Neue Brille, gleich mehrere Probleme

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fbh555
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Neue Brille, gleich mehrere Probleme

Beitragvon fbh555 » Freitag 3. November 2017, 20:50

Moin,

erstmal muss gesagt werden: ist echt ein gutes Forum hier. Bin erst durch die hier gesammelten Informationen zu dem Schluss gekommen, dass meine neuen Brillengläser nicht das gelbe vom Ei sind.

Kurz gefasst: Bin ohne Vorkenntnisse zu Apollo Optik. Beratung und Messung war mMn. gut. mit Autorefraktometer, subjektiver Augenmessung und dem Gerät ImpressionIST (sah wie ein neueres Modell aus). Die gesamt Prozedur hat ~ 50 Minuten in Anspruch genommen.
Beim Anprobieren der neuen Brille kam die Ernüchterung: die Abbildungseigenschaften der neuen Brille sind größtenteils sogar schlechter, als die der mehr als 5 jahre alten Brillen mit sehr günstigen Gläsern.
Daten: Kurzsichtig, Einstärkegläser mit Prisma in beiden Gläsern (also Winkelfehlsichtig), Hornhautverkrümmung ist auch vorhanden (genaueres weiß ich nicht).
Alte Brille,> 5 Jahre alt, Gesamtpreis Gläser ~ 50 €:
Rechts: - 4,25 + 0,5 90° 2,0 180°
Links: - 3,25 + 1,0 85° 2,0 0°

Neue Brille, Gesamtpreis Gläser 180 € (also laut Apollo Optiks 50 % Aktion, würden diese ohne Aktion für 360 € verkauft werden:
Rechts: P-1 - 4,75 - 0,75 171
Prisma 2,00
Links: P-1 - 2,75 - 1,00 009
Prisma 3,00

Verkauft wurden mir "Original Rodenstock Gläser". Auf dem Zettel steht aber "Platin . Individual . E-ZS26 P-1". Dem Thread zu entnehmen viewtopic.php?f=1&t=17585 sind es keine Rodenstock Gläser ...
Lieferschein und das "R" Zeichen fehlen.

brllie.jpg
brllie.jpg (28.18 KiB) 6860 mal betrachtet


Der tollen Zeichnung zu entnehmen, sehe ich gleich mehrere Abbildungsfehler.
1) Nur im grünen Bereich sehe ich scharf und ohne Verzerrung, Stauchung, Farbsäumen, Konturen an allem was ich sehe etc. pp.
2) Halte ich Kopf und Nacken still und bewege blos die Augen in den orangen Bereich (Glasbereich 1, 2, 3,4 ), wird alles unscharf, verzehrt und gestaucht, Farbsäume entstehen etc. pp. Je mehr ich mich den Randbereichen 1, 2, 3, 4 nähere, desto unschärfer, verzehrter etc. pp. wird die Sicht.
Alles tanzt! Um scharf, unverzehrt -verstaucht, ohne Farbsäume zu sehen, darf ich also meinen Kopf nicht bewegen/neigen und meine Augen müssen genau durch die Mitte des Glases gucken, sonst tanzt alles. Ich fühle mich teils wie benommen, abgehoben und alle Objekte/Flächen etc. kommen teils plötzlich sehr schnell nahe. Um ähnliche visuelle Erfahrungen wie nach Einnahme von psychoaktiven Stoffen zu haben, brauche ich nun also nur die neue Brille aufzusetzen. :lol:

Ganz dramatisch sind die Farbsäume (chromatische Aberration, heißt es so?). Ohne Brille und mit der alten Brille, sind alle Konturen scharf. Mit der neuen Brillen sehe ich bläuliche/rötliche Ränder an absolut allem. Ist es gar prismatische Aberration?
Ganz extrem ist es bei Lichtqullen, z.B. ein Terminal mit roten Zeichen, erkennbar auf dieser tollen Zeichnung:

Blick_richtung_1.jpg
Blick_richtung_1.jpg (27.96 KiB) 6860 mal betrachtet

blick_richtung_3.jpg
blick_richtung_3.jpg (29.01 KiB) 6860 mal betrachtet


Selbstverständlich muss ich bei Blick in Richtung 1 (im Glas) den Kopf nach unten neigen.
Bei Blick in Richtung 4 (linkes Glas) und 2 (rechtes Glas), wandern diese blauen Konturen in Richtung oben rechts.
Bei Blick in Richtung 2 (linkes Glas) und 4 (rechtes Glas), halt in die andere Richtung.

