Sohn hat starke weitsichtigkeit

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Osnshake
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Sohn hat starke weitsichtigkeit

Beitragvon Osnshake » Sonntag 24. Juli 2022, 22:08

Hallo zusammen,
ich bin mir nicht sicher, ob mir hier jemand helfen kann, aber vielleicht hat jemand Erfahrungswerte mit Kindern und kann mir davon berichten. Ich wäre sehr dankbar darüber.

Ich habe einen Sohn, der in 2 Monaten 5 Jahre alt wird. Vor 3 Monaten wurde in einer Augenklinik festgestellt, dass er stark weitsichtig ist. Er hat die Werte +7,25 auf beiden Augen. Und dazu noch eine Hornhautverkrümmung von -2 auf beiden Augen. Schielen tut er wohl nicht, aber so richtig räumliches sehen hat er auch nicht. Bei dem Sehtest kam er in der Ferne nur auf einen Visus von 0,25 auf beiden Augen und bei der Nähe war es wohl etwas besser(ohne Brille). Mir wurde erklärt, wenn Kinder so stark weitsichtig sind können sie weder in Ferne noch Nähe gut schauen.
Ich war sehr sehr geschockt über diese Diagnose, da in unseren Familien niemand eine Brille bisher brauchte. Ich frag mich: wie kann sowas sein? Das muss doch einen Grund haben, dass ein Kind so schlechte Werte hat, ohne eine genetische Komponente?
Das schlimme ist, dass es jetzt erst erkannt wurde und er schon so alt ist(Mir wurde gesagt, dass Kinder nur bis 6 Jahre das Sehen erlernen können). Er trägt seit 2 Monaten eine Brille und wir waren erneut zum Sehtest in der Sehschule. Und dann das traurige Ergebnis er kam nur auf einen Visus von 0,4. Also kaum Verbesserung trotz Brille. Ich dachte, da er jetzt die Brille trägt, müsste er viel besser sehen können.
Jetzt mache ich mir riesige Sorgen. Wird er jemals Autofahren können, wird er jemals eine Regelschule besuchen können?
Hat jemand vielleicht Erfahrung mit so schlechten Werten bei so einem alten Kind?
Können wir noch Hoffnung haben, dass sein Visus noch besser wird mit der Zeit mit der Brille? Wir gehen im September nochmal zum Tropfen und Augen vermessen. Die orthopistin meinte, dass die Brille nur mit -1 im Zylinder (hornhautverkrümmung) angefertigt wurde laut Rezept aus der Augenklinik, aber seine Hornhautverkrümmung liegt bei -2, daher hat sie Hoffnung, wenn die Brille nochmal besser angepasst wird, dass er dann besser sieht.
Hat jemand vielleicht Erfahrung und kann mir etwas positives berichten, dass das Kind doch noch auf 80% Sehleistung in so einem späten Alter kam? Oder sollte ich mich damit abfinden und es akzeptieren, dass sein Visus so schlecht bleiben wird, trotz Brille?

Über antworten würde ich mich sehr freuen.

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Lutz
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Re: Sohn hat starke weitsichtigkeit

Beitragvon Lutz » Montag 25. Juli 2022, 01:21

Vorab zum ersten: Eine Vorhersage zur weiteren Entwicklung der Sehleistung traue ich mir nicht zu.

Vorab zum zweiten: Ich verstehe Deine Bedenken und Deine Sorgen, es ist ganz normal, daß Du Dir diese Fragen stellst, und ich will diese Sorgen auch nicht einfach beiseitewischen - nicht, daß das folgende mißverstanden wird...

Aber: Wir haben verschiedene junge Kunden mit ähnlichen Werten, was Korrektionswerte und Visus betrifft, die wir z.T. von Kindesbeinen an betreut haben bzw. noch betreuen - sie haben alle ihren Weg gemacht, haben einen Beruf erlernt, ein Studium abgeschlossen, sind glücklich verpartnert und führen ein ganz normales Leben.

Natürlich gibt/gab es Hindernisse auf ihrem Weg, aber die gab es auch auf meinem und vermutlich Deinem. Nur vielleicht andere...

