Wie werde ich chromatische Aberration und tonnenförmige Verzeichnung los?

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o.pfeifer
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Wie werde ich chromatische Aberration und tonnenförmige Verzeichnung los?

Beitrag von o.pfeifer »

Hallo Fachleute,

ich würde gern verstehen, warum meine, von einem großen deutschen Filial-Optiker gefertigte Brille, noch im dritten Anlauf, gebrauchs-untauglicher ist als die Lesehilfe vom Drogeriemarkt.

(Sorry für die Polemik) -– Konkrete Fragen siehe ganz unten; Details folgen hier:

Zu mir: 52, Lesebrille seit ca. 5 Jahren, Stärke zunächst +1 beidseitig, Die ersten beiden Lesebrillen waren Halbbrillen vom Optiker, die ich recht bald mit größeren Lesehilfen +1 für die Bildschirmarbeit ergänzt habe, um ein höheres Sehfeld zu haben und keinen Krampf im Nacken zu kriegen. Inzwischen bin ich auf +1,5 beidseitig gewechselt.

Arbeitsplatz: 3 verschiedene grafische Arbeitsplätze an zwei bis drei 27" bis 13" Monitoren, also sehr breites und hohes Sichtfeld, dabei gleichzeitig Kleingedrucktes um die Tastatur herum.

Daneben trage ich die Brille inzwischen beim Rad- und Autofahren auf der Nasenspitze, um Armaturen und Navi sicherer lesen zu können; ab 3-5 Meter sehe ich aber alles auch ohne Brille sehr scharf.

Gestört hat mich im Wesentlichen, daß die Lesehilfen nicht entspiegelt sind, was bei Videokonferenzen immer doof aussieht. (Ich hasse spiegelnde Brillen auch bei meinem Gegenüber).

Der Optiker riet unbedingt zur Gleitsichtbrille für den Verkehr und zu einer Raumkomfort-Brille für den Arbeitsplatz, mit folgenden Werten: Sph: +0,5 Zyl: -0,25 Add: 1,75, Achse 64(r) bzw. 136 (l). Wie immer riet er mir zu 'besserem' Material (CH, bzw. CR für die Raumcomfort-Brille) um dünnere Gläser zu bekommen.

Im Ergebnis war die Gleitsichtbrille für mich ziemlich unangenehm, weil beim Drehen des Kopfes die Distanzwahrnehmung des Umfeldes schwankte, sowie das scharfe Gesichtsfeld extrem schmal war –– völlig ausgeschlossen, sowas im Verkehr zu tragen. Auch am Arbeitsplatz oder beim Lesen ist es für mich ausgeschlossen, mit nur 5cm breitem Schärfebereich klar zu kommen (wozu brauch ich dann den 27"er), und so gab ich die nutzlose Gleitsichtbrille zurück und beauftragte eine Einstärkenbrille im gleichen Gestell. Die Raumkomfort-Brille habe ich behalten, weil sie für spezielle Sehaufgaben wie z.B. im Museum, große Bücherregale, und Feinmechanik gewisse Vorteile bietet, und etwas weniger unangenehm war.

Auch die (2.) Einstärkenbrille hatte aber nach wie vor den Effekt der 'schwankenden' Umgebung, sowie eine kissenförmige Verzeichnung und Farbsäume (was die Lesehilfen beides nicht erzeugen).

Der Optiker meinte nun, das läge an dem leichten Zylinder-Wert von -0,25, und nahm den bei der dritten Bestellung raus. Das Material blieb aber "CH"

Tatsächlich ist nun, beim 3. Versuch, die Verzeichnung deutlich geringer (aber noch immer nicht ganz weg), und es gibt nach wie vor Farbsäume, also chromatische Aberrationen. Da der Sinn eines hochwertigen Monitors u.a. darin besteht, sowas nicht zu haben (bzw. sehen und korrigieren zu können), liegt nun auch diese Brille meist ungenutzt herum, obwohl sie natürlich hübsch aussieht und auch entspiegelt ist.