1) Weiß nun einer was schief gelaufen ist bzw. wo die Fehlerquell(en) liegen?
2) Können es blos die Gläser sein, welche minderwertiger Qualität sind und die Abbildungsfehler verursachen? Oder sind jene Gläser okay, aber passen blos nicht zu meinen Augen?
3) Oder sind gar die Gläser und Augen okay, aber es waren Messfehler bzw. Fertigungsfehler?
Zuletzt geändert von fbh555 am Freitag 3. November 2017, 21:14, insgesamt 1-mal geändert.

fbh555
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Re: Neue Brille, gleich mehrere Probleme

Beitragvon fbh555 » Freitag 3. November 2017, 20:55

Ich hätte also 4) nun gerne ein halbwegs gutes Glas. 4.1) Ohne Farbsäume, irgendwelche Aberrationen, Verzehrrungen, Verstauchung und möglichst scharf bis an den Randbereich.
4.2) Fast vergessen zu erwähnen: Bei den neuen Gläsern ist alles etwas dunkler und alles was weiß ist, geht minimal ins gelbliche. Ich hätte gerne farblose Gläser die nicht getönt sind bzw. ohne Filter, ""Blau-Filter", "Gläser speziell für Monitorarbeit" oder ähnliches. Diesem Thread zu entnehmen viewtopic.php?f=1&t=17271 sollten es also Gläser mit Brechungsindex "1,6" sein, korrekt?
Kann ich sicher sein dass alle 1,6 Gläser gleich sind, oder muss ich dies beim Optiker erfragen welche er mir anbieten kann bzw. wo die Unterschiede liegen?
4.3) Diesem Thread zu entnehmen viewtopic.php?f=1&t=17363
sollten es asphärische Gläser sein, um Abbildungsfehler wie die Meinigen zu verhindern.
Am besten doppelt-asphärische, da jene die Abbildungsfehler am meisten verhindern, so korrekt?
Die Sache ist: die jetzigen neuen "360 €" Gläser sind bereits asphärisch (vorne flach).
Die alten 50 € Gläser waren sphärisch und ich sehe mit denen nicht mal ansatzweise die Abbildungsfehler in diesem Ausmaß. Farbsäume sehe ich gar keine, und der grüne Bereich (Zeichnung) ist auch deutlich größer. Im orangen Bereich wird alles auch nur minimal unschärfer.
Verzehrrungen/Verstauchungen sind im orangen Bereich auch deutlich geringer ausgeprägt.
Wie erwähnt: 50 € Gläser > 360 € Gläser.

Mit meinem momentanen Wissen kurz bei Rodenstock recherchiert, wären diese Gläser passend:
Multigressiv Mono 2/Impression Mono 2 Gläser mit Solitaire Protect Plus 2 Veredelung.
(Doppelt)asphärisch, Brechungsindex 1,6.
Frage 4.4) Die Impression Mono 2 Gläser sollen ja individuell sein (die Multigressiv Mono 2 auch?). Ist die Fertigung dieser Gläser bei Rodenstock, mit den gegebenen Messverfahren des Optikers (Autorefraktometer, subjektiver Augenmessung und dem Gerät ImpressionIST), eigentlich möglich, oder benötigt man dafür dieses "DNEye" Gerät?
Wie steht es 4.5) eigentlich um diese Gläser per Freiform-Technologie? viewtopic.php?t=10469
Können diese Gläser "Multigressiv Mono 2/Impression Mono 2" per Freifrom gefertigt werden? Ist dies nötig bzw. Zwangsvorraussetzung? Gilt dies für Einstärkegläser oder Gleitsichtgläser?
Wie soll ich solche Dinge beim Optiker erfragen bzw. wie kann ich mir nun sicher sein, dasswas ich bekomme, auch qualitativ ist, sehe ich doch nirgendswo die korrekten Bezeichnungen, nur solche "Platin", "Bronze" Bezeichnungen.