Wenn es eines gibt, was man im Umgang mit sehbehinderten Menschen ganz schnell lernt (und mit einem Visus > 0,3 ist man lt. Definition noch nicht einmal notwendigerweise sehbehindert; mit 0,5 kann man Zeitungen lesen und ggf. mit augenärztlichem Gutachten Autos fahren), dann ist es das Hinterfragen von Gewißheiten bzgl. dessen, was man bisher für möglich und unmöglich gehalten hat. Spätestens, wenn man auf 2.500 m Höhe auf einem schmalen Pfad in den Alpen einem blinden Wanderer begegnet, der dort ganz allein mit seinem Führhund unterwegs ist und sich mit einem über die Faszination der Bergwelt unterhält...

Deshalb mein Rat: Dein Sohn ist zu allem fähig, unterstütze ihn, wo Du kannst, laß die Fachleute versuchen, das beste an Sehvermögen herauszuholen, habe keine Scheu, sie nach Lösungen zu fragen, wenn Probleme auftauchen, und dann wird das schon! Nebenbei: im lokalen Blinden- und Sehbehindertenverband wirst Du ganz sicher Kontakte knüpfen und Informationen zu den richtigen Fachleuten finden können. Die wissen, wer sich mit vergleichbaren Problemen auskennt und helfen kann.


Achso, und wenn ich sehe, was sich täglich auf der Straße vor unserem Geschäft abspielt: "Nicht Autofahren können" ist ein Schicksal, das offensichtlich auch ganz viele Leute mit gutem Visus ereilt... :wink:
Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidt­einander'.

Osnshake
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Re: Sohn hat starke weitsichtigkeit

Beitragvon Osnshake » Montag 25. Juli 2022, 09:13

Erstmal vielen Dank für deine Antwort.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht so richtig, was ich als nächste Schritte machen soll. Wenn er noch einen besseren Visus bekommen sollte, dann muss es ja jetzt passieren vom Alter her. Die Frau aus der Sehschule meinte, dass wir es jetzt erstmal mit erneutem Tropfen und neuer Brille versuchen. Das letzte Register wären Kontaktlinsen, sie meinte damit könnte man vielleicht noch etwas mehr rausholen, dies macht sie aber erst bei Schuleintritt.
Wäre es nicht besser das jetzt schon zu probieren, wenn man dadurch tatsächlich mehr Sehleistung provozieren kann? Ich hatte gelesen, dass bei Schuleintritt das erlernen der Sehkraft abgeschlossen ist? Dann wäre es doch eigentlich zu spät?
Viele grüsse

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Lutz
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Re: Sohn hat starke weitsichtigkeit

Beitragvon Lutz » Montag 25. Juli 2022, 11:18

Wenn es sich um eine regelmäßige Hornhautverkrümmung handelt (und nicht um eine unregelmäßige z.B. aufgrund von Narben), dann würde ich da jetzt keinen gravierenden Vorteil in einer Kontaktlinsenversorgung sehen, was die Visusentwicklung betrifft.

[Teil des Textes gelöscht, da offensichtlich unbegründet]

Ist aber aus der Ferne nicht wirklich zu beurteilen...
Zuletzt geändert von Lutz am Montag 25. Juli 2022, 15:07, insgesamt 2-mal geändert.
Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidt­einander'.

starry_night
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Re: Sohn hat starke weitsichtigkeit

Beitragvon starry_night » Montag 25. Juli 2022, 11:21

Ich bin wede Augenärztin noch Optikerin, kann daher also wenig dazu sagen, wie Ihr jetzt am besten weiter vorgeht. Aber da ich selbst eine Sehschwäche mit ähnlichen Visuswerten wie Dein Sohn habe, kann ich Dir aus erster Hand bestätigen, was Lutz geschrieben hat:

Auch wenn man die Welt nicht ganz so gestochen scharf sieht wie andere, kann man mit einer solchen Sehkraft ein ganz normales Leben führen und (fast) alles machen wie jeder*r andere auch!

