Hallo zusammen,
Ich möchte hier einmal meinen Fall darstellen:
Ich bin jetzt 36 Jahre alt und bin schon seit meiner Kindheit anfällig für Kopfschmerzen gewesen.
Die letzten 10 Jahre in etwa fingen sie fast immer links an und es gehörte auch ein -quasi chronisch- verspannter linker Nacken dazu.
Da ich auch ein sehr starkes Kiefergelenk habe, das ein paar Verschleißerscheinungen hat, dachte ich immer, es wäre eine Mischung aus Spannungs- und Migränekopfschmerz.
Letzten Sommer hatte ich dann irgendwann quasi durchgehend Kopfschmerzen, auch Ziehen in den Gehörgang links kam dazu.
Ein auf Kieferprobleme spezialisierter Physiotherapeut stellte nach mehreren Sitzungen fest, dass sich die Muskeln in meiner linken Augenhöhle immer wieder sehr verspannen. Er schickte mich daraufhin zu einer Optometristin.
Deren Vermutung war nach dem ersten Gespräch eine nicht korrigierte Sehschwäche und zusätzlich etwas neurologisches (eventuell Trigeminusneuralgie).
Die Untersuchung ergab:
Sph +0,75 beidseitig (subjektiv mit Phoropter)
Hornhautverkrümmung 0,25 auf einem Auge; 0,75 auf dem anderen (mit Keratograph). Weiß nicht mehr welcher Wert zu welchem Auge gehört.
Sie holte mich allerdings zu sich an den Bildschirm und zeigte mir das Keratographenbild des 0,75 Auges, da die stärker verformte Stelle recht kreisrund ist und nicht länglich oder sanduhrenförmig, wie sonst eher üblich.
Zusätzlich ergab die Untersuchung ein latentes Außenschielen des linken Auges und beidseitige Akkommodationsstörungen. (Verschwommen- und Doppeltsehen beim Fokuswechsel von nah auf fern waren für mich schon seit langem normal und bis zu der Untersuchung war mir nicht bewusst, dass das nicht so sein sollte.)
Das ganze Sehsystem war sehr überreizt, meine Augen "drehten" wohl ständig den Fokus nach.
Ich habe daraufhin ein Rezept für eine Brille mit beidseitig +0,75 bekommen und sollte die Brille auch auf jeden Fall entspiegeln lassen. Sie wies mich darauf hin, beim Brillebestellen die Sehstärke nicht noch einmal eben schnell nachchecken zu lassen, da dann sicherlich niedrigere Werte herauskommen würden.
Nach drei Monaten mit der Brille soll ich wiederkommen, um dann die Verordnung zu überprüfen und eventuell die Stärke anzupassen und/oder Übungen für Sehtherapie gezeigt zu bekommen. Primär sollte in den ersten drei Monaten erst einmal visueller Stress beseitigt werden, damit bei der nächsten Untersuchung die Augen nicht mehr so überreizt sind.
Die ersten vier Wochen mit der Brille waren sehr unangenehm (alles sehr grell, Lichter nachts strahlten, oft das Gefühl benommen und/oder betrunken zu sein), aber es wurde stetig besser.
Nach ca. 6 Wochen mit Brille war ich auch noch mal bei einer Augenärztin, um etwaige andere Erkrankungen ausschließlich zu lassen.
Zunächst wurde objektiv die Sehstärke bestimmt (sph +0,25 beidseitig, cyl 0,25 beidseitig), dann nach Weittropfen der Augen noch einmal objektiv die Sphäre: +1 beidseitig
Ich weiß nicht welches Medikament zum Tropfen genommen wurde, aber sie wies mich vorher darauf hin, dass es nicht "normale" pupillenerweiternde Tropfen wären, sondern solche, mit denen ich mindestens 24 Std. schlecht sehen würde. Scharf sehen ging schneller, aber geweitete Pupillen hatte ich tatsächlich über 24 Std.
Erkrankungen liegen nicht vor, die sph +0,75 der Brille erschienen auch der Ärztin sehr korrekt gewählt zu sein.
