Verzerrte Sicht

Haben Sie eine Frage an den Augenoptiker zu Ihrer Brille. Stellen Sie hier Ihre Frage. (Hinweis: Wir haben hier keine Redaktion. Die Beantwortung Ihrer Fragen werden von Augenoptikern auf freiwilliger Basis durchgeführt. Es besteht kein Anspruch auf eine Beantwortung)
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wk5000
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Verzerrte Sicht

Beitrag von wk5000 »

Guten Tag,

Meine Frau hat eine neue Brille mit den teuersten Rodenstock Gläsern
"IPR BIG EXACT ALL L 1.60".

U.a. beim Betrachten des Smartphones erscheint dieses trapezförming verzerrt: oben breiter als unten.
Genau das sollte mit diesen Gläsern (laut Werbung) nicht auftreten.
Die Frage ist, ob dies mit den folgenden Werten nicht anders möglich ist, oder ob hier ein Fehler vorliegt.

Rechts
S=1,85 C= -1,28 A=119° Pr=1,25 Pr=180° Add=2,23

Links
S=-0,06 C= -3,00 A=164° Pr=1,25 Pr=0° Add=2,25

Bitte verweisen Sie mich nicht an den Optiker, ich benötige eine Zweitmeinung.


Vielen Dank und Beste Grüße
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Saibaba
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Re: Verzerrte Sicht

Beitrag von Saibaba »

Guten Tag,
dazu kann man aus der Entfernung definitiv keine Meinung abgeben. Diese, sogenannnten anamorphotischen Verzerrungen, können immer auftreten und sie haben nichts mit der Qualität der Gläser zu tun.
Neu messen, alte Werte betrachten, Brille überprüfen - muss dann als Zweitmeinung ein Kollege körperlich durchführen.
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wk5000
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Re: Verzerrte Sicht

Beitrag von wk5000 »

Guten Tag,
als Physiker und ex Kameraentwickler vermute ich, dass es nichts mit der Glasart (ggf. Kunsstoff) zu tun hat, sehr wohl aber mit der Qualität der Ausführung von Sphäre und Zylinder und insb. der Übergangsbereiche Fern-Nah.

Deshalb Frage an die Fachleute: Stellen die genannten Werte eine kritische Konstellation dar, die Verzerrungen wahrscheinlich erscheinen lassen?

Diese Frage dürfte sich aus der Ferne beantworten lassen.

Danke
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Saibaba
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Re: Verzerrte Sicht

Beitrag von Saibaba »

Wenn die Messung der Korrektionswerte fehlerhaft war, die Gläser einen Fehler aufweisen, oder bei der Fertigung der Brille fehlerhaft gearbeitet wurde, oder der Träger die Werte/Gläser, warum auch immer, nicht verträgt, können diese Verzerrungen auftreten.
Die „kritische Konstellation“ ist insofern vorhanden , weil wir hier einen relativ hohen Astigmatismus und eine prismatische Korrektion vorliegen haben.
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wk5000
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Re: Verzerrte Sicht

Beitrag von wk5000 »

Saibaba hat geschrieben:Wenn die Messung der Korrektionswerte fehlerhaft war, die Gläser einen Fehler aufweisen, oder bei der Fertigung der Brille fehlerhaft gearbeitet wurde, oder der Träger die Werte/Gläser, warum auch immer, nicht verträgt, können diese Verzerrungen auftreten.
Die „kritische Konstellation“ ist insofern vorhanden , weil wir hier einen relativ hohen Astigmatismus und eine prismatische Korrektion vorliegen haben.
Danke!
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Lutz
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Re: Verzerrte Sicht

Beitrag von Lutz »

Saibaba hat geschrieben:sogenannnten anamorphotischen Verzerrungen
Bei einer Zylinderkorrektion mit Brillengläsern werden Quadrate nicht mehr als Quadrate, sondern als Rechtecke oder Rauten im Auge abgebildet; Kreise werden zu Ovalen. Das Gehirn verschmilzt die Seheindrücke beider Augen zu einem Gesamtbild, sonst würde man Doppelbilder wahrnehmen. Wenn die Verzerrungen rechts und links nicht gleich sind, interpretiert das Gehirn daraus eine 3D-Tiefenwahrnehmung. Bei einem ungewohnten Seheindruck (z.B. aufgrund einer Stärkenänderung) kann es durchaus sein, daß Dinge wie beschrieben verzerrt aussehen. Durch die Gewöhnung gleicht das Gehirn aber normalerweise die Wahrnehmung an die reale Welt, wie sie z.B. ertastbar wäre, oder von der man "einfach weiß", wie sie ist, wieder an.