Ich hatte übrigens Kontaktlinsen, seit ich drei Jahre alt war, aufgrund noch sehr viel stärkerer Korrekturwerte. Und mittlerweile wird das selbst bei Säuglingen gemacht. Ich sehe also nichts, was grundsätzlich dagegen spricht, es bei Eurem Sohn auszuprobieren.
Bei mir war es übrigens so, dass ich mit Kontaktlinsen objektiv schlechtere Visuswerte erzielt habe, weil der Vergrößerungseffekt durch die Brillengläser wegfällt. Subjektiv habe ich jedoch trotzdem "besser" gesehen. Das liegt vor allem daran, dass man mit Kontaktlinsen das gleiche Blickfeld hat wie Leute ohne Sehhilfe, durch die Brille wird dieses erheblich eingeschränkt.
Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.
Antoine de Saint-Exupery

Tamara
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Re: Sohn hat starke weitsichtigkeit

Beitragvon Tamara » Montag 25. Juli 2022, 14:09

Hallo von Mutter zu Mutter,

mein Sohn hatte sehr ähnliche Werte, auch irgendwas mit +7/+6 als er seine erste Brille bekam. Er war damals 4 Jahre alt und hatte mit Brille einen Visus von 0,4.
Ich habe in der Augenarztpraxis geweint. In erster Linie, weil mir das überhaupt nicht aufgefallen ist.

Wir mussten alle 6 Monate zur Kontrolle und jedes Mal waren seine Augen besser und wir bekamen er ein neues Brillenrezept.
Sein linkes Auge entwickelte sich besser als sein rechtes.
Seit er 13 Jahre alt ist, sind seine Werte konstant. Besser wird es nicht mehr.

Mittlerweile ist mein Sohn knapp 16 Jahre alt, trägt natürlich immernoch Brille, aber seine Werte sind wesentlich besser als früher (+4/+2 und Hornhautverkrümmung) und er kommt auf eine Sehleistung von 0,8/0,9 und mit Kontaklinsen sogar auf über 1,0.

Er hat im Alltag überhaupt keine Probleme, er liebt seine Brille und zum Sport trägt er neuerdings Kontaktlinsen.

Woher diese Sehschwäche kommt, konnte uns der Augenarzt nicht sagen. Keiner aus der Familie war Brillenträger.
Die Untersuchung beim Augenarzt, gehört für mich eigentlich mit zu den Pflichtuntersuchungen bei Kindern. Wären wir früher beim Augenarzt gewesen, hätten wir evtl ein besseres Ergebnis erzielt?

Liebe Grüße
Tamara

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Re: Sohn hat starke weitsichtigkeit

Beitragvon Osnshake » Montag 25. Juli 2022, 15:11

Vielen Dank für die Antworten und es ist auch mal schön von Betroffenen zu hören, dass das Leben genauso schön sein kann, wie für einen Normalsichtigen. Auch vielen Dank für das positiv Beispiel des Jungen, der heute 16 ist. Sowas baut einen dann schon etwas auf.
Ich habe kurzfristig für morgen in der Augenklinik einen Termin bekommen mit Sehschule. Da erhalten wir dann ja auch nochmal eine 2. Meinung, ich denke mehr können wir dann auch nicht machen. Alles weitere wird dann wohl die Zeit zeigen in wie weit sich sein Visus noch verbessert. Schön wäre es, wenn er mal einen Führerschein machen kann und auf die Regelschule gehen kann.
Ich hätte nie damit gerechnet, dass unser Sohn so schlecht sieht. Uns ist leider nicht mal aufgefallen, dass er überhaupt schlecht sieht. Er hat sich völlig normal entwickelt und malt auch Sachen aus und kann kleine Sachen aufheben und in Bilderbücher kleine Sachen finden. Er stolperte nicht und griff irgendwo daneben. Er war schon immer notorisch gut und fuhr früh Fahrrad. Alles typische was ich gelesen habe, was Kinder die nicht gut sehen machen, hat er nicht gemacht.
Lediglich wenn er auf dem handy eine Serie geschaut hat fing er an mit den Augen zu kneifen und sie zu reiben.
Aber das macht es jetzt auch alles nicht besser. Schade einfach dass wir es nicht früher bemerkt haben.

