Zwei Planprismenbrillen als Gleitsichtbrille oder Bifokalbrille

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wsunter
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Zwei Planprismenbrillen als Gleitsichtbrille oder Bifokalbrille

Beitragvon wsunter » Montag 2. Juli 2018, 15:11

Hallo,

bezüglich folgender Frage habe ich mich bei einigen Optikern vor Ort in meiner Heimatstadt informiert, ich würde diese Frage jedoch auch hier stellen, da ich total unterschiedliche Meinungen gehört habe.
Es geht um folgendes:
Ich habe in der Augenklinik zwei Brillenverordnungen bekommen: eine Planprismenbrille für die Nähe, eine Planprismenbrille für die Ferne (die Planprismenbrillen sollten über Kontaktlinsen getragen werden).
Da ich auf dem linken Auge viel kurzsichtiger als auf dem rechten Auge bin, riet man mir zu dieser Option (eine Brille mit starkem Unterschied würde nur zusätzlich ein Prisma induzieren).
Meine Frage nun: kann man beide Gläser in einer Gleitsichtbrille oder Brille mit Bifokalgläsern kombinieren?
Ich bin von Beruf Student und könnte die Brillen nicht dauernd wechseln wenn ich z.B. in einer Vorlesung gleichzeitig zur Tafel/Leinwand bzw. zum Rednerpult und auf meine Unterlagen auf meinem Schreibtisch schauen muss. Deshalb wäre hier eine Gleitsichtbrille oder Bifokalbrille vorteilhafter...
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brillentieger
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Re: Zwei Planprismenbrillen als Gleitsichtbrille oder Bifokalbrille

Beitragvon brillentieger » Montag 2. Juli 2018, 15:47

Auf. Die schnelle:
Gleitsicht geht nicht, wegen unterschiedlicher Prismen Ferne/Nähe

Mir ist nicht bekannt, das ein Hersteller Bifokalbrille mit einer Add von 0,0 dpt fertigt, und die unterschiedlichen Prismen Ferne /Nähe sind recht hoch, von daher wird es auch keine Bifokalbrille mit diesen Stärken geben.

Es bleibt nur zwei Brillen anzufertigen, eine Fern und eine Nahbrille.

Oppicker
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Re: Zwei Planprismenbrillen als Gleitsichtbrille oder Bifokalbrille

Beitragvon Oppicker » Montag 2. Juli 2018, 15:51

Die Prismen können nicht nur aufgeteilt werden, sondern MÜSSEN aufgeteilt werden, sonst geht das mit Sicherheit ins Höschen.
Zu Deiner Frage: Ja, bei Bifokal geht das auf jeden Fall, wobei man aber die Resultierende (Wirkung) der horizontalen und den vertikalen Prismen für Ferne und Nähe errechnet und - wie gesagt - auf beide Augen verteilt.
Bsp. verordnete Nahstärken: 16 cm/m Basis innen sind je 8cm/m Basis 0° für das rechte Auge und 180° für das linke. Die 2 cm/m am werden zu je 1cm/m Basis UNTEN (270°) rechts sowie 1cm/m Basis oben (90°) links.
Und das vermauschelt man jetzt miteinander, bis mittels Pythagoras eine Resultierende herauskommt (rechts ~8 cm/m Basis ~352 und links ~8cm/m Basis ~172° OHNE GEWÄHR!)
Dasselbe macht man mit den Werten für die Ferne.

Bei Gleitsichtgläsern weiß ich das ehrlich gesagt nicht, würde aber sowieso davon ausgehen, dass solche speziellen Gleiter nicht wirklich komfortabel zu nutzen wären. Übrigens: Es gibt Bifos, bei denen man die Nahsegmente nicht mehr sieht. :wink:
Zuletzt geändert von Oppicker am Montag 2. Juli 2018, 16:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zwei Planprismenbrillen als Gleitsichtbrille oder Bifokalbrille

Beitragvon Oppicker » Montag 2. Juli 2018, 16:16

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Re: Zwei Planprismenbrillen als Gleitsichtbrille oder Bifokalbrille

Beitragvon wörterseh » Montag 2. Juli 2018, 17:30

brillentieger hat geschrieben:
Mir ist nicht bekannt, das ein Hersteller Bifokalbrille mit einer Add von 0,0 dpt fertigt, und die unterschiedlichen Prismen Ferne /Nähe sind recht hoch, von daher wird es auch keine Bifokalbrille mit diesen Stärken geben.

