Gleitsicht 1,74 immer irgendwie "Premium"?

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Ostwestfale
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Gleitsicht 1,74 immer irgendwie "Premium"?

Beitrag von Ostwestfale »

Hallo in die Runde,

ich habe eine Frage an diejenigen hier, die es wirklich wissen. :-)

Ich bin inzwischen 46 und möchte auf Gleitsicht umsteigen. Ich komme zwar noch ganz gut mit einer Einstärkenbrille zurecht, aber man soll ja früh anfangen.

Bisher habe ich einen Glasindex von 1,74. Den würde ich gerne beibehalten. Nun habe ich diverse Ketten und kleine Optiker abgegrast und mir ist aufgefallen, dass ein 1,74er Gleitsichtglas nie wirklich im Angebot ist. Apollo z. B., die ja mit 50% auf alles (bis auf Tiernahrung) werben, haben gar kein 1,74er Index im Programm.

Meine Frage: Liegt das mit den fehlenden Aktionsangeboten daran, dass Gleitsichtgläser mit Index 1,74 quasi immer Super-Duper-Premium und somit im Einkauf teuer sind? Während die dickeren Gläser bis 1,67 eher Massenware und somit verfügbarer sind?

Interessiert mich einfach mal. :-)

Dankeschön und viele Grüße


Ostwestfale
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Lutz
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Re: Gleitsicht 1,74 immer irgendwie "Premium"?

Beitrag von Lutz »

Ist vielleicht eine Definitionsfrage...

Es gibt verschiedene Lieferanten mit unterschiedlichen Produkten und Produkteigenschaften, unterschiedlichen Produktionsstandorten und am Ende unterschiedlichen Preisen.

Bei uns gibt es 1.74er-Gleitsichtgläser in verschiedenen Kategorien und von verschiedenen Herstellern zu unterschiedlichen Preisen, die sich durchaus mal um den Faktor "knapp zwei" unterscheiden können. Wir nennen das nicht "Sonderangebot", sondern es sind eben unterschiedliche Preise für unterschiedliche Produkte. Ob die Preise dann höher oder niedriger liegen als irgendein "Aktionspreis" eines Mitbewerbers, ob dann für den einen oder anderen Preis tatsächlich etwas gleichwertiges, besseres oder einfacheres geliefert wird, ist dann die entscheidende Frage. Eine weitere mögliche Frage wäre, was man tatsächlich für einen bestimmten Preis geliefert bekommt, wenn ein Anbieter a) mit den niedrigsten Preisen wirbt, b) eine überdurchschnittliche Anzahl an Mitarbeitern bezahlen muß, c) seinen Sitz in den Lagen mit den höchsten Mieten der Stadt hat und d) jedes Jahr satte Gewinne ausweist.

Noch ein Tipp: nicht auf die Prozente schauen, sondern auf den Endpreis (was Du ja offensichtlich getan hast, indem Du unterschiedliche Anbieter abgeklappert hast). Und was man dafür tatsächlich bekommt (und dazu gehört nicht nur das Produkt, sondern die Gesamtleistung inkl. Beratung, Hinweis auf Alternativen, fundierte Entscheidungsgrundlagen, z.B. Dickenberechnungen, oder auch Lieferzeiten, Service, Nachbetreuung bei Problemen u.ä.).

Grundsätzlich gilt aber auch: günstige Preise gibt es eher bei größeren als bei kleineren Stückzahlen, und 1.74er-Gläser werden halt seltener gebraucht als 1.67er. Insofern findet man die 1.74er durchaus weniger häufig oder in weniger Variationen bei preiswerteren Lieferanten, da liegst Du nicht ganz falsch.
Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidt­einander'.
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Smutje
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Re: Gleitsicht 1,74 immer irgendwie "Premium"?

Beitrag von Smutje »

@ Ostwestfale:

würd mich mal interessieren; wie Deine Werte sind .
- Augenoptik 50er-/60er-/70er-/80er-/90er Jahre
- Shuron (orig. USA)
- Kicktipp-Meister 2011/2012 - 2013/2014 - 2017/2018
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Ostwestfale
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Re: Gleitsicht 1,74 immer irgendwie "Premium"?

