karoshi
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Re: brillen.de und die deutsche Qualitätskontrolle

Beitrag von Karoshi »

Es ist nicht möglich ohne Kenntnis des exakten Produktes ein progressives Brillenglas (Gleitsicht / Arbeitsplatz) korrekt zu messen. Die Werte sind "null" belastbar.
Generell kann man wohl sagen, dass eine Qualitätskontrolle vor der Abgabe bei den deutschen Optikern nicht stattgefunden hat. :evil:
Ganz wenig Wissen, ganz viel Meinung. Bravo.
Des Menschen Leben gleicht der Brille. Man macht viel durch. -- Heinz Erhardt
staatl. gepr. Augenoptiker und Augenoptikermeister FFA München 2011
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DonB
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Re: brillen.de und die deutsche Qualitätskontrolle

Beitrag von DonB »

Karoshi hat geschrieben:Es ist nicht möglich ohne Kenntnis des exakten Produktes ein progressives Brillenglas (Gleitsicht / Arbeitsplatz) korrekt zu messen.
Das habe ich auch schon gehört, und dem nachmessenden Optiker gesagt. Seine Gegenfrage war:

"Warum nicht?"

Ich nehme - als Laie - mal an, man kann optisch durch die (gravierten) Bezugspunkte messen und so die Glasstärke und Addition bestimmen.

Ist es nicht so, das zumindest das Pupillen-Zentrierkreuz und die horizontalen Ausrichtungsmarkierungen standardisiert sind? Für den Rest schaut man ins Gravurenverzeichnis. Die Bestimmung der alten Brillengläser - was Werte und Qualitätsstufe angeht - gehört bei Neukundenberatung dazu, habe ich mir sagen lassen.
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Lutz
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Re: brillen.de und die deutsche Qualitätskontrolle

Beitrag von Lutz »

DonB hat geschrieben:
Karoshi hat geschrieben:Es ist nicht möglich ohne Kenntnis des exakten Produktes ein progressives Brillenglas (Gleitsicht / Arbeitsplatz) korrekt zu messen.
Das habe ich auch schon gehört, und dem nachmessenden Optiker gesagt. Seine Gegenfrage war:

"Warum nicht?"
Dann soll er mal die Glastüten anschauen, in denen die Gläser stecken, die er seinen Kunden verkauft. Bei den meisten ist dort der Bestellwert und der Messwert aufgedruckt, die sich voneinander unterscheiden. Und zwar deshalb, weil man mit dem Messgerät senkrecht durch das Glas mißt, während man aufgrund der Neigung des Brillenglases in der Brillenfassung in einem - individuell! - von der Senkrechten abweichenden Winkel durch das Glas schaut. Wenn der Hersteller diese Abweichung bei der Fertigung berücksichtigt, ist ohne Kenntnis der zugrundegelegten Parameter ein exaktes Messen der für das Auge wirksamen Korrektionswerte nicht möglich. Oder, anders ausgedrückt: aus den gemessenen Werten kann man nicht auf die verordneten Werte zurückschließen.

Ich nehme - als Laie - mal an, man kann optisch durch die (gravierten) Bezugspunkte messen und so die Glasstärke und Addition bestimmen.
s.o.

Ist es nicht so, das zumindest das Pupillen-Zentrierkreuz und die horizontalen Ausrichtungsmarkierungen standardisiert sind?
Nein. Der Abstand zwischen der durch die Gravuren markierten Horizontal-Linie und dem Zentrierkreuz schwanken (zumindest bei den Gläsern, die mir in meiner Laufbahn begegnet sind) zwischen null und sechs Millimetern, je nach Hersteller und Glastyp.
Für den Rest schaut man ins Gravurenverzeichnis.
Hübsche Idee. Welches Gravurenverzeichnis? :lol:
Die Bestimmung der alten Brillengläser - was Werte und Qualitätsstufe angeht - gehört bei Neukundenberatung dazu, habe ich mir sagen lassen.
Soso. Hast Du Dir sagen lassen. Wahrscheinlich von einem, der bei einem Glas ohne Herstellerkennzeichnung und Standardgravur am Geruch erkennt, wo es gefertigt wurde? Oder der alle "Private Label"-/"No-Name"-Gravuren sämtlicher Marktteilnehmer kennt? Von Anbietern, die sich bei den Produzenten in irgendeinem Billiglohnland jede gewünschte Phantasiegravur auf ihre Gläser gravieren lassen? Oder eben überhaupt nichts gravieren lassen, was eine eindeutige Identifizierung ermöglichen würde, weil genau das ja nicht gewünscht ist?"
Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidt­einander'.
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Robin
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Registriert: Freitag 6. November 2009, 10:42

Re: brillen.de und die deutsche Qualitätskontrolle

Beitrag von Robin »

Und die geringe Meßgenauigkeit der elekronischen Scheitelbrechwertmesser, die nur eine Anzeige auf 0,25 dpt genau können, kommt auch noch dazu.
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Saibaba
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Re: brillen.de und die deutsche Qualitätskontrolle

Beitrag von Saibaba »

"So kauft man heute Brillen!"
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deephorst
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Re: brillen.de und die deutsche Qualitätskontrolle

Beitrag von deephorst »

@ Lutz : Daumen hoch :mrgreen:
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