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Re: Sohn hat starke weitsichtigkeit

Beitragvon nixblicker » Montag 25. Juli 2022, 17:05

mach dir keine Vorwürfe. Ihr tut jetzt alles, was zum jetzigen Zeitpunkt sinnvol und möglich ist. Du als Elternteil hattest eigentlich keine Chance, irgendeinen Verdacht auf eine Fehlsichtigkeit zu haben.

Ich hatte in meiner Laufbahen ebenfalls einen Fall, bei dem zwar nur ein Auge von schlechter Sehleistung betroffen war, aber der kleine war so dermaßen motiviert, seinen Traumberuf zu ergreifen, dass er extrem gewissenhaft alles getan hat, was optiker und Sehschule ihm vorgegeben haben. Er ist auch erst kurz vor der einschulung gestartet, und der visus ist trotzdem auf ca. 0,8 geklettert. Alles ist möglich.

Und zu Kontaktlinsen: Es gibt tatsächlich kein Mindestalter, wenn die Handhabung und Hygiene funktioniert.
Schau doch mal rein: www.glashaus-bremerhaven.de

starry_night
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Re: Sohn hat starke weitsichtigkeit

Beitragvon starry_night » Montag 25. Juli 2022, 20:38

Regelschule sollte kein Problem sein, Dein Sohn sollte halt möglichst vorn sitzen. Im Studium fand ich es etwas schwieriger, weil der Abstand zur Tafel im Hörsaal viel größer ist als im Klassenzimmer, aber auch das habe ich gut hinbekommen. Und den Führerschein hab ich auch (allerdings mit Nachtfahrverbot, aber das liegt nicht direkt am Visus).

Mach Dir nicht zu viele Sorgen, vieles ist noch sehr weit weg, und bis dahin finden sich Lösungen oder der Visus verbessert sich vielleicht noch ein Stück. Dass man Deinem Sohn die Sehschwäche nicht anmerkt, ist doch eigentlich ein sehr gutes Zeichen, dass er zurechtkommen wird :)
Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.
Antoine de Saint-Exupery

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Re: Sohn hat starke weitsichtigkeit

Beitragvon jana1508 » Mittwoch 9. November 2022, 18:06

Ich wollte gerne ein bisschen aufmuntern, da ich als Kind selbst sehr ähnliche Werte wie dein Sohn hatte (um die +8 und Hornhautverkrümmung) und meine erste Brille auch erst mit 4 Jahren bekommen habe (meine Eltern haben es auch nicht gemerkt, es kam dann bei der U-Untersuchung beim Kinderarzt raus). Meine Schwester ist auch stark weitsichtig, sonst niemand in der nahen Familie.
Ich weiß leider nicht mehr, wie hoch mein Visus damals war aber sicherlich auch nicht viel höher als der von deinem Sohn mit diesen Werten. Geschielt habe ich nie, aber ich erinnere mich, dass wir früher zu Grundschulzeiten regelmäßig ein Auge für ein paar Stunden abgeklebt haben und ich mit dem anderen Buchstaben in Zeitungen einkreisen musste.
Was ich eigentlich sagen wollte: Ich habe mittlerweile (mit 27) Werte um die +6,5 und Hornhautverkrümmung (von mittlerweile -2,75 & -3 also auch relativ hoch) und trotz der späten Brille und der hohen Werte einen Visus von 125, mit Brille sogar fast 160.
Ich war ganz normal in der Schule und musste dort auch nicht besonders weit vorne sitzen und lebe auch sonst ein ganz normales Leben (abgesehen davon, dass ich mit diesen Werten nicht zur Polizei könnte oder Pilotin werde - aber es gibt ja genügend andere Berufe).
Seitdem ich 13 bin trage ich auch (weiche) Kontaktlinsen (früher täglich heute würde ich sagen 50:50).

Hoffe ich kann ein bisschen Mut und Hoffnung machen - man gewöhnt sich dran und heute ist ja einiges möglich was Brillenglasdicke angeht :)


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