Beitrag von Ostwestfale »

@Smutje

Werte:

rechts:
SPH -3,25
CYL -2,25
AXS 65
ADD 1,75

links:
SPH - 3,75
CYL - 2,25
AXS 140
ADD 1,75

Und nun? :-)
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Ostwestfale
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Re: Gleitsicht 1,74 immer irgendwie "Premium"?

Beitrag von Ostwestfale »

Lutz hat geschrieben:Ist vielleicht eine Definitionsfrage...

Es gibt verschiedene Lieferanten mit unterschiedlichen Produkten und Produkteigenschaften, unterschiedlichen Produktionsstandorten und am Ende unterschiedlichen Preisen.

Bei uns gibt es 1.74er-Gleitsichtgläser in verschiedenen Kategorien und von verschiedenen Herstellern zu unterschiedlichen Preisen, die sich durchaus mal um den Faktor "knapp zwei" unterscheiden können. Wir nennen das nicht "Sonderangebot", sondern es sind eben unterschiedliche Preise für unterschiedliche Produkte. Ob die Preise dann höher oder niedriger liegen als irgendein "Aktionspreis" eines Mitbewerbers, ob dann für den einen oder anderen Preis tatsächlich etwas gleichwertiges, besseres oder einfacheres geliefert wird, ist dann die entscheidende Frage. Eine weitere mögliche Frage wäre, was man tatsächlich für einen bestimmten Preis geliefert bekommt, wenn ein Anbieter a) mit den niedrigsten Preisen wirbt, b) eine überdurchschnittliche Anzahl an Mitarbeitern bezahlen muß, c) seinen Sitz in den Lagen mit den höchsten Mieten der Stadt hat und d) jedes Jahr satte Gewinne ausweist.

Noch ein Tipp: nicht auf die Prozente schauen, sondern auf den Endpreis (was Du ja offensichtlich getan hast, indem Du unterschiedliche Anbieter abgeklappert hast). Und was man dafür tatsächlich bekommt (und dazu gehört nicht nur das Produkt, sondern die Gesamtleistung inkl. Beratung, Hinweis auf Alternativen, fundierte Entscheidungsgrundlagen, z.B. Dickenberechnungen, oder auch Lieferzeiten, Service, Nachbetreuung bei Problemen u.ä.).

Grundsätzlich gilt aber auch: günstige Preise gibt es eher bei größeren als bei kleineren Stückzahlen, und 1.74er-Gläser werden halt seltener gebraucht als 1.67er. Insofern findet man die 1.74er durchaus weniger häufig oder in weniger Variationen bei preiswerteren Lieferanten, da liegst Du nicht ganz falsch.
Danke für die ausführliche Antwort.

Für mich ist das Gleitsicht-Thema halt schwierig, weil ich Neuling bin. Jeder in meinem Umfeld erzählt was anderes. Der eine sagt, er habe sich sofort dran gewöhnt, der andere hat sich nie dran gewöhnt. Dann heißt es wieder, dass es Schaukeleffekte gibt, ein anderer meint, da gewöhnt man sich dran. Dann wieder jemand, der meinte, dass seine Eyes & More-Billig-Gleichtsicht-Brille besser sei als das 800-Euro-Fahrrad vom teuren Optiker. U.s.w. u.sw.

Erschwerend kommt für mich hinzu, dass (sorry, ich weiß, das kommt jetzt bestimmt nicht gut an) die Besuche bei den drei lokalen teuren Optikern eher von so klebrig-schleimiger Natur waren, halt irgendwie hochnäsig - aber ohne, dass ich das Gefühl hatte, das dafür die Kompetenz irgendwie besser ist als bei z. B. Fielmann, Apollo (nur um einfach mal zwei Namen zu nennen). Jeder sagte auch was anderes. Bin auch offen damit umgegangen, dass ich mir ein paar Angebote einhole und am Ende auch nach Gefühl entscheide. Darauf hin war die Stimmung gleich getrübt, so nach dem Motto, "Sie wagen es noch woanders hinzugehen?" :D Bei solchen Händlern möchte ich ehrlich gesagt nicht wegen einer Reklamation auflaufen.

