Frage zu "Randunschärfen" bei Gleitsichtgläsern..

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And
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Frage zu "Randunschärfen" bei Gleitsichtgläsern..

Beitrag von And »

Hab da mal ein paar Fragen. Angenommen, man möchte sich Gleitsichgläser zulegen. Annahme: für alle angebotenen Gleitsichtgläser erfolgt genau die gleiche Anpassung und Zentrierung.

1. Warum ist mit einem "Premiumglas" die Randunschärfe geringer als mit einem "normalen" Gleitsichtglas?
2. Warum haben die "normalen" Gleitsichtgläser nicht von vornherein die gleiche, optimierte Glasgeometrie wie die "Premium"gläser und damit auch eine kleinere Randunschärfe?
3. Vermutlich werden alle Gleitsichtgläser individuell angefertigt, da durch die kombinatorische Explosion aufgrund der Vielzahl an Parametern eine Lagerhaltung nicht möglich ist?
4. Sind die behaupteten Unterschiede in der Breite der Randunschärfe unter den oben genannten Annahmen (und individueller Anfertigung der Gläser) überhaupt real existent? Oder anders gefragt: wird möglicherweise bewusst ein suboptimales Glas berechnet und angefertigt, um ein upselling-Argument künstlich zu schaffen? Denn: wenn der Algorithmus für die Berechnung eines Premiumglases existiert, könnte dieser genauso für das preiswertere Glas genutzt werden! (?)
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optikgutachter
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Re: Frage zu "Randunschärfen" bei Gleitsichtgläsern..

Beitrag von optikgutachter »

And hat geschrieben:Hab da mal ein paar Fragen. Angenommen, man möchte sich Gleitsichgläser zulegen. Annahme: für alle angebotenen Gleitsichtgläser erfolgt genau die gleiche Anpassung und Zentrierung.

1. Warum ist mit einem "Premiumglas" die Randunschärfe geringer als mit einem "normalen" Gleitsichtglas?
2. Warum haben die "normalen" Gleitsichtgläser nicht von vornherein die gleiche, optimierte Glasgeometrie wie die "Premium"gläser und damit auch eine kleinere Randunschärfe?
3. Vermutlich werden alle Gleitsichtgläser individuell angefertigt, da durch die kombinatorische Explosion aufgrund der Vielzahl an Parametern eine Lagerhaltung nicht möglich ist?
4. Sind die behaupteten Unterschiede in der Breite der Randunschärfe unter den oben genannten Annahmen (und individueller Anfertigung der Gläser) überhaupt real existent? Oder anders gefragt: wird möglicherweise bewusst ein suboptimales Glas berechnet und angefertigt, um ein upselling-Argument künstlich zu schaffen? Denn: wenn der Algorithmus für die Berechnung eines Premiumglases existiert, könnte dieser genauso für das preiswertere Glas genutzt werden! (?)
Zu 1.
Weil genügend Geld zur Verfügung steht um besser/""supergeil" zu arbeiten.

Zu 2.
Weil Annahmen zur Fertigung aus Kostengründen herangezogen werden, nicht der Bedarf/Ist-Zustand.
Also das "Vermuten" der tatsächlichen Gegebenheiten reicht angeblich aus um "supertoll" fertigen/ liefen zu können.
Was für ein Schwachsinn.
Weiss aber der Kunde nicht... Jetzt schon.

Zu 3.
BeiI 1,1 Milliarden Möglichkeiten......pro Auge ??? :shock:

Zu 4.

Ja
Ja.
Nein ->Grund: Es gibt nur ein optimales Ergebnis, bei geringsten Anweichungen aber schon Verschlechterungen.

Alles andere zu behaupten wäre ver..sche.
An die Kollegen:
Sollte der Vorgesetzte behaupten dass es anders wäre:
So werden sie belogen!!
Entweder er/sie/es weiss es nicht besser,
dann werden Sie unwissentlich belogen.
Meistens aber werden sie wissentlich belogen.

