Gleitsicht bei hoher Anisometropie

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Raffael Bocl
Beiträge: 2
Registriert: Donnerstag 15. Oktober 2020, 15:06

Gleitsicht bei hoher Anisometropie

Beitrag von Raffael Bocl »

Guten Tag,

ich bin 52 Jahre alt, und gerade ist mein erster Versuch mit Gleitsicht krachend gescheitert. Grund dafür ist meine stark ausgeprägte Anisometropie.

Meine gemessenen Werte: Späre: L: -4,5 dpt ; R: -8,75 dpt
Zylinder: L: -2,5 ; R: -2,25


Aufgrund des großen sphärischen Unterschieds kann das rechte Auge mit einer Brille nicht vollständig auskorrigiert werden. Bei mehr als -7,5 dpt. Korrektur bzw. 3 dpt Unterschied zwischen rechtem und linkem Glas sehe ich Doppelbilder und bekomme Kopfschmerzen. Kontaktlinsen vertrage ich nicht.
Jetzt hat bei Fielmann ein "Low Vision Spezialist" die Anpassung einer Gleitsichtbrille vorgenommen. Er sah kein Problem in meinen Werten und ließ eine Brille mit L: -4,5 dpt und R: -7,5 dpt sowie einer beidseitigen Addition von jeweils 1,75 anfertigen. Als die Brille fertig war zeigte sich jedoch: Im Nahbereich lagen die Schärfebereiche vom rechten und linken Auge so weit auseinander, dass normales Lesen unmöglich war. Ist ja auch logisch: Rechts lag die Addition im Lesebereich der Brille rechnerisch bei 3,0 dpt. Die angemessene Addition von 1,75 dpt lag dort knapp unter dem Glasbereich für die Fernsicht, links dagegen am unteren Glasrand.
Ich habe die Brille reklamiert und zurückgegeben. Ein (etwas überfordert wirkender) Optiker bei Fielmann erklärte mir, es sei ein Fehler gewesen, mir überhaupt eine Gleitsichtbrille anzufertigen. In meinem speziellen Fall sei eine Gleitsichtbrille nicht machbar. Hat er Recht? Oder würde ein erfahrener Optiker für mich eine Lösung finden?

Vielen Dank im voraus für eine Antwort.
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Lutz
Beiträge: 5095
Registriert: Donnerstag 3. März 2011, 10:28

Re: Gleitsicht bei hoher Anisometropie

Beitrag von Lutz »

Ich habe mal die Darstellung der Werte "begradigt": :wink:
R: sph -8,75 cyl -2,25 Achse ?
L: sph -4,50 cyl -2,50 Achse ?

Die Achswerte wären u.U. auch noch wichtig...
Raffael Bocl hat geschrieben: Jetzt hat bei Fielmann ein "Low Vision Spezialist" die Anpassung einer Gleitsichtbrille vorgenommen. Er sah kein Problem in meinen Werten
Da erlaube ich mir mal die Bemerkung, daß jemand, der in den Werten kein Problem sieht, kein "Spezialist" für irgendwas ist, was mit Augenoptik zu tun hat. Und ein "Low-Vision-Spezialist" schon gar nicht.