Blöd ist einfach, dass ich nicht objektiv vergleichen kann, wie z. B. wenn ich einen TV kaufe. Bei Brillen ist man irgendwie "ausgeliefert" und muss halt dem Verkäufer glauben. Auch wenn es nachher heißt: "Das muss so!" :lol: Bitte nicht falsch verstehen: Es handelt sich grad einfach um ein unsicheres Gefühl, geschuldet der Tatsache, dass es sich um die erste Gleitsichtbrille handelt.
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Karoshi
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Re: Gleitsicht 1,74 immer irgendwie "Premium"?

Beitrag von Karoshi »

Ostwestfale hat geschrieben:@Smutje

Werte:

rechts:
SPH -3,25
CYL -2,25
AXS 65
ADD 1,75

links:
SPH - 3,75
CYL - 2,25
AXS 140
ADD 1,75

Und nun? :-)
und nun trau ich mich recht sicher zu sagen, dass ein 1,74er für dich nur in seltenen Ausnahmefällen irgendwelche Vorteile haben dürfte und somit aller Voraussicht nach rausgeschmissenes Geld sein dürfte.
1,67 reicht easy, wenn nicht sogar 1,6 (was viele Vorteile hätte).
Investier lieber in die Qualität der Gläser als in das aller dünnste Material, denn du hast sog. "schiefe" Zylinderachsen und simple Gläser können das viel schlechter berücksichtigen als modernere.
Würdest du vor mir sitzen, ich würde dir allein deswegen schon zu (teil-)individualisierten Gläsern raten. Nicht weil sie teurer sind, sondern weil die besser zu deinen Werten passen. Evtl. kommen auch noch mehr Argumente dazu ein unter- oder überdurchschnittlicher Augenabstand, besonderer Sitz der Fassung usw...

Ja, gibt auch heutzutage leider immer noch solche "Privatoptiker" die sich für was besseres halten. Gibt aber auch genug inhabergeführte Fachbetriebe in denen der Kundennutzen und Bedarf an erster Stelle steht und die alles für einen bestmögliche Versorgung geben. Bei den großen Kettten hat man, per Geschäftskonzept, dafür oft gar keine Zeit.
Des Menschen Leben gleicht der Brille. Man macht viel durch. -- Heinz Erhardt
staatl. gepr. Augenoptiker und Augenoptikermeister FFA München 2011
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Lutz
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Re: Gleitsicht 1,74 immer irgendwie "Premium"?

Beitrag von Lutz »

Ostwestfale hat geschrieben:Bin auch offen damit umgegangen, dass ich mir ein paar Angebote einhole und am Ende auch nach Gefühl entscheide. Darauf hin war die Stimmung gleich getrübt
Also wenn ich was (anderes als eine Brille :wink:) kaufen will, sehen mich Händler, die mir blöd kommen, halt nicht wieder. Deswegen vermeide ich, meinen potentiellen Kunden blöd zu kommen, aber jeder hat halt sein eigenes Geschäftsmodell... 8)
Ostwestfale hat geschrieben:Blöd ist einfach, dass ich nicht objektiv vergleichen kann, wie z. B. wenn ich einen TV kaufe.
Das ist exakt das Problem, das man als Optiker auch hat. Man könnte zwar objektiv vergleichen, indem man ein Glas physikalisch vermißt, Abbildungsfehler graphisch darstellt, Sehbereiche vermißt usw. - leider ist "Sehen" aber nicht nur (Brillenglas-)Physik, sondern auch Physio- und Psychologie bzw. eine Sinneswahrnehmung und die Interpretation des Ganzen durch das Gehirn.

Und da individuelle Gehirne auch individuelle Lieblingsbeschäftigungen haben, verarbeiten sie ein möglicherweise physikalisch exakt gleiches Bild auf der Netzhaut mit unterschiedlicher Motivation und unterschiedlichem Ergebnis.

Wir können daher die objektiven physikalischen Unterschiede der verschiedenen Gläser erklären (unterschiedlich gut vielleicht, da auch Optikergehirne unterschiedliche Fähigkeiten haben), aber das subjektive Seherlebnis des Brillenglasbenutzers können wir nur mit einer gewissen statistischen Wahrscheinlichkeit (je weniger Fehler, desto besser wird das Glas wahrscheinlich vertragen, zum Beispiel) vorhersagen.