Viele Vorgesetzte haben aber tatsächlich keine Ahnung von der Branche und sind dahin geführt worden den Mitarbeitern zu vermitteln, dass alles "total ok und "easy" wäre.
(Weil die Inhaber/Geschäftsführer vielfach auch keine Ahnung haben.)

Liebe Führungskräfte in den Filialen:
Bitte nicht ver...schen lassen, weil sie die Branche und die Regeln nicht kennen.

Da deutet vieles nicht darauf hin, dass Sie nicht in einer seriösen Firma arbeiten.
Verkauf geht da immer über alles!
Wenn diese Erkenntnis bei Ihnen angekommen sein solkte:
Wie wäre es mit einer ehrlichen Firma bei gleichem Gehalt?

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Falls Sie mal was über mich gehört haben sollten: Glauben Sie es bloß nicht!
Vermutlich stimmt das nämlich alles (Kölner Humor)!
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GodEmperor
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Re: Frage zu "Randunschärfen" bei Gleitsichtgläsern..

Beitrag von GodEmperor »

Da stell ich mir immer gern die Frage, warum ein 2.0 Liter Motor nicht billiger ist als ein 1,4 Liter Motor. Bohrungen der Zylinder sind größer also wird weniger Material benötigt. Arbeitsaufwand ist der Gleiche... :?
Rechtschreibung und Zeichensetzung sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit der Realität sind purer Zufall.
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optikgutachter
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Re: Frage zu "Randunschärfen" bei Gleitsichtgläsern..

Beitrag von optikgutachter »

Ja.
Irgendwann fällt jedem was auf.......
Das ist der Zeitpunkt zu begreifen, oder weiterhin ........ :wink:
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Lutz
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Re: Frage zu "Randunschärfen" bei Gleitsichtgläsern..

Beitrag von Lutz »

And hat geschrieben:Hab da mal ein paar Fragen. Angenommen, man möchte sich Gleitsichgläser zulegen. Annahme: für alle angebotenen Gleitsichtgläser erfolgt genau die gleiche Anpassung und Zentrierung.

1. Warum ist mit einem "Premiumglas" die Randunschärfe geringer als mit einem "normalen" Gleitsichtglas?
Bei den modernsten Gleitsichtgläsern mit geringeren Abbildungsfehlern benötigt man sowohl für die Berechnung als auch für die Fertigung andere Werkzeuge als bei einfachen Gleitsichtgläsern. Mit den mathematischen Methoden, mit denen "klassische" Gleitsichtgläser berechnet werden/wurden, stößt man bezüglich der Abbildungsfehler irgendwann an Grenzen. Und eine Freiformfläche läßt sich nicht mit Maschinen fertigen, die auf "einfachen" geometrischen Formen (Kreisen, Kugeln, Ellipsen, Parablen o.ä.) aufbauen.
2. Warum haben die "normalen" Gleitsichtgläser nicht von vornherein die gleiche, optimierte Glasgeometrie wie die "Premium"gläser und damit auch eine kleinere Randunschärfe?
s.o.
3. Vermutlich werden alle Gleitsichtgläser individuell angefertigt, da durch die kombinatorische Explosion aufgrund der Vielzahl an Parametern eine Lagerhaltung nicht möglich ist?
Wenn die Gläser mit Standardparametern gefertigt werden, können sehr wohl halbfertige Produkte "auf Lager" produziert werden.
4. Sind die behaupteten Unterschiede in der Breite der Randunschärfe unter den oben genannten Annahmen (und individueller Anfertigung der Gläser) überhaupt real existent?
Keine Ahnung, was mit "unter den oben genannten Annahmen gemeint ist", aber Unterschiede zwischen unterschiedlichen Gläsern sind messbar und wahrnehmbar. Und "individuell angefertigt" ist ein dehnbarer Begriff: ein Standardglas, das erst produziert wird, wenn die Bestellung vorliegt, ist auch "individuell angefertigt".
Oder anders gefragt: wird möglicherweise bewusst ein suboptimales Glas berechnet und angefertigt, um ein upselling-Argument künstlich zu schaffen? Denn: wenn der Algorithmus für die Berechnung eines Premiumglases existiert, könnte dieser genauso für das preiswertere Glas genutzt werden!(?)
Ein einfaches Gleitsichtglas kann nach Standard-Parametern oder unter Berücksichtigung von Individualparametern gefertigt werden, und ein aufwendiges Gleitsichtglas mit allen möglichen Techniken zur Abbildungsoptimierung kann nach Standard- oder Individualparametern gefertigt werden. Das eine hat mit dem anderen im Prinzip nichts zu tun, obwohl die meisten Hersteller die Berücksichtigung von individuellen Parametern nur/eher bei den Gläser mit der besseren Abbildungsfehler-Minimierung anbieten. Nikon wäre da z.B. eine Ausnahme, dort können auch die einfachen Gleitsichtgläser mit individuellen Parametern bestellt werden.
Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidt­einander'.
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And
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Re: Frage zu "Randunschärfen" bei Gleitsichtgläsern..

