Mich würde mal interessieren, ob ihr die Probleme gegenüber der anpassenden Optikerin angesprochen habt und was sie als Fachfrau dazu sagt. Für die trockenen Augen gäbe es ja vielleicht eine Lösungsmöglichkeit und Kopfschmerzen bekommt deine Tochter ja möglicherweise, weil die Linsen noch nicht optimal für sie sind.
Ich habe viel über Myopiemanagement gelesen – eigentlich lese ich sogar alles darüber, was mir vor die Augen kommt – und da sind mir heute Morgen, als ich nicht mehr einschlafen konnte, einige Dinge in den Kopf gekommen:
Myopiekontrolle ist keine Sache, die über den Kopf des/der Betroffenen hinweg praktiziert werden kann. Ich habe das Gefühl, dass es noch nicht richtig gelungen ist, deine Tochter mit „ins Boot“ zu holen, und genau das wäre die wichtigste Grundvoraussetzung. Schon viel jüngere Kinder können mit weichen Linsen umgehen, wenn sie die entsprechende Motivation mitbringen.
Man sollte es sich auch nicht so vorstellen, dass das Tragen dieser Multifokallinsen einfach nur angenehm ist und dass das Sehen damit supertoll ist. Die Höhe der Addition kann z.B. ein Problem sein, die für die Therapie ideale Höhe wird u.U. vom Träger der Linsen einfach nicht toleriert, dann müsste der Anpasser auf eine niedrigere Addition zurückgehen, denn Linsen, die nicht getragen werden, nützen nun mal gar nichts!
Absolut wichtig ist das Vertrauensverhältnis zwischen Anpasser und Kind/Eltern. Deine Tochter muss das Gefühl bekommen, dass ihr alle ein gemeinsames Ziel habt und dass aber sie letztendlich diejenige ist, die entscheidet, was mit ihr gemacht wird, man muss sie also in die Bereitschaft versetzen, selbst Verantwortung zu übernehmen. Wenn deine Tochter nach ausführlicher Aufklärung durch die Expertin auch über eventuelle Nachteile/Unannehmlichkeiten diese Linsen will, dann stehen die Chancen gut, auch eventuell auftretende Probleme als Team zu meistern.
Ich würde also vorschlagen, neben der Suche nach einem Augenarzt, der mit Atropin zur Myopiekontrolle arbeitet, noch mal ausführlich mit deiner Tochter zu reden und zu versuchen, herauszufinden, wo eigentlich die Probleme liegen. Vielleicht ist sie selber hin und her gerissen zwischen der Sorge um die zunehmende Kurzsichtigkeit und dem Bedürfnis, sich einfach so annehmen zu können (und natürlich auch angenommen zu werden) wie sie ist. Sie ist ja in einem Alter, in dem man erst einmal zu sich selbst finden muss, und vielleicht ist sie deshalb momentan mit der ganzen Sache einfach überfordert.
Falls noch nicht geschehen und falls deine Tochter dazu bereit ist, solltet ihr die Probleme natürlich auch mit der Optikerin besprechen, die die Linsen angepasst hat. Vielleicht lässt sich an den Parametern noch ein wenig ändern, so dass die Linsen für deine Tochter verträglicher werden, oder man kann vielleicht auf Linsen eines anderen Herstellers ausweichen, die besser geeignet sein könnten, die Fachfrau wird ja wissen, was sie da noch tun kann. Das alles macht natürlich grundsätzlich nur Sinn, wenn deine Tochter prinzipiell eine Mypiekontrolle will und auch bereit ist, aktiv mitzuarbeiten und sich auf die für sie schwierige Handhabung der Linsen einzulassen.
Ganz wichtig ist aber, dass man von allen Maßnahmen keine Wunder erwarten kann. Die Myopie wird aller Wahrscheinlichkeit nach zunächst weiter ansteigen. Ein Erfolg ist es schon, wenn die Zunahme nur noch halb so stark ist wie es ohne Behandlung zu erwarten gewesen wäre. Und letztendlich ist eine starke Kurzsichtigkeit kein Hinderungsgrund für ein erfülltes Leben ohne gravierende Einschränkungen!