Die meisten Kollegen, die ich so kenne, haben eine gewisse Freude an Kunden, die zufrieden sind, und handeln entsprechend lösungsorientiert, wenn mal was nicht klappt. Meist gibt es auch irgendwelche "Verträglichkeitsgarantien" oder ähnlichst benamste Prozesse, die in solchen Fällen ablaufen, und in der Regel werden diese Möglichkeiten - spätestens auf Nachfrage - auch vor dem Kauf dem Kunden gegenüber kommuniziert.

Und, um mal wieder mit @Karoshi einer Meinung zu sein: bei den Werten würde ich mir an Deiner Stelle mal in aller Ruhe die Glasdicken für verschiedene Materialien ausrechnen lassen und dann mit mir einen tragfähigen Kompromiß aus Dickeneinsparung, Abbildungsqualität und Aufpreis aushandeln. Ich glaube auch nicht, daß da am Ende zwangsläufig ein 1.74er-Glas herauskommen muß...
Zuletzt geändert von Lutz am Freitag 28. April 2023, 18:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Saibaba
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Re: Gleitsicht 1,74 immer irgendwie "Premium"?

Beitrag von Saibaba »

Ostwestfale schrieb:
Blöd ist einfach, dass ich nicht objektiv vergleichen kann, wie z. B. wenn ich einen TV kaufe. Bei Brillen ist man irgendwie "ausgeliefert" und muss halt dem Verkäufer glauben. Auch wenn es nachher heißt: "Das muss so!" :lol: Bitte nicht falsch verstehen: Es handelt sich grad einfach um ein unsicheres Gefühl, geschuldet der Tatsache, dass es sich um die erste Gleitsichtbrille handelt.
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Das ist halt der Unterschied zwischen Verkäufern im Handel und guten Optikern, die Handwerker sind, und man kann ein Produkt, welches zur Funktionalität handwerkliches Fachwissen benötigt nicht so einfach vergleichen, wie, z.B. ein Fernsehgerät.
Ein guter Optiker hätte dir wahrscheinlich, wie schon vorher von Lutz geschrieben, mal ausgerechnet wie gering der Unterschied zwischen 1,67-er und 1,74-er Gläsern ist und die Vor und Nachteile erklärt. Der Brechungsindex sollte immer nur so hoch wie nötig und nicht so hoch wie möglich sein.
Aber bei der Optikersuche ist es wahrscheinlich wie mit dem Prinz und den vielen Fröschen, die man küssen muss. :wink:
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Ostwestfale
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Re: Gleitsicht 1,74 immer irgendwie "Premium"?

Beitrag von Ostwestfale »

Gut zu wissen, dass 1,67 vielleicht auch reicht. Bisher hatte ich 1,74 in meiner Einstärkenfassung und 1,67 bei meiner Sonnenbrille. Die Fassungen sind von der Größe ziemlich identisch - und den Dickenunterschied sieht man schon. Vielleicht sehe ich ihn auch nur. :lol:

Weil das Thema "Schaukeleffekt" aufkam: Da meine Hornhautverkrümmung recht ausgeprägt ist... ist der Schaukeleffekt dann auch deutlicher wahrzunehmen als bei jemandem, der nur eine geringe Verkrümmung hat?

Oder anders: Gibt es so super indivualisierte Gläser, dass dieser Effekt bei meinen Werten quasi nicht auftritt?
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yyz
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Re: Gleitsicht 1,74 immer irgendwie "Premium"?

Beitrag von yyz »

Ostwestfale hat geschrieben:Weil das Thema "Schaukeleffekt" aufkam: Da meine Hornhautverkrümmung recht ausgeprägt ist... ist der Schaukeleffekt dann auch deutlicher wahrzunehmen als bei jemandem, der nur eine geringe Verkrümmung hat?

Oder anders: Gibt es so super indivualisierte Gläser, dass dieser Effekt bei meinen Werten quasi nicht auftritt?
Lies doch Lutz' Beitrag nochmal, der sollte die Frage beantworten.
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