Beitrag von And »

Ok, danke Lutz. Das Argument mit den unterschiedlich modernen Maschinen und möglicherweise zu zahlenden Softwarelizenzen für aktuellere Algorithmen verstehe ich. Auch das Argument von OG mit den höheren Kosten bei genauerer Vermessung macht Sinn. Da wäre es aber dann fairer, nicht so plakativ wie in der Graphik mit so krass unterschiedlich großen Zonen zu werben. Ich persönlich würde mich als Kunde wohler fühlen, wenn man mir die höheren Kosten aufgrund der sehr viel aufwändigeren Anpassung und Vermessung transparent erklärt.

Wie lange gibt es denn schon diese Differenzierung in normale vs. Premiumgleitsichtgläser mit kleineren Randunschärfebereichen?
Falls diese Schautafel wie oben gezeigt auch schon vor 20 Jahren in genau so einer Form existiert haben sollte, dann wäre nämlich das Argument mit den neuen Maschinen+Software irgendwie hinfällig, oder? Denn wenn dem so wäre, dann müssten ja - (zu) simpel gedacht (?) - entweder damals die Zonen scharfen Sehens noch deutlich schmaler als bei den jetzigen Nicht-Premiumgläsern gewesen sein; oder aber heutzutage die unscharfen Randzonen quasi nicht mehr existent sein.
Leider habe ich keine Einblicke in die Historie der Gleitsichtglasentwicklung... Gabs da wirklich so große Entwicklungssprünge in den letzten 5 Jahren, welche die Differenzierung in Normal vs. Premium Gleitsicht rechtfertigen würde?

---

hmm ok. scheint wohl doch noch vergleichsweise recht neue Technologie zu sein:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gleitsichtglas
Die weltweit ersten individuellen Gleitsichtgläser, die persönliche Eigenheiten des Trägers berücksichtigten, sollen dann im Jahr 2000 annähernd zeitgleich von den deutschen Glasherstellern Rodenstock und Carl Zeiss auf den Markt gebracht worden sein. Die Fertigung von Gleitsichtgläsern unterliegt der DIN EN ISO 8980.
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GodEmperor
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Re: Frage zu "Randunschärfen" bei Gleitsichtgläsern..

Beitrag von GodEmperor »