4.6) Ich wollte anfangs nicht mehr als 200 € ausgegeben. Diese neuen Gläser sollen anscheinend, pro Paar, 500 - 600 € kosten. Preisangaben so noch korrekt?

Danke im Vorraus wenn wenigstens einige der Fragen, vor allem 4.) - 4.6) beantwortet werden könnten.

MfG

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Eberhard Luckas
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Re: Neue Brille, gleich mehrere Probleme

Beitragvon Eberhard Luckas » Freitag 3. November 2017, 21:09

Moin,
die neuen Glasstärken sind deutlich höher als die bisherigen. Das Glaskürzel von A... lässt keinen Schluss auf die Gläserwahl zu, außer eine(r) meiner Kollegen/innen kennt sich damit aus. Möglich sind auch Fehlzentrierung auf Grund der Prismen.
Viele Grüße
Eberhard
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Re: Neue Brille, gleich mehrere Probleme

Beitragvon ronja » Freitag 3. November 2017, 21:14

Hi,

Also puh, deine Fragen :shock:
Da warte mal lieber auf die Optiker hier.

Ansonsten kann ich dir aus eigener Erfahrung berichten:
Ich habe ca -7 und -9 dpt mit cyl 1,75 und 2,75
Mein Optiker hat mir eine Brille gemacht mit R+H Gläser, Brechungsindex 1,6.
Probleme? Habe ich keine. Und ich wechsel auch noch ständig zwischen Linsen und Brille.
Prisma habe ich allerdings keines.

Wenn ich deine beschriebenen Probleme hätte, würde ich in die Filiale gehen, Brille abgeben mit Erklärung und bitte um Prüfung.


LG,
Ronja

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Re: Neue Brille, gleich mehrere Probleme

Beitragvon fbh555 » Freitag 3. November 2017, 21:16

Danke soweit!

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optikgutachter
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Re: Neue Brille, gleich mehrere Probleme

Beitragvon optikgutachter » Freitag 3. November 2017, 21:18

Für dich ist es ganz einfach:
Den Kollegen Optiker in der Nähe aufsuchen um
die individuellen Problematiken im Gespräch direkt zu lösen.

Zugegeben: Fachwissen bzw. entsprechende Weiterbildung
kostet Geld, aber in Massenverkaufsgeschäft zählt nur
Schnellverkauf innerhalb der Vorgabezeit.

TIPP: Ein paar Euro mehr investieren und dafür Lösungen erhalten.

Gruss OG
https://www.optikgutachter.de
Falls Sie mal was über mich gehört haben sollten: Glauben Sie es bloß nicht!
Vermutlich stimmt das nämlich alles (Kölner Humor)!

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Re: Neue Brille, gleich mehrere Probleme

Beitragvon starry_night » Montag 6. November 2017, 10:13

Die Probleme mit den Farbsäumen liegen am deutlich höheren Brechungsindex der neuen Gläser. Das ist eine physikalische Eigenschaft des Materials und nicht Schuld des Optikers.
Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.
Antoine de Saint-Exupery

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Re: Neue Brille, gleich mehrere Probleme

Beitragvon Oppicker » Montag 6. November 2017, 11:06

@fbh555

Bei diesem Wall of text weiß man gar nicht, wo man anfangen soll...
Also erstens sind sauteure Supigeilschliff-Technologien noch längst keine Garantie für g'scheites Sehen (wie Du ja bemerkt haben dürftest)

Zweitens könnten Leseprobleme altersbedingt sein. Da Deine Kurzsichtigkeit anscheinend zugenommen hat und mit der neuen Brille ausgeglichen wird, fehlt Dir diese nun bei der neuen Brille, um Dich beim Lesen zu unterstützen.