Ich denk Multilens sollte das bauen können!
Wer sich mit einem Idioten streitet beweist das es gerade zwei davon gibt!

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Re: Zwei Planprismenbrillen als Gleitsichtbrille oder Bifokalbrille

Beitragvon LöweNRW » Montag 2. Juli 2018, 20:10

Hallo,

wenn das mit Bifokal- Gläsern nicht geht... wie wäre es mit Franklin-Glasern?

Bin zwar nur Laie... aber soweit mir bekannt, werden da zwei unterschiedliche Gläser kombiniert. Das könnte doch die unterschiedlichen Prismen für Nah und Fern kombinieren.

Schönen Abend - der Löwe
Alle sagen: 'das geht nicht!' Dann kam einer, der wusste das nicht, und hat es einfach gemacht... ;)

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Lutz
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Re: Zwei Planprismenbrillen als Gleitsichtbrille oder Bifokalbrille

Beitragvon Lutz » Montag 2. Juli 2018, 23:57

Mein Senf noch dazu:

1.) Als Bifo von Multilens müßte das machbar sein (als Franklin natürlich auch, aber ob das am Ende so super aussieht?!).
2.) Als Gleitsicht nicht möglich.
3.) Sicher, daß bei einer (einseitigen?) Fusionsstörung und unterschiedlichen Prismen für Ferne und Nähe und alles in einer einzigen (Bifo-)Brille ein Aufteilen der Prismen tatsächlich sinnvoll ist? Wenn beispielsweise das Führungsauge normale Konvergenzbewegungen macht, das andere aber nicht, würde dann nicht durch das gleichmäßige Verteilen der Prismen das "normale" Auge zu unnatürlichen Bewegungen/Sprüngen gezwungen werden beim Wechsel von Ferne zu Nähe?
Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidt­einander'.

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Re: Zwei Planprismenbrillen als Gleitsichtbrille oder Bifokalbrille

Beitragvon Roland A. Frank » Dienstag 3. Juli 2018, 07:26

Gleitsicht ? wird fertigungstechnisch nicht gehen
ich würde es als Franklin machen (machen wir ja bei optischen Tauchmasken auch selbst)
hätte den Vorteil, ggf. braucht man bloß mal eines der vier Gläser wechseln, falls sich die Prismen ändern
(denke auch an die Bemerkungen vom Lutz bzgl. Führungsauge)
wie es aussieht ? ist bei diesen Werten eh egal
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Re: Zwei Planprismenbrillen als Gleitsichtbrille oder Bifokalbrille

Beitragvon Kalle » Dienstag 3. Juli 2018, 17:47

Vorschlag:
Zu einem Optikerkollegen gehen und mit einer Messbrille testen ob eine Aufteilung der Prismen vertragen wird. Nicht immer ist eine Aufteilung von der jeweiligen Hälfte der Prismen zielführend. Erst wenn das als angenehm empfunden wird, sollte die Brille in Auftrag gegeben werden. Dies wird mit einem Test leider nicht zufriedenstellend sein. Bitte mehrmals testen. Dann wie von Roland vorgeschlagen anfertigen lassen.
Viel Erfolg!
Kalle
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starry_night
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Re: Zwei Planprismenbrillen als Gleitsichtbrille oder Bifokalbrille

Beitragvon starry_night » Donnerstag 5. Juli 2018, 09:27

Roland A. Frank hat geschrieben:wie es aussieht ? ist bei diesen Werten eh egal

Den Kommentar find ich dezent unsensibel und unnötig.
Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.
Antoine de Saint-Exupery

Robin
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Re: Zwei Planprismenbrillen als Gleitsichtbrille oder Bifokalbrille

Beitragvon Robin » Donnerstag 5. Juli 2018, 11:29

starry_night hat geschrieben:
Roland A. Frank hat geschrieben:wie es aussieht ? ist bei diesen Werten eh egal

Den Kommentar find ich dezent unsensibel und unnötig.


kann drüber streiten! Drum-herum-reden hilft längst nicht jedem!