optikgutachter hat geschrieben:Irgendwann fällt jedem was auf.......
Meinst du? Wenn ich eines bemerkt habe, dann dass es Leute gibt, die wirklich nix mehr merken.
And hat geschrieben:Wie lange gibt es denn schon diese Differenzierung in normale vs. Premiumgleitsichtgläser mit kleineren Randunschärfebereichen?
Seit der Nachfolger des allerersten Gleitsichtglases entwickelt und dann das ältere Gleitsichtglas zur "einfacheren" Version erklärt wurde.
And hat geschrieben:Falls diese Schautafel wie oben gezeigt auch schon vor 20 Jahren in genau so einer Form existiert haben sollte, dann wäre nämlich das Argument mit den neuen Maschinen+Software irgendwie hinfällig, oder? Denn wenn dem so wäre, dann müssten ja - (zu) simpel gedacht (?) - entweder damals die Zonen scharfen Sehens noch deutlich schmaler als bei den jetzigen Nicht-Premiumgläsern gewesen sein; oder aber heutzutage die unscharfen Randzonen quasi nicht mehr existent sein.
Da gabs iwie drei Versionen früher, es kamen drei Kategorien dazu. Eine einfacher und zwei "besser". Kann man das so einfach erklärt sagen, liebe Kollegen?
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Lutz
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Re: Frage zu "Randunschärfen" bei Gleitsichtgläsern..

Beitrag von Lutz »

Anfangs wurde eher mal das alte Glas durch das neuere/bessere ersetzt; irgendwann wurden dann die älteren Gläser durch die neueren ergänzt. Ich würde so aus dem Bauch heraus sagen, daß das so in den 80ern gewesen sein müßte, wo dieser Übergang stattgefunden hat. Die Ursache dürfte ganz einfach in "Angebot und Nachfrage" zu finden sein...
Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidt­einander'.
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Lutz
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Re: Frage zu "Randunschärfen" bei Gleitsichtgläsern..

Beitrag von Lutz »

And hat geschrieben:Da wäre es aber dann fairer, nicht so plakativ wie in der Graphik mit so krass unterschiedlich großen Zonen zu werben. Ich persönlich würde mich als Kunde wohler fühlen, wenn man mir die höheren Kosten aufgrund der sehr viel aufwändigeren Anpassung und Vermessung transparent erklärt.
Die Kosten kommen auch, aber nicht nur durch die aufwendigere Anpassung und Vermessung zustande. Ebenso spielen Investitionen in Forschung und Entwicklung, Fertigungstechnik, Marketing/Markenpflege, Service/Garantien sowie die je nach Produktionsstandort unterschiedlichen Personalkosten eine Rolle.
And hat geschrieben:Falls diese Schautafel wie oben gezeigt auch schon vor 20 Jahren in genau so einer Form existiert haben sollten
Diese Schautafeln sollen dem Kunden veranschaulichen, um was es geht. Wenn wir ein brauchbares Standard-Gleitsichtglas nehmen, dann ist der Bereich für die mittleren Entfernungen z.B. fünf Millimeter breit; der Lesebereich unten vielleicht zwölf Millimeter. Das heißt, wenn ich Bilder präsentiere, die die realen Verhältnisse im Glas zeigen, erscheinen die Sehbereiche auf den ersten Blick sehr klein - ein solches Glas kann aber trotzdem relativ gut funktionieren. Die Ursache liegt darin, daß ein zwölf Millimeter breiter Sehbereich im Glas einen ca. 30 cm breiten Sehbereich in 40 cm Entfernung abdeckt - also mehrere Zeitungsspalten. Und fünf Millimeter im Progressionskanal bedeuten dann 25 cm Breite in 80 cm Entfernung - das ist auch durchaus nutzbar.

Und wenn ich die Werbebilder jetzt mal nicht als die Darstellung der Glastechnik verstehe, sondern als Veranschaulichung der nutzbaren Sehbereiche in der jeweils zugehörigen Sehentfernung, dann sind sie nicht so unrealistisch, wie man zunächst meinen könnte.

Letztendlich spielte es auch keine Rolle, ob die Bilder vor 20 Jahren genauso aussahen oder anders - entscheidend ist, daß sie Menschen ohne optisch-physikalische Vorbildung oder entsprechendes Interesse verständlich machen, worum es geht und für welche Unterschiede sie mehr oder weniger Geld ausgeben sollen/können.
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optidi
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Re: Frage zu "Randunschärfen" bei Gleitsichtgläsern..

Beitrag von optidi »

Außerdem sollen solche Schautafeln dem Kunden den Nutzen darstellen und in zweiter Linie die Technik.

Gruß Optidi
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