Wieso hat sich überhaupt ein "Low-Vision-Spezialist" mit Dir beschäftigt? Ist das Sehvermögen - abgesehen von der Anisometropie - noch anderweitig irgendwie eingeschränkt?
Raffael Bocl hat geschrieben: und ließ eine Brille mit L: -4,5 dpt und R: -7,5 dpt sowie einer beidseitigen Addition von jeweils 1,75 anfertigen. Als die Brille fertig war zeigte sich jedoch: Im Nahbereich lagen die Schärfebereiche vom rechten und linken Auge so weit auseinander,
Wie meinst Du das? Lagen die Sehbereiche vertikal auseinander oder horizontal, oder konntest Du rechts und links nicht in der gleichen Entfernung scharf sehen?
Raffael Bocl hat geschrieben: Ist ja auch logisch: Rechts lag die Addition im Lesebereich der Brille rechnerisch bei 3,0 dpt. Die angemessene Addition von 1,75 dpt lag dort knapp unter dem Glasbereich für die Fernsicht, links dagegen am unteren Glasrand.
Den Gedankengang finde ich - ehrlich gesagt - nicht so besonders logisch, oder ich habe Dich mißverstanden.
Raffael Bocl hat geschrieben:Ich habe die Brille reklamiert und zurückgegeben. Ein (etwas überfordert wirkender) Optiker bei Fielmann erklärte mir, es sei ein Fehler gewesen, mir überhaupt eine Gleitsichtbrille anzufertigen. In meinem speziellen Fall sei eine Gleitsichtbrille nicht machbar. Hat er Recht? Oder würde ein erfahrener Optiker für mich eine Lösung finden?
Wenn es bei einem großen Stärkenunterschied zu (vertikalen) Doppelbildern im Nahbereich kommt, gäbe es die Möglichkeit, ein Glas mit einem sogenannten "Slab-Off"-Schliff zu versehen. Dabei wird ein Glas mit einem Prisma nur im unteren Teil des Glases ausgestattet, welches die Doppelbilder vermeiden soll.

Was anderes fällt mir dazu aber im Moment auch nicht ein...
Zuletzt geändert von Lutz am Mittwoch 21. Oktober 2020, 09:35, insgesamt 1-mal geändert.
Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidt­einander'.
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Julian0797
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Re: Gleitsicht bei hoher Anisometropie

Beitrag von Julian0797 »

Wenn die Probleme hauptsächlich in der Nähe auftreten dürfte evtl. ein Höhenausgleichprisma helfen (z. B. durch Slab Off)
Sind auch in der Ferne Probleme vorhanden, könnte es helfen das schwächer brechende Glas so anzupassen, dass die vergrößernde (hier "verkleindernde") Wirkung R/L gleich ist
Am besten bei einem Optiker, der nicht "überfordert wirkt".

Das wären so die Sachen die mir bei den vorliegenden Informationen einfallen

LG
Wie lacht ein Optiker? HH'
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GodEmperor
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Re: Gleitsicht bei hoher Anisometropie

Beitrag von GodEmperor »

Ich persönlich möchte hier noch einen sogenannten Slapoff-Schliff vorschlagen. :mrgreen:
Wieso braucht man für sowas einen "Low-Vision-Spezialisten", wobei ich das "Spezialist" nochmal extra in Gänsefüßchen setzen möchte. Dass das herausfordernd und anspruchsvoll für den Kunden wird, sollte ein gelernter Augenoptiker (egal welcher Qualifikation) eigentlich sofort erkennen. Ohne "Spezialist" zu sein. Btw Low-Vision: Hast du so ne schlechte Sehleistung? Und wie waren deine vorherigen Glaswerte? Bitte aber auch mit Achslagen und erreichter Sehleistung (Visus) aufschreiben, vielleicht kann man da was erkennen.
Rechtschreibung und Zeichensetzung sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit der Realität sind purer Zufall.
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Luigi Vercotti
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Re: Gleitsicht bei hoher Anisometropie

Beitrag von Luigi Vercotti »

Raffael Boci, hat man Dich denn darüber informiert welche besondere Qualifikation der Low Vision Spezialist erworben hat?

Normalerweise würde ich eine/n Augenoptikermeister/in damit beauftragen. Mit dieser Qualifikation ist man automatisch Gleitsicht- und Low Vision Spezialist.

Also am besten mal nachfragen welche offiziell anerkannte Qualifikation der Kollege Low Vision Spezialist erworben hat. Firmeninterne Bezeichnungen sind Schall und Rauch.