Drittens helfen asphärische Gläser nur, wenn die sog. Drehpunktsforderung erfüllt ist. Das halte ich bei jemandem mit einer Phorie für sehr schwierig und die wahrscheinliche Fehlerquelle. Ist die Drehpunktsforderung nicht (mehr) erfüllt, weil die Gläser falsch zentriert sind oder Du die Augen aus dem Bezugspunkt bewegst, leisten Dir die Asphären eher einen Bärendienst.

Viertens kann man bei Deinen Stärken gänzlich ohne Prisma auskommen (und damit die Kosten und die Glasdicken senken), wenn man eine prismatische Wirkung durch bewusste "Fehl"zentrierung induziert. In Deinem Fall würden die opt. Gläsermitten nicht auf die Pupillenmitte gesetzt, sondern jeweils um ca. 4-5mm mehr zur Nase hin verschoben, so dass sich am Durchblickspunkt die 2cm/m Basis außen ergeben.
ABER NICHT MIT ASPHÄREN KOMBINIEREN!

Wie starry_night schon sagte, kommen die Farbsäume von einer ungünstigen Abbe'schen Zahl bei Kunststoffen, die umso ungünstiger wird, je stärker lichtbrechend das Material ist. Vielleicht solltest Du Mineralgläser in Betracht ziehen?! Da lüpft man sich bei Deinen Stärken auch noch keinen Leistenbruch... und die Dicke und Abbe'-Zahl fällt deutlich günstiger aus, zudem lassen sich solche Gläser nahezu perfekt entspiegeln, was noch einmal für brillanteres Sehen sorgt.

Mehr fällt mir im Augenblick nicht ein...Die Brille solltest Du reklamieren und zurückbringen.

@optikgutachter
Ich bin auch ein ehemaliger A****-Optiker. Freilich kann man sich bei großem Ansturm nicht immer mit der nötigen Intensität dem Kunden widmen oder verbockt mal versehentlich einen Auftrag. Aber generell arbeiten da Optikermeister wie in anderen Betrieben auch :wink:
Manchmal gibt es im Leben einfach nicht genug Steine (Forrest Gump)

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Re: Neue Brille, gleich mehrere Probleme

Beitragvon optikgutachter » Montag 6. November 2017, 14:31

Oppicker hat geschrieben:..................
Mehr fällt mir im Augenblick nicht ein...Die Brille solltest Du reklamieren und zurückbringen.

@optikgutachter
Ich bin auch ein ehemaliger A****-Optiker. Freilich kann man sich bei großem Ansturm nicht immer mit der nötigen Intensität dem Kunden widmen oder verbockt mal versehentlich einen Auftrag. Aber generell arbeiten da Optikermeister wie in anderen Betrieben auch :wink:


Korrekt. Nur bin ich mir mit diversen "obersten" Vertriebschefs auch einig, dass wir gegenseitig keine Konkurenz darstellen.
Die Zeit zur Individualversorgung reicht im Massenverkaufsgeschäft dafür i.d.R. eben nicht aus.
Dafür gibt´s dann dort den Zwang zum Zweitbrillenverkauf, d.h. so gut 20-25% aller Kunden müssen eine kaufen. Sonst gibt´s Druck.
:wink:
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Falls Sie mal was über mich gehört haben sollten: Glauben Sie es bloß nicht!
Vermutlich stimmt das nämlich alles (Kölner Humor)!

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Re: Neue Brille, gleich mehrere Probleme

Beitragvon fbh555 » Dienstag 7. November 2017, 21:38

Danke sehr für die ganzen Antworten.
Zwar sagen mir die Bezeichnungen nichts, sollten es aber dem Optikermeister tun, deshalb werde ich diese beim nächsten Besuch so kommunizieren und mal schauen wie geantwortet wird.
Wie es im Kapitalismus, bei dem Betrieb mit dem Kostenmanagement aussieht, weiß ich natürlich nicht.
Das was ich weiß, ist, dass an dem Tag reichlich Zeit war - ich war nämlich der einzige Kunde -, genutzt wurden aber nur ~ 50 Min. für das ganze Prozedere und alle hier genannten Informationen wurden nicht vermittelt bzw. darauf eingegangen.


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