Nun meine Fragen:

1. Ist die Chromatische Aberration (Farbsäume) eine zwingende Folge der Entspiegelung, oder könnte das mit einem anderen Materiel bzw. anderer Glasform behoben werden? Wird das Material oder die Krümmung ggf. durch das Gestell (Humphrey's 582325) 'erzwungen' ?

2. Wieso habe ich bei den Lesehilfen aus dem Drogeriemarkt (auch bei den großen, runden, bzw im Randbereich!) keine Probleme trotz offenbar unterschiedlicher Achsen und egal, wie die Brille sitzt (vorn oder hinten), aber bei der Einstärkenbrille vom Optiker wohl? (Sollte ich also, wenn ich die Brille gern in wechselnden Positionen trage, nicht mehr zum Optiker gehen?)

3. Sind Brillen mit Blaulichtfilter (gerade ziemlich gehypt) eigentlich entspiegelt, oder ist das genau das Gegenteil?

Vielen Dank für Eure Aufklärung!
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GodEmperor
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Re: Wie werde ich chromatische Aberration und tonnenförmige Verzeichnung los?

Beitrag von GodEmperor »

Ne, o.pfeifer, du schmeißt so gut wie alles durcheinander. Material hat nix mit Fassungsauswahl zu tun, Farbsäume kaum was mit der Glasform und nichts mit der Entspiegelung. Und bei +0,5 wird dein Glas nicht mal dick, wenn man es aus Knetgummi machen würde.
An drei Monitoren eine komplett perfekt abgebildete Fläche mit einer Raumkomfortbrille zu versprechen, ist Quatsch seitens deines Optikers. Hat er/sie/es/apachehelicopter überhaupt nach deinen Sehgewohnheiten gefragt?
Gleitsichtbrillen, ist immer wieder verwunderlich, wie etwas derart schlechtes und untaugliches seit nunmehr 60 Jahren immer noch gemacht, getragen und vertragen wird... ;)
Rechtschreibung und Zeichensetzung sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit der Realität sind purer Zufall.
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Lutz
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Re: Wie werde ich chromatische Aberration und tonnenförmige Verzeichnung los?

Beitrag von Lutz »

o.pfeifer hat geschrieben:Hallo Fachleute,
Hallo Laie,
o.pfeifer hat geschrieben: Nun meine Fragen:

1. Ist die Chromatische Aberration (Farbsäume) eine zwingende Folge der Entspiegelung Nein., oder könnte das mit einem anderen Materiel Ja. bzw. anderer Glasform Nein. behoben werden? Wird das Material oder die Krümmung ggf. durch das Gestell (Humphrey's 582325) 'erzwungen' Nein.?

2. Wieso habe ich bei den Lesehilfen aus dem Drogeriemarkt (auch bei den großen, runden, bzw im Randbereich!) keine Probleme trotz offenbar unterschiedlicher Achsen Das Ding hat keine Achsen. und egal, wie die Brille sitzt (vorn oder hinten) Ist egal, weil die Korrektion eh' nur so ungefähr paßt., aber bei der Einstärkenbrille vom Optiker wohl? (Sollte ich also, wenn ich die Brille gern in wechselnden Positionen trage, nicht mehr zum Optiker gehen?)
Du solltest Dich an die richtigen Korrektionswirkungen gewöhnen. Sie können ggf. zu einer leicht veränderten Raumwahrnehmung führen, auch wenn alles richtig gemessen und gefertigt wurde.

3. Sind Brillen mit Blaulichtfilter (gerade ziemlich gehypt) eigentlich entspiegelt, oder ist das genau das Gegenteil?
Man kann den Filter ins Glasmaterial integrieren, das blaue Licht wird dann absorbiert, und dann kann eine normale, effektive, tatsächlich reflexmindernde Entspiegelung auf das Glas. Man kann sich aber auch die Absorption sparen und stattdessen die Reflexion für das blaue Licht verstärken, dann sind auf der Oberfläche starke blaue Reflexe zu sehen. Beide Varianten sind auf dem Markt, man muß nicht beide für gleichermaßen sinnvoll halten...

