Liebe Caroline,
ich bin zwar keine Optikerin, kann Dir aber vielleicht etwas Mut zusprechen, denn ich bin auch so ein "Sensibelchen" wie Du - mit ordentlich Durchhaltevermögen und Toleranz ist es aber schon wesentlich besser geworden.
Ich konnte immer super gut sehen, vor ein paar Jahren dann altersgerecht die erste Lesebrille, dann eine Einstärken-Computerbrille. Das Schwummern an der Seite war (und ist) da auch da, hat mich aber nicht so sehr gestört, weil ich beim Lesen ja eh nur geradeaus schaue. Hätte ich mich damit bewegen müssen, hätte mich das auch gestört.
Vor etwa zwei Jahren begann es, dass ich das Gefühl hatte, "komisch" zu sehen. Ähnlich wie Du hatte ich das Gefühl, auch in der Ferne nicht mehr gut sehen zu können, obwohl mein Visus da noch bei 100 Prozent lag (er war ursprünglich aber mal irgendwann bei 120 gewesen), meine Augen drückten, besonders das Linke, es fühlte sich an, als würde mein linkes Augenlied hängen (was es aber nicht tat).
Das komische Gefühl, so glaube ich heute, kam und kommt davon, dass ich (was ab einem gewissen Alter ganz normal ist) dann auch auf mittlere Entfernung nicht mehr scharf sehen konnte, was ich aber nicht so wahrnahm (den Unterschied hab ich dann erst bei meiner ersten Gleitsichtbrille mitbekommen).
Also erste Gleitsichtbrille. Eine Katastrophe! Schaute ich geradeaus, konnte ich auf Anhieb scharf sehen, in dem Moment, wo ich mich bewegte, fühlte ich mich wie auf dem sinkenden Schiff. Ich hatte Kopfschmerzen, ein seltsames Gefühl in den Augen, ganz eklig!
Dabei habe ich auf die Entfernung nur auf einem Auge +0,25, -0,25, Achse 135, also nur eine gaaanz leichte Weitsichtigkeit und eine ebenso leichte Hornhautverkrümmung. Eigentlich schon fast homöopathische Werte, aber das reichte (zusammen mit dem Nahteil von +1,50) schon aus, dass ich mich wie auf hoher See fühlte, und das mit bereits relativ guten Gläsern.
Ich ließ mir dann Gläser mit weniger Addition im Nahbereich und ohne Korrektur im Fernbereich anfertigen, weil dann die Übergänge nicht so krass sind und trug dementsprechend eine Weile (auch sehr ungerne) eine nicht wirklich optimale Brille - aber was sollte ich sonst machen (dachte ich jedenfalls)? Das Schwummern war etwas weniger, aber nicht weg.
Bei der Augenärztin war auch alles ok, Winkelfehlsichtigkeit wurde nicht getestet, aber sie meinte, sofern ich nicht doppelt oder verzerrt sehe, wäre sie mit einer solchen Korrektur ggf. auch vorsichtig (aber das ist ein anderes Thema).
So schlug ich mich also mit der suboptimalen Brille etwa ein halbes Jahr durch, bis das Nahteil und die mittlere Sicht wirklich zu schwach wurden, und kramte missmutig die erste (stärkere) Brille wieder raus. Und siehe da: Dadurch, dass ich mich mittlerweile so halbwegs an das Schwummern gewöhnt hatte, und mein Gehirn das nicht mehr ständig wahrnahm, konnte ich mich hier mehr auf die Vorteile, also das bessere Sehen, konzentrieren, und möchte diese Brille heute nicht mehr missen.
Nachdem ich die Brille zwei Wochen getragen hatte, stellte ich auch fest, dass ich in der Ferne wieder besser gucken konnte - mein Hirn musste sich wohl erst mal an die leichte Korrektur des Astigmatismus gewöhnen, um diese dann ins Optimum umzusetzen.
Es gibt immer Schwankungen: Da sind Tage, wo ich sie morgens aufsetze und alles ist toll, aber es gibt eben auch jene Tage, an denen ich sie aufsetze und erst mal gucken muss, ob das wirklich meine Brille ist, weil ich beim Aufsetzen das Gefühl habe, ich wäre auf einem anderen Planeten.
Die Ursache liegt wahrscheinlich irgendwo zwischen Augen und Sehzentrum. Da spielt die
Psyche eine gehörige Rolle (ist man angespannt, ist man nicht so "anpassungsfähig" und sieht häufig auch schlechter oder gar verzerrt), aber auch der Blutdruck, der mal gehörig schwanken kann oder
trockene Augen. Und, ganz wichtig, die Einstellung zum Nasenfahrrad - jedenfalls ist es bei mir so, denn damit tat ich mich anfangs SEHR schwer.
Wenn Du Neurologen etc. durch hast, kann es eigentlich nur noch sowas sein, und damit muss man dann halt leben lernen - und das kann man.
Es hat bei mir ein dreiviertel Jahr lang gedauert, und die Lernphase ist bestimmt noch nicht zu Ende, aber es ist VIEL leichter und selbstverständlicher geworden - es gibt Tage, an denen ich die Brille überhaupt nicht mehr wahrnehme
. Kontaktlinsen kommen für mich wegen sehr trockener Augen nicht infrage.
Andere Menschen, so auch mein Partner, nehmen solche Dinge überhaupt nicht wahr, beziehungsweise schon irgendwie, aber es stört sie einfach nicht.
Die Optiker hier können Dir bestimmt noch Ratschläge geben von wegen sphärischer oder asphärischer Gläser oder Glasstärke etc., so dass sich das Sehen bei Dir diesbezüglich vielleicht auch etwas angenehmer gestaltet.
Wurde bei Dir die Pupillendistanz richtig gemessen? Ich hatte nämlich bei einer neuen Brille (mit alten Werten) bei einem neuen Optiker gerade so einen Fall, dass das vermurkst wurde - wenn das nicht richtig sitzt, kann das natürlich auch bei einer Einstärkenbrille die störenden Randeffekte der Gläser subjektiv verstärken.