-->Hinweis - ich bin kein Optiker, sondern ein ganz normaler, interessierter Brillenträger.<--
Hier ratsuchende Forenuser fragen sich oft, ob vielleicht bei ihrer neuen Brille fertigungsbedingt etwas nicht ganz passt. Ist das Glas richtig zentriert - stimmt also die Pupillendistanz und die Durchblickhöhe? Und wie steht es um die Achslage ? Passt das?
Hier möchte ich am Beispiel meiner Brille zeigen, daß man diese Parameter erstaunlich genau auch zu Hause - ganz im Sinne des do-it-yourself Prinzips - mit einem Kreuzlinienlaser überprüfen kann. So bekommt man ein Gespür für die eigene Brille, für Optik und für die hohe benötige Präzision, um gutes Sehen zu ermöglichen. Ich denke, daß die gezeigte Methode als kleines Experiment ganz interessant sein kann. Eins vorweg: bei meiner Brille passen die selbst ermittelten Parameter sehr gut zu den Werten im Brillenpass. Dies zeigt, daß die Methode erstaunlich genau funktioniert kann.
Alles, was man benötigt, ist ein günstiger Kreuzlinienlaser, etwas Feinmotorik und eine helfende Hand.
Das Bild zeigt einen Kreuzlinienlaser (Kostenpunkt: ca. 30€):
Der Kreuzlinienlaser projiziert ein kreuzförmiges Muster z.B. auf eine gegenüberliegende Wand:
Den Kreuzungspunkt markiert man mit einem Klebezettel, siehe vorheriges Bild. Hier ist die Markierung mit ausgeschaltetem Laser besser sichtbar.
Jetzt geht es ans Testen: hält man sein Brillenglas (möglichst parallel zur Wandebene ausgerichtet) in den Strahlengang, so wird das "Kreuz" durch die Linsenwirkung aus dem Ursprung abgelenkt - dieses Foto zeigt als Beispiel den Durchgang des Kreuzlinienlasers abseits der optischen Achse, also abseits des Durchblickpunktes / der Zentrierung:
Jetzt ist die Aufgabe, das Glas so lange horizontal und vertikal zu verschieben, bis der Kreuzlinienlaser wieder exakt im markierten Ursprung zum liegen kommt. auf dem Brillenglas sieht man das Laserkreuz auch und kann jetzt z.B. mit einem kleinen Stück Klebezettel, in welches man ein nadelgroßes Loch gestochen hat, den Mittelpunkt exakt markieren. Oder man nimmt einen Stift mit wasserlöslicher Farbe (auf eigene Verantwortung!). Dazu braucht es etwas Feingefühl und eine "dritte Hand":
Hat man die Markierung auf beiden Gläsern durchgeführt, kann man nun z.B. mit einem Meßschieber prüfen, ob der Abstand der beiden Markierungen der eigenen Pupillendistanz entspricht und ob z.B. die Durchblickhöhe stimmig ist. In meinem Fall stimmt die Pupillendistanz auf 1mm genau mit dem Abstand der Markierungen überein.
Hat das Glas eine Zylinderwirkung, so sieht man in diesem Foto schön, wie der Kreuzlinienlaser "verdreht" wird:
Will man auch die Achslage prüfen, muss man jetzt zusätzlich das Glas so lange drehen, bis das Kreuz wieder lotrecht steht:
Um jetzt die Achse zu vermessen, fertigt man ein Foto an. Idealerweise mit einer Zoomkamera und möglichst nah an der optischen Achse, um perspektivische Verzerrungen möglichst zu vermeiden:
Über Fixpunkte wie z.B. die Brillenbügelscharniere (hier oben leider nicht ganz gut zu sehen) definiert man sich die horizontale Brillenachse und kann dann den Winkel zum Kreuzlinienlaser ermitteln - z.B. mit Inkscape:
hier im Beispiel: 155° - 90° = 65°
Das ist - für diese doch grobe DIY Methode - erstaunlich genau (<=3°)an der im Brillenpass eingetragenen Achse dran.
Abschließend hoffe ich, daß experimentierfreudige Brillenträger viel Spaß mit der Methode haben werden. Selbstverständlich liefert so eine quasi - "frei-Hand" Messung keine belastbaren Ergebnisse und kann nur als grobe Abschätzung dienen. Im Zweifel muss also immer mit einem dafür vorgesehenen Meßgerät (Scheitelbrechwertmesser) bei einem Optiker akkurat nachgemessen werden.