Beitragvon Bücherwurm 2 » Sonntag 2. Dezember 2018, 19:39
Ich bin nicht vom Fach, aber wenn ich mal google "Workstyle V+" finde ich die Site von Hoya und da steht NUR Blah-blah !
Also dass Brillengläser durchsichtig sein sollen und frei von Schlieren, muss nicht extra erwähnt werden. Ein Brillenglas in einer fixen, bestimmten Stärke ist eben so, da unterscheiden sich die Hersteller nicht untereinander, wie gross der Bereich ist, in dem man damit scharf sehen kann.
Bei der Glassorte gibt es schon Unterschiede, es gibt stärker brechende Gläser und schwächer brechende Gläser. Wenn man in stärker brechendes Glas nimmt, kann man die Brille "dünner" und damit leichter bauen (vom Gewicht her). Stark brechende Gläser haben aber im Normalfall den Fehler stärkere Farbränder zu erzeugen, weil nicht alle Lichtfarben gleich gebrochen werden, das macht sich für optische Systeme weniger gut, weil alles einen Farbrand bekommt. Wenn man in das Glas die Oxide bestimmter, "seltener Erden" mischt, ist das Problem behoben, diese Gläser kann man auf negative Teildispersionen optimieren, nur "seltene Erden" sind teuer... Ein preiswerteres Glas, was dafür dicker und schwerer ist, hat die selben optischen Eigenschaften, man sieht damit nicht besser und nicht schlechter, man hat nur mehr Gewicht auf der Nase.
Der nächste Punkt ist die Entspiegelung oder Vergütung. Ein "normales Glas" mit Brechungsindex 1,5 reflektiert etwa 4 % des einfallenden Lichtes auf der Oberfläche und noch mal 4 % auf der Austrittsseite. Nun gab es die Erfindung, Gläser mit einer Schicht, deren Dicke einer 1/4 Lichtwellenlänge entspricht und die einen Brechungsindex von der Wurzel, also etwa 1,22 hat, zu beschichten, dann geht alles Licht ohne Reflektion durch. Das Problem dabei ist rotes Licht hat eine Wellenlänge von 600 nm und blaues Licht von 400 nm, man kann das also nicht für alle Lichtfarben gleichermassen optimal machen. Früher hat man sich auf den Mittelwert von rund 500 nm geeinigt, mit dem Ergebnis, dass ältere Photoobjektive einen leichten rot-blau-Schimmer haben, weil nur grünes Licht wirklich reflektionsfrei eindringt. Heute ist man weiter, mit der Aufteilung in mehrere Schichten schimmern die meisten Brillengläser grünlich oder golden. Da Eine ist, das optimal hinzubekommen und andererseits soll die Entspiegelung auch noch kratzfest sein. Da gibt es dann schon Unterschiede der Hersteller.
Um wieder auf den Anfangsthreat zurück zu kommen, von all dem steht nichts, aber auch wirklich gar nichts bei HOYA.
Nichts über das verwendete Glas, nicht dass das besonders leicht ist und einen Brechungsindex von 1,x erreicht, nichts von negativer Teildispersion, nichts von seltenen Erden, nichts von Bruchfestigkeit, einfach nur Blah-blah. Es steht da nichts von Vergütungen, eine Reflektionskurve über der Lichtwellenlänge, Brinellhärte der Vergütungsschicht, wie Waschmittelreklame unser Waschmittel wäscht superweiss. Kann ja sein, dass HOYA da was besonders Gutes hat und in der Spitze mitschwimmt, kann auch sein, dass das nur Mittelmass ist, wir wissen es nicht, die Reklame ist jedenfalls von einer Firma, die auch Waschmittel und Autos bewirbt.
Dann, und jetzt werden die Optiker hier über mich herfallen, es wird genau so sein wie bei grossen Supermarktketten, die eigene "Hausmarken" haben, da steht in den seltensten Fällen eine eigene Fabrik dahinter, das wird von Markenherstellern am selben Fliessband gefertigt wie das eigene Markenprodukt, nur anders beschriftet. Bei Brillengläsern wird das genau so sein, nur der Hersteller ritzt sein Enblem nicht in das Glas und dafür ist das dann preiswerter. Was soll der Glashersteller denn machen, wenn der Einkäufer der Optik-Kette X kommt und sagt "Wir kaufen 2 Mio Gläser im Jahr, bezahlen aber nur den halben Preis !" Keine Vertriebskosten, keine Reklamekosten, einfach nichts, man muss nur JA sagen und hat 30 % mehr Umsatz...