Vorab zum ersten: Eine Vorhersage zur weiteren Entwicklung der Sehleistung traue ich mir nicht zu.
Vorab zum zweiten: Ich verstehe Deine Bedenken und Deine Sorgen, es ist ganz normal, daß Du Dir diese Fragen stellst, und ich will diese Sorgen auch nicht einfach beiseitewischen - nicht, daß das folgende mißverstanden wird...
Aber: Wir haben verschiedene junge Kunden mit ähnlichen Werten, was Korrektionswerte und Visus betrifft, die wir z.T. von Kindesbeinen an betreut haben bzw. noch betreuen - sie haben alle ihren Weg gemacht, haben einen Beruf erlernt, ein Studium abgeschlossen, sind glücklich verpartnert und führen ein ganz normales Leben.
Natürlich gibt/gab es Hindernisse auf ihrem Weg, aber die gab es auch auf meinem und vermutlich Deinem. Nur vielleicht andere...
Wenn es eines gibt, was man im Umgang mit sehbehinderten Menschen ganz schnell lernt (und mit einem Visus > 0,3 ist man lt. Definition noch nicht einmal notwendigerweise sehbehindert; mit 0,5 kann man Zeitungen lesen und ggf. mit augenärztlichem Gutachten Autos fahren), dann ist es das Hinterfragen von Gewißheiten bzgl. dessen, was man bisher für möglich und unmöglich gehalten hat. Spätestens, wenn man auf 2.500 m Höhe auf einem schmalen Pfad in den Alpen einem blinden Wanderer begegnet, der dort ganz allein mit seinem Führhund unterwegs ist und sich mit einem über die Faszination der Bergwelt unterhält...
Deshalb mein Rat: Dein Sohn ist zu allem fähig, unterstütze ihn, wo Du kannst, laß die Fachleute versuchen, das beste an Sehvermögen herauszuholen, habe keine Scheu, sie nach Lösungen zu fragen, wenn Probleme auftauchen, und dann wird das schon! Nebenbei: im lokalen Blinden- und Sehbehindertenverband wirst Du ganz sicher Kontakte knüpfen und Informationen zu den richtigen Fachleuten finden können. Die wissen, wer sich mit vergleichbaren Problemen auskennt und helfen kann.
Achso, und wenn ich sehe, was sich täglich auf der Straße vor unserem Geschäft abspielt: "Nicht Autofahren können" ist ein Schicksal, das offensichtlich auch ganz viele Leute mit gutem Visus ereilt...
Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidteinander'.