In diesem konkreten Fall haben wir also eine relativ starke Zylinderkorrektur, schräge Achslagen und unterschiedliche Werte für rechts und links - schöner kann man sich eine Situation für Komplikationen nicht ausdenken... :wink:

Hinzu kommen die Effekte durch das Gleitsichtkonzept - es entstehen weitere Verzerrungen: je stärker der Nahzusatz, desto stärker die Nebenwirkungen, je besser die Glastechnik, desto geringer die Nebenwirkungen (vereinfacht ausgedrückt).

Heißt: Wenn die Fernwerte vorher exakt genauso waren und sich lediglich die Addition verändert hat, wären die beschriebenen Effekte nicht ungewöhnlich, auch bei den hochwertigsten Gläsern. Wenn die Fernwerte vorher anders waren, dann wären die beschriebenen Effekte allein dadurch zu erklären, auch ohne Gleitsicht. Ebenso bei einer Änderung des Glastyps ohne jede Stärkenänderung (egal ob von "einfach" zu "aufwendig" oder umgekehrt).

Unsere Empfehlung wenn das Tragen der Brille im Prinzip noch erträglich ist: erstmal eine Gewöhnungsphase abwarten und dann schauen, ob noch Probleme übrig bleiben. Bei stärkerem "Unwohlsein": Alle relevanten Parameter kontrollieren; wenn dabei keine Fehler auftauchen, weiterhin Gewöhnungsphase laufen lassen. Wenn die Probleme nicht verschwinden: Schauen, ob man Alternativen findet (Varianten des Glastpys, andere Parameter z.B. bezüglich der Gestaltung des Übergangsbereichs, komplett anderer Glastyp, o.ä.). Frühzeitiges, wildes Gläsertauschen aufgrund von Problemen, die auch von selbst verschwunden wären, führt nicht zwangsläufig zu einer besseren Lösung...
Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidt­einander'.
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wk5000
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Re: Verzerrte Sicht

Beitrag von wk5000 »

@ Lutz,
herzlichen Dank für die fundierte Auskunft!

Meine Frau, Alter 68, trägt seit Jahrzehnten Gleitsichtbrillen.
Der Asigmatismus vom minus 3 links ist ein alter Hut. Hier die Veränderungen gegenüber der Brille von von 2015:

Rechts Differenz neu - alt: S 2,10/ C -1,03/ A -3/ Pr neu/ add -0,27

Links Differenz neu - alt: S 0,94/ C 0,00/ A -2/ Pr neu/ add -0,25

Bei Zylinder hat sich eigenlich wenig getan, aber beit der Sphäre. Völlig neu ist das Prisma.

Rodenstock habe ich die gleiche Frage gestellt wie am Anfang, Antwort, Zitat: "Unsere Vermutung ist, dass die Anpassung der Brillenfassung noch nicht optimal ist."


Nun hat meine Frau die gleiche Brille auch als Sonnenbrille machen lassen, gleiche Daten, gleiches Glas nur mit Dämpfung 85%, gleiche Fassung, rahmenlos. Diese liefert subjektiv fast keine Verzerrungen!

Die objektiven Werte von DNeye stimmen sehr gut mit den Werten der subjektiven Refraktion überein.

Mit den Erkenntnissen hier, gehen wir (urlaubsbedingt) im August wieder zum Optiker.
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Lutz
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Re: Verzerrte Sicht

Beitrag von Lutz »

Bei zwei Brillen mit gleichen Gläsern und gleichen Stärken, die unterschiedlich gut verträglich sind, bleibt eigentlich nur die Schlußfolgerung, daß bei einer von beiden besser gearbeitet wurde als bei der anderen.
Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidt­einander'.
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wk5000
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Verzerrte Sicht: Gelöst

Beitrag von wk5000 »

Nach langem hin und her:

Prisma heraus genommen: Trapezverzerrung ist Vergangenheit.

Das Prisma war von Anfang an fragwürdig.
Also haben wir eine Einstärkenbrille mit den Fernwerten ohne Prisma online (!) für 19 Euro bestellt:
Perfekte Fernsicht für meine Frau.

Danach neue Gleitsichtgläser ohne Prisma angefertigt, fertig.

Leider kamen weder Rodenstock noch 2 niedergelassene Optiker auf diese Idee.
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Lutz
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Re: Verzerrte Sicht

Beitrag von Lutz »

Na, hätt'ste mal geschrieben, daß die Sonnenbrille auch keine Prismen hatte, dann wären da bestimmt auch andere noch drauf gekommen... :wink:
Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidt­einander'.
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wk5000
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Re: Verzerrte Sicht

Beitrag von wk5000 »

Lutz hat geschrieben:Na, hätt'ste mal geschrieben, daß die Sonnenbrille auch keine Prismen hatte, dann wären da bestimmt auch andere noch drauf gekommen... :wink:
Das konnte ich nicht schreiben, da die Sonnenbrille alle Daten incl. Prismen der anderen Brille hatt, siehe Text oben.
Die damalige Feststellung meiner Frau, dass die Sonnenbrille fast kein Trapez hatte, war ein vorübergehender Eindruck, möglicherweise durch eine größere Vorneigung der Sonnenbrille bewirkt.