Nach insgesamt 8 Wochen mit dieser Brille sieht es so aus:
Ich sehe alles etwas besser, außer bestimmte Lichter. Es hängt ganz klar mit der Farbe, also Wellenlänge zusammen: Am unschärfsten und strahlenförmigsten blaue Lichter (sogar tagsüber), danach grüne (grünes Ampellicht nachts bis ca. 300 m Entfernung strahlenförmig, 300 m bis 100 m zweite Silhouette um das Originallicht, näher normal), Gelbe und weiße Lichter sehe ich mal normal, mal etwas sternförmiger, je nach dem wie sie zusammengesetzt sind, vermute ich.
Rote Rücklichter von Autos, die heutzutage immer aus mehreren geschwungenen LED Reihen bestehen, sehe ich mit Brille hingegen sogar besser definiert, egal aus welcher Entfernung.
Weißer Text auf schwarz (Untertitel) strahlt mit Brille etwas mehr als ohne. Ich sehe die Buchstaben an sich besser definiert, aber sie strahlen leicht.
Auch habe ich mit der Brille ein leichtes Ghosting der Untertitel, ohne Brille ist es lediglich sehr leicht.
Je nach Lichtfarbe verstärken sich mit der Brille also Störeffekte, die ich ohne nicht oder kaum habe.
Alle diese "Beschwerden" sind gleichbleibend, wenn ich ein Auge abdecke.
Wenn ich die Brille im Dunkeln wegen der Lichtproblematik abnehme, fällt es mir schwerer, in der Ferne nicht doppelt zu sehen und der ganze 3D Seheindruck ist irgendwie komisch. Deshalb ist das keine Option für mich.
Nackenverspannung, Kopfschmerzen, Doppelt- und Verschwommensehen, ist alles besser geworden. Das Ziehen im Ohr ist sogar ganz weg. Der Behandlungsansatz ist also auf jeden Fall sehr richtig.
Ich habe zum einen den Eindruck, dass die Verordnung noch ruhig stärker sein könnte (noch immer Akkommodationsstörungen und Verschwommensehen nach lesen, wenn auch leichter), zum anderen aber die neuen Probleme mit einigen Lichtfarben.
Eine Überkorrektur kann ich mir fast nicht vorstellen, da ich selbst im Dunkeln Autobahnschilder, andere Nummernschilder etc. besser lese mit der Brille. Und die rote oder gelbe Leuchtanzeige auf Küchengeräten lese ich auch eindeutig besser, nur strahlen die gelben Zahlen.
Ich fühle mich mit Brille mittlerweile sehr wohl.
Nun meine Fragen:
1. Kann es sein, dass ich auf Grund der Qualität der Gläser oder Entspiegelung die Probleme mit speziellen Lichtfarben habe?
Mir wurde nur eine Qualität an Verspiegelung angeboten, ich vermute es handelt sich nicht um superentspiegelt. (Ich wohne in Spanien, hier sind die Preise anders, aber 40€ für beide Gläser ist ja auch für hier sehr günstig.
Brillenpass, Originaltütchen der Gläser oder ähnliches gab es nicht, weiß nur, dass es Kunststoffgläser sind.)
Oder bin ich mit +0,75 vielleicht doch überkorrigiert, wenn getropft +1 gemessen wurde?
2. Macht es Sinn, bzw. kann man überhaupt meine fast kreisrunde Hornhautverkrümmung von 0,75 (oder sogar weniger, je nach Verfahren) zu korrigieren? Oder ist es bei dem Wert und der Form eher besser nichts zu machen?
Ich hatte meine Gedanken auch schon der Optometristin per Mail geschickt. Die möchte sich aber bis in zwei Wochen mit einer Einschätzung zurückhalten, dann habe ich die zweite Untersuchung nach insgesamt 10 Wochen mit der Brille.
Ich würde gerne vorher schon Einschätzungen dazu haben, vor allem zu dem Thema, was die störenden Eindrücke bei blauen und grünen Lichtern macht.
Vielen Dank im Vorraus.