Unsicherheit bei der subjektiven Refraktionsbestimmung

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ctusch
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Unsicherheit bei der subjektiven Refraktionsbestimmung

Beitragvon ctusch » Donnerstag 16. Mai 2019, 21:18

Hallo lieber Optiker,

ich habe schon seit langer Zeit das Problem, dass ich bei der subjektiven Refraktionsbestimmung hinter dem Phoropter oder mit der Messbrille mir oft sehr unsicher bin. Die Frage "Besser oder schlechter? Oder gleich?" kann ich manchmal extrem schwer beantworten. Ich glaube, es liegt daran, dass die Optionen beide schlecht sind, aber auf eine andere Art und Weise. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, sind z.B. bei der einen Option die Buchstaben normal verschwommen, bei der anderen irgendwie in die Breite gezogen. Ich kann nicht sagen, welche Option die besser ist. Aber gleich sind sie auch nicht.

Ihr habt sicher auch immer wieder einmal solche Kunden und könnt auch vorstellen, wie die meisten Optiker (und auch Augenärzte) reagieren: ungeduldig und teilweise auch genervt. Das, gepaart mit meiner sowieso vorhandenen Unsicherheit, führt scheinbar manchmal dazu, dass ich die gleiche Wahl verschieden beantworte und der Optiker sich bei der Bestimmung im Kreis bewegt. Manchmal denke ich mir, es würde mir helfen, wenn ich die Funktionsweise der einzelnen Einstellungen verstehen würde und so wissen würde, auf welche optischen Phänomene ich achten muss. Habt ihr irgendwelche Tipps für mich (außer mir einen sehr geduldigen Optiker zu suchen)?

Zusatzfrage: Ich habe von der Möglichkeit gelesen, die Augen zur Refraktionsbestimmung zu betäuben (Zykloplegie), weil es dann nicht auf die Mitwirkung des Kunden/Patienten ankommt. Ist diese Bestimmung dann gleichwertig mit einer "guten" subjektiven Refraktionsbestimmung? Oder ist das, wie die gewöhnliche objektive Refraktionsbestimmung, nicht ausreichend?

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Karoshi
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Re: Unsicherheit bei der subjektiven Refraktionsbestimmung

Beitragvon Karoshi » Donnerstag 16. Mai 2019, 22:04

Hallo.

Wenn ich grob inkonsistente oder unplausible Antworten bekomme, versuche ich rauszufinden warum.
Genervt sein hilft da sicher nicht. Manchmal muss man auch einfach die Methode ändern und es läuft plötzlich super.
Oder man sorgt für einen vernünftigen Tränenfilm durch ein großes Glas Wasser und etwas Lipid.

Die subjektive Augenglasbestimmung ist pure Kommunikation. Wenn sich der Messende nicht auf den Probanden einstellen kann, in seiner Sprache und seiner Methodik, dann ist das amateurhaft.

Aber: Total abgekämpft, dehydriert und erkältet um 10 vor Ladenschluss auftauchen und Wunder erwarten erzeugt nur bei sehr wenigen Kollegen Gegenliebe. :mrgreen:

Mach am besten einen Termin, komm nicht spontan, und schildere VORHER was du für Probleme mitbringst, spiel mit offenen Karten. In jedem Optikerteam gibt es jemanden der die "Nüsse knacken kann". Da wird man dich dann hinvermitteln bei deinem Termin.

PS: Zyklo liefert diagnostische Werte. Ist für eine Brille nicht zu gebrauchen, deine Augen sind ja normalerweise nicht betäubt.
Des Menschen Leben gleicht der Brille. Man macht viel durch. -- Heinz Erhardt
staatl. gepr. Augenoptiker und Augenoptikermeister FFA München 2011

deephorst
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Re: Unsicherheit bei der subjektiven Refraktionsbestimmung

Beitragvon deephorst » Donnerstag 16. Mai 2019, 22:34

Gute Antwort.

ctusch
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Re: Unsicherheit bei der subjektiven Refraktionsbestimmung

Beitragvon ctusch » Freitag 17. Mai 2019, 21:13

Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Es ist wohl wie bei allen Berufen. Es ist schwer, gute Vertreter einer Zunft zu finden. Termine hatte ich bisher wohl immer, aber leider trotzdem eigentlich nahezu ausschließlich mehr oder weniger negative Erfahrungen.