Die Sonnenbrille wird nun auch ohne Prismen gefertigt.

Neigen Prismen in Brillen zu Verzerrungen, oder haben wir hier einen Einmal-Effekt?
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Lutz
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Re: Verzerrte Sicht

Beitrag von Lutz »

wk5000 hat geschrieben: Die damalige Feststellung meiner Frau, dass die Sonnenbrille fast kein Trapez hatte, war ein vorübergehender Eindruck, möglicherweise durch eine größere Vorneigung der Sonnenbrille bewirkt.
Schlußfolgerung: Nicht die Prismen waren das Problem, sondern die Anpassung der Brille, wie auch der Rodenstock-Experte vermutet hatte. Oder die Individualparameter wurden nicht korrekt gemessen, so daß man durch eine "Anpassung" der Brille die tatsächlichen Parameter den bei der Berechnung der Gläser verwendeten angleicht.
wk5000 hat geschrieben:Neigen Prismen in Brillen zu Verzerrungen, oder haben wir hier einen Einmal-Effekt?
Prismen führen nicht zu Verzerrungen, sondern verschieben das Bild entgegen der Basislage.

(Davon abgesehen ist natürlich auch klar, daß man ein nicht benötigtes Prisma besser gleich wegläßt... :wink:)
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wk5000
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Re: Verzerrte Sicht

Beitrag von wk5000 »

Lutz hat geschrieben:
wk5000 hat geschrieben: Die damalige Feststellung meiner Frau, dass die Sonnenbrille fast kein Trapez hatte, war ein vorübergehender Eindruck, möglicherweise durch eine größere Vorneigung der Sonnenbrille bewirkt.
Schlußfolgerung: Nicht die Prismen waren das Problem, sondern die Anpassung der Brille, wie auch der Rodenstock-Experte vermutet hatte. Oder die Individualparameter wurden nicht korrekt gemessen, so daß man durch eine "Anpassung" der Brille die tatsächlichen Parameter den bei der Berechnung der Gläser verwendeten angleicht.
wk5000 hat geschrieben:Neigen Prismen in Brillen zu Verzerrungen, oder haben wir hier einen Einmal-Effekt?
Prismen führen nicht zu Verzerrungen, sondern verschieben das Bild entgegen der Basislage.

(Davon abgesehen ist natürlich auch klar, daß man ein nicht benötigtes Prisma besser gleich wegläßt... :wink:)
Es ist klar, dass Prismen für sich alleine keine Verzerrungen erzeugen. Ob dies möglicherweise jedoch in Kombination mit der komplexen Topolgie von Gleitsichtgläsern mit den hier genannten Werten der Fall sein kann, entzieht sich meiner Beurteilung.

Fakt ist, dass wir hier 2 Brillen haben, die bis auf Prismen und Tönung der Sonnenbrille nominell identisch sind.
Werte für Sphäre, Zylinder, Addition sind nominell gleich, Fassung mit Vorneigung, Fassungsscheibenwinkel etc. sind nebeneinander gelegt gleich.
Die Brille mit Prismen erzeugt L und R ein Trapez, die Brille ohne Prismen nicht!

Ich gehe davon aus, dass die Fertigungstoleranzen seitens Rodenstock vernachlässigbar sind.
Ob dem Optiker jeweils die korrekte und gleiche Zentrierung in der Fassung, also die "Anpassung" gelungen ist, ist eine andere Frage.
Vielleicht ist es erstmals diesmal der Fall. Nur dann würde die o.g. Schlußfolgerung zutreffen.
Mehr wissen wir, wenn auch die Sonnenbrille von den Prismen befreit wurde.

Was die Anpassung betrifft, kann man mit dieser in gewissen Grenzen durch Verschieben und Kippen der Brille am Kopf experimentieren. Dies hatte nur jedoch einen sehr geringen Effekt auf das Trapez.

Das Vertrauen in die Fachkunde des ausführenden Optikers ist in der Zwischenzeit auf Null gesunken. (Fehler bei der mündlichen (!) Nachbestellung bei Rodenstock, Ablegen der Brille in der Tüte eines anderen Kunden, Verwechseln der Gläser von L und R bei der Montage, etc.)
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Lutz
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Re: Verzerrte Sicht

Beitrag von Lutz »

wk5000 hat geschrieben: Nun hat meine Frau die gleiche Brille auch als Sonnenbrille machen lassen, gleiche Daten, gleiches Glas nur mit Dämpfung 85%, gleiche Fassung, rahmenlos. Diese liefert subjektiv fast keine Verzerrungen!
Dann muß ich an diesem Satz wohl irgendwas falsch verstanden haben... :?

Aber egal - Hauptsache, am Ende funktioniert alles wie gewünscht... :wink:

Schöne Feiertage! 8)
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