Überstrahlen an Lichtquellen und Rotpunktvisier

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Eugen
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Überstrahlen an Lichtquellen und Rotpunktvisier

Beitragvon Eugen » Mittwoch 10. Oktober 2018, 00:50

Hallo,

ich hatte bisher entspiegelte Gläser mit folgenden Werten:
F -4.75 -1,25 53°
F -4,75 -0,75 120°

Damit habe ich das Problem, dass ich bei Rotpunkt-Zieloptiken (Red Dot / Reflexvisier, also kein Ziellaser) den kleinen roten Leuchtpunkt nicht sauber rund, sondern nach oben verdoppelt / verzerrt sehe.
Wenn ich allerdings den Kopf abnicke und ganz am oberen Rand durch die Brillengläser schaue, erscheint der Punkt sehr viel sauberer.

Vor knapp einem Jahr sagte mir der Augenarzt, meine Brillenwerte würden noch stimmen und er wisse nicht, woran das Problem liegen würde, eventuell wäre an der Brille etwas nicht richtig zentriert.

Auch aufgrund zuletzt verkratzter Gläser wollte ich die Brille nun mit gleicher Fassung erneuern lassen und der Optiker hat zunächst Sehtests durchgeführt. Hierbei kam heraus, dass die Kurzsichtigkeit sich um 0,5 Dioptrien verbessert und die Achslage sich um wenige Grad geändert habe. Beim Blick durch die Messbrille auf die Fußgängerzone hatte ich aber den Eindruck, dass ich weit entfernte Schrift mit einem stärkeren Glas (-0,25) doch minimal besser sehe (ich fand das sehr schwer zu beurteilen).
Zu der Rotpunkt-Problematik meinte der Optiker, dass er nicht wisse, woran es liegt und er den Seheindruck beim Randblick nicht berechnen / reproduzieren könne oder ich dann beim geraden Blick durch die Brille nicht mehr gut sehen würde. Den Sitz der Fassung hat er nicht neu ausgemessen.
Ich habe die Brille schließlich mit den -4,50 Dioptrien und (bis auf wenige Grad bei der Achslage) ansonsten gleichen Werten anfertigen lassen.
Das Problem mit der Zieloptik besteht damit aber weiterhin und nach einer gewissen Testzeit ist mir aufgefallen, dass ich u.a. bei kleinen Lichtquellen im Dunklen das gleiche Problem habe. Z.B. hat der Mond am Nachthimmel genauso einen nach oben versetzten, blassen Doppelschein (ich hab das mal versucht bildlich darzustellen, siehe Anhang); Ähnliches stelle ich fest bei Displays mit großer weißer Schrift auf schwarzem Grund oder allgemein bei guter Beleuchtung an Kanten mit starkem Kontrast, wenn die helle Farbe unten und die dunkle oben angeordnet ist. Wenn ich über den obersten (oder untersten) Brillenrand schaue, habe ich zwar eine gewisse allgemeine Perspektivenverzerrung, aber dieser Doppelschein verschwindet.

Als ich im Kindesalter meine erste Brille erhielt, war ich von diversen Lichtreflexen irritiert und weiß noch, dass der damalige Optiker sagte, dass es unvermeidlich wäre, weil man eben durch ein Stück Glas schaut. Irgendwann gewöhnt man sich als Brillenträger an die Spiegelungen etc. - ich habe diesen aktuellen Effekt wohl bisher auch als normal empfunden und erst richtig bemerkt, seit ich mit den Zieloptiken zu tun habe. Bei der alten Brille sind aufgrund der Kratzer die Überstrahlungen um Lichtquellen herum generell stärker, ansonsten fällt mir der Effekt damit nun aber ähnlich auf.

Mein Optiker hat schließlich einen neuen Sehtest gemacht und ich habe währenddessen mal nicht nur auf die Buchstaben, sondern auch auf die helle Kante der Buchstabentafel geachtet, an der sich mir der Effekt mehr oder weniger stark zeigte. Der Optiker sagte, dass der Test so nicht konzipiert und es für ihn schwierig sei, mit diesen Aussagen etwas anzufangen. Letztlich soll nun der sphärische Wert wieder etwas höher, aber der Zylinderwert geringer sein.
Mit der Messbrille hatte ich den Eindruck, dass der Effekt so zumindest schwächer sein könnte.

Wie beurteilt ihr das; woran liegt diese Verzerrung und kann man das vollständig beheben?
Wobei es möglichst so sein sollte, dass das Problem über eine große Blickwinkelspanne nicht auftritt, da man bei Einsatz der Zieloptiken durchaus den Kopf etwas neigt und eher nur durch die obere Glashälfte schaut, im Alltag aber durch die Glasmitte.