Der Tipp, von vornherein zu kommunizieren, dass ich Probleme beim Test habe, ist sicher eine gute Idee. Damit dämpfe ich zumindest die Erwartungshaltung, dass es kurz dauern wird. :mrgreen: Auch das ausreichende Trinken davor werde ich im Hinterkopf behalten, denn das Phänomen, dass mitten im Test plötzlich beim Blinzeln die Sicht schlechter wird, kenne ich auch.

Brille50

Re: Unsicherheit bei der subjektiven Refraktionsbestimmung

Beitragvon Brille50 » Dienstag 11. Juni 2019, 19:48

Genau das selbe Problem habe ich auch. Ich habe schon mehrere Optiker messen lassen. Die Ergebnisse (Sph) bei mir liegen um bis zu 0,5 Dioptrien auseinander. Bezüglich der Hornhautvetkrümmung sind sich die Optiker jedoch ziemlich einig.Kann ein so großer Unterschied allein aus der Tagesform der Augen resultieren? Wie genau lassen sich eurer Meinung nach Refraktionsergebnisse reproduzieren?

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Roland A. Frank
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Re: Unsicherheit bei der subjektiven Refraktionsbestimmung

Beitragvon Roland A. Frank » Mittwoch 12. Juni 2019, 08:00

Brille50 hat geschrieben:Genau das selbe Problem habe ich auch. Ich habe schon mehrere Optiker messen lassen. Die Ergebnisse (Sph) bei mir liegen um bis zu 0,5 Dioptrien auseinander.

Bei Augenärzten geht man von Tagesschwankungen bis zu 2 dpt. aus...

Bezüglich der Hornhautvetkrümmung sind sich die Optiker jedoch ziemlich einig. na, das ist doch mal nen Wort
Kann ein so großer Unterschied allein aus der Tagesform der Augen resultieren? Wie genau lassen sich eurer Meinung nach Refraktionsergebnisse reproduzieren?

Die Ergebnisse einer subjektiven Augenglasbestimmung hängt u.a. ab von

äußeres Umfeld
Tageszeit
Untersuchungsraum
Beleuchtung
verwendete Gerätschaften
Ausbildung und Erfahrung des Optikers / Refraktionisten
Fragestellungen
Kommunikation mit der Testperson (siehe auch Antwort vom Karoshi)
Zustand der Augen (Tränenfilm, etc.)
Medikamente / hormonelle Situation / psychische Verfassung der Testperson
gesamte körperliche Verfassung der Testperson
Compliance Testperson-Refraktionist

um nur mal die wichtigsten Dinge zu nennen...




Zitat Ctusch:
...Manchmal denke ich mir, es würde mir helfen, wenn ich die Funktionsweise der einzelnen Einstellungen verstehen würde und so wissen würde, auf welche optischen Phänomene ich achten muss.
...
Zitat Ende

Ein guter Refraktionist erklärt den Test kurz und dergestallt, damit die Testperson weiß, worauf sie achten soll / kann / muß.
Das sollte reichen für ein zufriedenstellendes Ergebnis.

Wenn du mehr wissen und verstehen willst, empfehle ich die Ausbildung zum Augenoptikermeister / Optometristen... :-),
da hängt einfach zuviel physikalisches Wissen, Physiologie des Auges und des menschlichen Körpers dahinter...
Augenoptikermeister - Heilpraktiker - ö.b.u.v. Sachverständiger - miosan-Trainer

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Lutz
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Re: Unsicherheit bei der subjektiven Refraktionsbestimmung

Beitragvon Lutz » Mittwoch 12. Juni 2019, 08:39

Noch einfacher: wenn Du eine Einstellung "schärfer" als eine andere empfindest, antwortest Du auf die entsprechende Frage einfach mit "JA", wenn es Dir nicht möglich ist, eine Einstellung als "besser" oder "schärfer" als eine andere zu benennen, sagst Du "NEIN".

Die Frage nach "gleich" ist für Leute, die zuviel denken :wink: , in der Tat etwas mißverständlich; gemeint ist "vergleichbar unscharf" oder "(ver)gleich(bar) schlecht" oder "bei keiner von beiden kann ich mehr erkennen als bei der anderen"...
Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidt­einander'.


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