Gruß
Luigi
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Raffael Bocl
Beiträge: 2
Registriert: Donnerstag 15. Oktober 2020, 15:06

Re: Gleitsicht bei hoher Anisometropie

Beitrag von Raffael Bocl »

Danke für die vielen schnellen Antworten. Hier noch ein paar Ergänzungen:
Die Achswerte wären u.U. auch noch wichtig..
R: sph -8,75 cyl -2,25 Achse 180
L: sph -4,50 cyl -2,50 Achse 10
Wieso hat sich überhaupt ein "Low-Vision-Spezialist" mit Dir beschäftigt? Ist das Sehvermögen - abgesehen von der Anisometropie - noch anderweitig irgendwie eingeschränkt?
Bei der ersten Messung war die (sehr junge) Fachkraft mit meinem Fall überfordert und besorgte mir einen Termin bei ihrem Kollegen „der sich mit sowas auskennt“. Das war dann besagter „Low Vision Spezialist“ – so stand es auf seinem Namensschild.
Beim schwächeren Auge liegt eine Refraktionsamblyopie vor. Ansonsten keine Einschränkungen.
Lagen die Sehbereiche vertikal auseinander oder horizontal, oder konntest Du rechts und links nicht in der gleichen Entfernung scharf sehen?
Die Schärfebereiche lagen vertikal auseinander: War bei normaler Leseentfernung für das rechte Auge die oberste Zeile eines Buches scharf, lag für das linke Auge die unterste Zeile im Schärfebereich. Ich habe mir das so erklärt, dass beim rechten Glas, das im Fernbereich bereits um 1,25dpt abgeschwächt war, eine zusätzliche Addition um 1,75 dpt für den Nahbereich zu viel des Guten war. Darum habe ich wohl bei Leseentfernung eher durch den mittleren Glasbereich scharf gesehen. Um durch den Nahbereich des rechten Glases scharf zu sehen, musste ich das Buch so dicht vor die Nase halten, dass das linke Auge nicht mehr fokussieren konnte. Mir kommt das logisch vor, aber ich bin auch nur Laie.

Frage: Es wurde mehrfach Prisma bzw. Slap Off erwähnt: Würde sich mit diesem Schliff denn auch vermeiden lassen, dass die Glasstärkendifferenz zwischen R und L zu groß wird? Wie gesagt: Bis zu einer Differenz von 3 dpt komme ich klar. Bei größeren Stärkeunterschieden wird es wegen der unterschiedlich stark verkleinerten Bilder schwierig für mich.
Viele Grüße…
Raffael Bocl
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Karoshi
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Re: Gleitsicht bei hoher Anisometropie

Beitrag von Karoshi »

Der Versatz hat mit der unterschiedlichen prismatischen Nebenwirkung zu tun. Das Licht wird zu unterschiedlich stark abgelenkt.
Das liegt einfach an der Stärke.
Dagegen hilft dann ein "Konter-Prisma" das die Strahlen wieder auf Spur bringt, im Fachblabla Slaboff oder Höhenausgleichsprisma.

Das wird aber auch nicht helfen, denn du verträgst die Vollkorrektion nicht.
Somit ergibt sich immer ein grobes Ungleichgewicht beim Einstellaufwand der Augen.

Mit Kontaktlinsen wär das alles viel enspannter. Schon mal bei einem Kontaktlinseninstitut gewesen? "Vertrag ich nicht" ist allermeistens viel zu pauschal (mal abgesehen von einer medizinischen Kontraindikation)

Ansonsten mach 2-3 Brillen, spart Zeit und Nerven.
Des Menschen Leben gleicht der Brille. Man macht viel durch. -- Heinz Erhardt
staatl. gepr. Augenoptiker und Augenoptikermeister FFA München 2011
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Lutz
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Re: Gleitsicht bei hoher Anisometropie

Beitrag von Lutz »

Raffael Bocl hat geschrieben:Ich habe mir das so erklärt, dass beim rechten Glas, das im Fernbereich bereits um 1,25dpt abgeschwächt war, eine zusätzliche Addition um 1,75 dpt für den Nahbereich zu viel des Guten war.
Alles klar, jetzt hab ich es richtig verstanden...
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yyz
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Re: Gleitsicht bei hoher Anisometropie

Beitrag von yyz »

Hab gerade einen Fall, die im gleichen Alter angefangen hat, Gls zu tragen, Anisometropie auch 4,5dpt, aber unterschiedlich hohem Visus. Klappt seit 20 Jahren problemlos. Mal sehen, wie's nach der Katarakt-OP weitergeht.
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