Vielen Dank für Eure Aufklärung!
Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidt­einander'.
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o.pfeifer
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Re: Wie werde ich chromatische Aberration und tonnenförmige Verzeichnung los?

Beitrag von o.pfeifer »

Vielen Dank für Eure hilfreichen Kommentare, Lutz und GodEmperor!

Ich habe also folgendes verstanden:

1. Die chromatische Aberration könnte ggf. bei einem neuen Versuch durch eine andere Materialwahl (höhere Abbe'sche Zahl bzw. niedrigerer Brechungsindex / dickere Gläser) vermieden werden. (Leider weiss ich anhand der Angabe "CH" auf dem Auftrag gar nicht genau, was für ein Glas mir da nun verkauft wurde.)

2. Weder die Form der Gläser noch die Entspiegelung verursachen das zwingend.

3. Blaulichtfilter sind nur sinnvoll mit Entspiegelung kombinierbar, wenn sie ins Glas integriert sind.

Da ich mit der für mich nicht sehr hilfreichen Beratung des letzten Optikers trotz anstandslosen Glastausches nicht besonders glücklich geworden bin, würde ich den nächsten Versuch wohl eher bei einem anderen machen – aber nach welchen Kriterien suche ich den aus? Oder ist es besser nun zum vierten Mal dort aufzuschlagen ?
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brillentieger
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Re: Wie werde ich chromatische Aberration und tonnenförmige Verzeichnung los?

Beitrag von brillentieger »

o.pfeifer hat geschrieben:Vielen Dank für Eure hilfreichen Kommentare, Lutz und GodEmperor!

Ich habe also folgendes verstanden:

1. Die chromatische Aberration könnte ggf. bei einem neuen Versuch durch eine andere Materialwahl (höhere Abbe'sche Zahl bzw. niedrigerer Brechungsindex / dickere Gläser) vermieden werden. (Leider weiss ich anhand der Angabe "CH" auf dem Auftrag gar nicht genau, was für ein Glas mir da nun verkauft wurde.)
CH steht bei Fiel.. für ein Kunststoffglas mit n1.6. Wichtig wäre auch was hinter CH steht. Ist es ein Markenglas steht M. ist es ein Standardglas steht S und ist es das günstigste Material Economy ein E. Das bedeutet wie hoch die Standards sind. Ein Markenglas wird mit den höheren Qualitätsansprüchen hergestellt, ein Standardglas wird von Fiel. Einschleifwerkstätten eingekauft und kontrolliert und Economy wird in Fernost ohne große Qualitätskontrollen eingekauft.

2. Weder die Form der Gläser noch die Entspiegelung verursachen das zwingend.
genau, wobei eine stark gewölbte Brille ähnliche Probleme hervorrufen kann
3. Blaulichtfilter sind nur sinnvoll mit Entspiegelung kombinierbar, wenn sie ins Glas integriert sind.
Blaulichtfilter werden entweder durch eine Entspiegelung erzeugt, indem ein Teil das blaues Lichtes gespiegelt wird. Dies erkennt mann an einer sehr blauen und unschönen blaulichen Entspiegelung.
Die schönere und für mich bessere Alternative ist wenn der Blaulichtfilter im Glasmaterial ist. Es kann dann eine normale kaum sichtbare Entspiegelung aufgebracht werden und die Gläser haben nur einen leichten "gelb/braun" Stich

Da ich mit der für mich nicht sehr hilfreichen Beratung des letzten Optikers trotz anstandslosen Glastausches nicht besonders glücklich geworden bin, würde ich den nächsten Versuch wohl eher bei einem anderen machen – aber nach welchen Kriterien suche ich den aus? Oder ist es besser nun zum vierten Mal dort aufzuschlagen ?
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