Unauffällig sind solche Primen-Werten kaum machbar (vor allem nicht als Bifo- oder als wie -auch-immer-Lösung (Exekutiv??) in einer Brille!
Bei den 16 cm/m dürfte auch eine Einstärken-Brille nicht gerade dezent und unauffällig sein!

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Re: Zwei Planprismenbrillen als Gleitsichtbrille oder Bifokalbrille

Beitragvon starry_night » Donnerstag 5. Juli 2018, 13:53

Dass solche Stärken nicht unsichtbar gemacht werden können, streite ich auch gar nicht ab, und ich bin auch dafür, dem Kunden da von vornherein reinen Wein einzuschenken. Es bringt ja nichts, wenn der dann beim Abholen der Brille das böse Erwachen hat. Aber auch bei hohen Korrekturwerten kann man durch entsprechende Wahl von Fassung, Glasindex usw. noch was machen, mit einem lapidaren "ist ja egal, wie es aussieht" ist den wenigsten geholfen.
Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.
Antoine de Saint-Exupery

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Re: Zwei Planprismenbrillen als Gleitsichtbrille oder Bifokalbrille

Beitragvon Michel B. » Donnerstag 5. Juli 2018, 15:07

ja nee, bei Prismen gibt es nicht so viel Möglichkeiten am Index rumzuschrauben....
Machen allerdings trotzdem viele Kollegen, aber es ist meiner Meinung nach falsch!
LG Michel

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Re: Zwei Planprismenbrillen als Gleitsichtbrille oder Bifokalbrille

Beitragvon optiIRL » Donnerstag 5. Juli 2018, 15:11

starry_night hat geschrieben:Dass solche Stärken nicht unsichtbar gemacht werden können, streite ich auch gar nicht ab, und ich bin auch dafür, dem Kunden da von vornherein reinen Wein einzuschenken. Es bringt ja nichts, wenn der dann beim Abholen der Brille das böse Erwachen hat. Aber auch bei hohen Korrekturwerten kann man durch entsprechende Wahl von Fassung, Glasindex usw. noch was machen, mit einem lapidaren "ist ja egal, wie es aussieht" ist den wenigsten geholfen.


Natürlich kann eine Glasdicke durch einen höheren Brechungsindex etwas reduziert werden was allerdings für eine Prismenverordnung, vor allem bei dieser Stärke kontraindiziert ist. Eine höhere Brechzahl geht auch immer mit einer höheren Farbzerstreung einher, das weißt Du als Physikerin natürlich.
Diese Farbzerstreuung ist bei Minusgläsern noch erträglich (zumindest für die meisten Kunden), bei Plusgläsern kommen auch manche zurecht (wir haben einen Kunden der 1,74er Kunststoffgläser mit entsprechend hoher Farbzerstreuung bei +8 dpt. verträgt) aber bei höheren Prismenwerten ist die Wahrscheinlichkeit das die hohe Farbzerstreuung vertragen wird doch ziemlich gering, außerdem ist die Dickeneinsparung in diesem Fall wohl nicht sehr groß, aber das kann ein Glashersteller ausrechnen.

starry_night
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Re: Zwei Planprismenbrillen als Gleitsichtbrille oder Bifokalbrille

Beitragvon starry_night » Donnerstag 5. Juli 2018, 15:28

Ich habe 1,74er Kunststoffgläser bei +13 - mit etwas Gewöhnung geht das :wink: Wie es sich das bei Prismen verhält, weiß ich nicht, das zugrundeliegende physikalische Problem ist mir natürlich bekannt.
Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.
Antoine de Saint-Exupery


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