Vielen Dank für eure Zeit / Bemühung!
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Re: Überstrahlen an Lichtquellen und Rotpunktvisier

Beitragvon optikgutachter » Mittwoch 10. Oktober 2018, 06:43

In der Tat treten Abbildungsfehler im Randbereich von Brillengläsern auf.
Nun scheint es so, dass dieser Restfehler hier zufälligerweise
zur Vollkorrektion führt.
D.h. der Versatz verschwindet.

2 Möglichkeiten:
1. Der Cylinder/die Achslage könnte daraufhin abgeglichen werden.

(2. Falls die Stärken "zentral" nicht besser korrigierbar sind:
Wenn zunächst keine prismatische Korrektur nötig sein sollte,
so könnte man trotzdem versuchen/messen,
eine ggf. minimale Winkelkorrektur einzubringen.
#2 bezieht sich aber nur auf binokulare d.h. beidäugige Systeme!)

Man sollte aber damit rechnen (nur zum Schiessen) ggf. eine andere/weitere Brille zu benötigen.
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Re: Überstrahlen an Lichtquellen und Rotpunktvisier

Beitragvon Qwerty » Mittwoch 10. Oktober 2018, 08:20

Stimme mit Punkt 1 Hrn. Kollegen Gutachter vollstens zu. Die Vollkorrektion ergibt sich zufällig durch die Abbildungsfehler. Was bedeutet, dass die Stärke insbesondere Cylinder nicht genau stimmt. Das kann mehrere Gründe haben, die ein erfahrener Optiker in Sachen Brillenglasbestimmung herausfinden kann..

Lg
Der Satz von Minkwitz, ob man‘s glaubt oder nicht, ist kein Witz :mrgreen:

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Re: Überstrahlen an Lichtquellen und Rotpunktvisier

Beitragvon Lutz » Mittwoch 10. Oktober 2018, 08:43

Es könnte auch sein, daß das optische System des Auges nicht homogen ist und beim Blick durch die Brille nahe des Fassungsrandes ein Teil des Strahlenbündels durch den Rand selber abgeschattet/ausgeblendet wird, so daß das "Geisterbild" verschwindet.

Wenn dem so ist, kann man das Problem mit Brillengläsern nicht lösen, sondern nur minimieren. Und möglicherweise ist der wahrnehmbare Effekt schon das Minimum...
Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidt­einander'.

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Re: Überstrahlen an Lichtquellen und Rotpunktvisier

Beitragvon optikgutachter » Mittwoch 10. Oktober 2018, 08:46

Dann sind sich alle mal wieder einig: Nur messen bringt möglichweise den Erfolg.
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Re: Überstrahlen an Lichtquellen und Rotpunktvisier

Beitragvon Robin » Mittwoch 10. Oktober 2018, 08:54

optikgutachter hat geschrieben:Dann sind sich alle mal wieder einig: Nur messen bringt möglichweise den Erfolg.

aber dann bitte einschließlich des "Sportgerätes" (am besten auf dem Schießstand)!! Das Problem kann durchaus auch in der (anderen) Kopfhaltung beim Zielen liegen!

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Re: Überstrahlen an Lichtquellen und Rotpunktvisier

Beitragvon Roland A. Frank » Mittwoch 10. Oktober 2018, 09:06

Moin,

auch bei meiner Rotpunktleuchteinheit sowohl auf dem auf 8*57 als auch bei der 7*57
ist der Rotpunkt nie wirklich komplett rund - liegt aber einfach an der Fertigung des Zeilfernrohrs
(egal ob Benutzung bei Tag oder Nacht).

Beim Rot- oder Grünkorn auf der Flinte fällt es mir weniger auf, da es da wesentlich heller ist und
damit logischerweise die Pupille kleiner. Außerdem ist es is in einem gänzlich anderem "optischen"
Zusammenhang sprich Bildebene wie bei der Leuchteinheit.
Ich tippe auch auf Abbildungsfehler im Auge bzw. evtl. mit minimalsten Stärkenänderungen des Brillenglases
ist eine Verbesserung möglich.

Schon mal mit zuzsätzlichen Blenden vor dem Auge gearbeitet ?

Hast du beide Augen auf oder nur eines bei der Benützung ?
Augenoptikermeister - Heilpraktiker - ö.b.u.v. Sachverständiger - miosan-Trainer


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