Hier mal eine längere Antwort eines interessierten Nicht-Optikers:
Mir hat mal ein Physiker, der in einer Firma eines tragbaren Autorefraktometers arbeitet ("QuickSee Binocular Wavefront Autorefractor"), persönlich erklärt, dass Autorefraktoren tendeziell in der folgenden Reihenfolge präzise sind - im Vergleich zu subjektiven Messungen:
1) Achse
2) Zylinder-Stärke
3) Sphärische Stärke
Begründet hat er das damit, dass das Auge ja ständig am Akkomodieren ist, was ja vorwiegend die Sphäre betrifft. Auch subjektiv sei sie am schwersten "genau" (was auch immer das ist) zu bestimmen.
Wegen der Sache mit der Akkomodation gelte, dass bei Myopen das beste sphärische Glas (BSG) das schwächste Minusglas ist, d.h. bei dem keine weitere Visus-Steigerung bei noch mehr Minus wahrgenommen wird. Bei Hyperopen ist es genau umgekehrt, nämlich das stärkste Plusglas.
Hintergrund:
Eine überkorrigierte
myope Person kann das falsche "Zuwenig" an Brechkraft in gewissem Rahmen durch Akkomodation ausgleichen, also "schummeln". Allerdings erzeugt das auf die Dauer Beschwerden, weil er ständig akkomodieren muss. Minusgläser schwächen Brechkraft ab, ein überkorrigierter Myoper hat also insgesamt zuwenig Brechkraft und ist damit hyperop.
Ein
Hyperoper wird irgendwann myop, wenn man ihn überkorrigiert, d.h. wenn man immer mehr Plus gibt. Hier kann irgendwann nichts mehr ausgeglichen werden durch die Augenlinse, denn noch mehr als sich maximal zu entspannen kann die Augenlinse nicht: Man packt gewissermaßen die Brechkraft der Augenlinse durch Akkomodation so lange in das sphärische Glas, bis maximale Entspannung erreicht ist, d.h. für die Ferne keine Akkomodation mehr nötig ist.
Mit dem Alter lässt nicht nur die maximale Akkomodationsfähigkeit der Augenlinse nach (ihre max. Dioptrien), sondern auch die Schnelligkeit und Präzision der Akkomodation, d.h. die Akkomodation wird "träger".
- Wenn ein ansonsten für die Ferne optimal korrigierter altersweitsichtiger Mensch z.B. lange angestrengt in der Nähe zu Lesen versucht und dann plötzlich in die Ferne sieht, kann es sein, dass er eine ganze Weile in der Ferne unscharf sieht, also für diese Zeit myop ist: Die Linse hat es nicht geschafft, sich ganz auf Ferne zu entspannen und verharrt in irgendeiner Naheinstellung, das kann mitunter ziemlich lange dauern. Auch die parasympathikolytischen Augentropfen des Augenarztes (Zykloplegie) können übrigens nicht immer zu einer tatsächlich vollständigen Entspannung der Augenlinse führen, das wird in Augenheilkunde-Lehrbüchern immer wieder betont.
- Wenn also z.B. ein beginnender leichter Altersweitsichtiger stundenlang vor dem Monitor gearbeitet hat und dann zum Optiker geht, kann es sein, dass für die Ferne falsche Werte gemessen werden, insb. für die Sphäre - weil sich die Augenlinse noch nicht vollständig wieder auf Ferneinstellung angepasst hat.
- Deswegen sollte man möglichst entspannt und ausgeruht zum Optiker / Augenarzt gehen, allerdings auch nicht müde gerade aus dem Bett gefallen.
Das Auge ist eben ein lebendes, dynamisches Organ.
Embryologisch und aufgrund von anatomischen Besonderheiten wird es übrigens als Teil des Gehirns angesehen - und das ist bekanntermaßen sehr individuell
Sehen ist eben nicht nur Optik im Auge, sondern vor allem eine Gehirn-Rechenleistung.
Ich bin kein Optiker, aber das meine ich, verstanden zu haben
Ergänzungen & Kritik immer gerne.