Gleitsichtbrille und unterschiedliche Messergebnisse

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Augenverdrehung
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Gleitsichtbrille und unterschiedliche Messergebnisse

Beitragvon Augenverdrehung » Mittwoch 29. März 2017, 17:40

Liebe Experten,

mittlerweile bin ich fast am Ende meiner Nerven und bräuchte dringend euren Rat… aber fangen wir vorne an.

Ich bin 43, weiblich und trage eine Brille seitdem ich denken kann. Als Kind wurde ich an dem linken Auge aufgrund von Schielen operiert. Das 2. Auge sollte ursprünglich auch deswegen operiert werden, was man dann aber unterlassen hat. Das linke Auge ist heute wohl das Führungsauge und das rechte passt sich dem linken Auge beim Gucken an (so habe ich das zumindest verstanden). Zusätzlich fehlt mir das räumliche Sehen. Sowohl das Schielen als auch das Nichtvorhandensein des räumlichen Sehens haben mich in der Vergangenheit nicht weiter gestört. Das Schielen wurde durch die Brille korrigiert und mit dem räumlichen Sehen ist es ja so: „was man nicht kennt, vermisst man auch nicht…“

Da ich mit meiner alten Brille (ca. 4 Jahre alt) nicht mehr gut sehen konnte (in der Ferne hatte ich das Gefühl, nicht mehr scharf zu sehen und auf der anderen Seite musste ich das Handy immer weiter weg halten), habe ich mich im Januar nun endlich dazu entschieden mir eine neue Brille anzuschaffen. Also bin ich zu der großen Filialkette *F* gegangen.

Dort wurden mir dann die Augen ausgemessen und mir eine Gleitsichtbrille empfohlen.

Die Werte der alten Brille liegen mir leider nicht mehr vollständig vor, ich weiß nur noch sicher die Dioptrien Anzahl:

Brille Einstärke alt:
R: Sph +2,75 (Zylinder und Achse weiß ich nicht mehr eindeutig)
L: Sph +2,0 (ich glaube ohne Zylinder und Achse)

Wie gesagt wurde mir im Anschluss an die Vermessung eine Gleitsichtbrille mit den folgenden Werten empfohlen:

Gleitsichtbrille Nr. 1:
R: Sph +2,0 / Zyl -0,5 / 83° / Add 1,0
L: Sph +1,5 / Zyl -0,25 / 170° / Add 1,0

Die ersten Tage waren grausam, danach ging es so einigermaßen. Außer am PC… da funktionierte gar nichts mehr. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass ich besser Sehen konnte, wenn die Gläser schräger (nach innen) standen. Also bin ich nach drei Wochen wieder zum *F*, zum einen um den Sitz der Brille zu überprüfen und mich zum anderen nach einer Bildschirmarbeitsplatzbrille zu erkundigen.

Beim *F* wurde dann erneut eine Messung vorgenommen und mir zusätzlich zu den neu ermittelten Werten auch andere Gleitsichtgläser (eine Art Relax Glas, bei der die Übergänge wesentlich sanfter sein sollten) geraten, woraufhin dann eine neue Brille angefertigt wurde. Auf eine Bildschirmbrille habe ich dann erstmal verzichtet, da die Optikerin meinte, dass ich wahrscheinlich mit der neuen Brille besser vor dem PC klarkomme und mir immer noch später eine besorgen könnte.

Hier nun die Werte der Gleitsichtbrille Nr. 2:
R: Sph +2,25 / Zyl -0,25 / 97° / Add 1,0
L: Sph +1,75 / Zyl -0,25 / 170° / Add 1,0

Grundsätzlich funktionierte das Sehen dann auch besser, allerdings hatte ich das Gefühl, dass insbesondere beim Runtergucken mit dem rechten Auge alles ein wenig verschwamm/ unscharf wurde, links hingegen nicht bzw. höchstens marginal. Das Hauptproblem war aber nach wie vor das Sehen vor dem Bildschirm. Da ich knapp 8 Stunden vor dem PC sitze musste kurzfristig eine Lösung her. Diesmal bin ich nun wegen einer Bildschirmarbeitsplatzbrille zu einem lokalen Optiker gegangen. Dort wurden mir erneut die Augen vermessen und mir eine Bildschirmbrille mit Einstärkengläsern angefertigt. Das Gleitsichtgeschaukel wollte ich nicht auch noch vor dem PC haben:

Bildschirmbrille (Einstärke):
R: Sph +3,0 / Zyl -0,75 / 97°
L: Sph +2,0

Die Optikerin rat mir dazu, auf jeden Fall nochmal bei *F* vorstellig zu werden und die Werte/Brille erneut zu überprüfen, da ihrer Meinung die Achse und die Zentrierung und Augenabstand (?) nicht stimmten.

Daraufhin bin ich also wieder in die *F* Filiale. Diesmal wurde der Chef-Optikermeister für „schwierige Fälle“ zu Rate gezogen, der erneut eine Augenüberprüfung mit den folgenden Ergebnissen gemacht hat, die seiner Aussage nach den Werten meiner ganz alten Brille entsprächen. Also gab es Gleitsichtbrille Nr.3…

Gleitsichtbrille Nr. 3:
R: Sph +2,75 / Zyl -0,50 / 90° / Add 1,0
L: Sph +2,0 / Add 1,0

Auf meine Frage, warum jedes Mal ein anderes Ergebnis bei der Messung herausgekommen ist, meinte er, jeder hätte eine andere Fragetechnik beim Ermitteln der Werte als die Kollegen und ich sollte auf seine Erfahrung vertrauen. Auf die Frage, wie es sein könnte, dass jetzt wieder die gleichen Werte wie bei der alten Brille herauskamen, sagte er mir, dass läge an den verkratzten und milchigen Gläsern der alten Brille, damit hätte man nicht mehr ordentlich sehen können. Dieses Argument konnte ich nicht ganz von der Hand weisen, da die alte Brille wirklich durch war und ich mich im Nachhinein gefragt habe, wie ich so lange dadurch habe sehen können.

Kurzum, ich habe die Brille Nr. 3 nun gut eine Woche und wohl fühle ich mich damit immer noch nicht. Vor dem PC klappt es zwar nun besser, aber nach ein paar Stunden fühlen sich die Augen völlig müde und überlastet an und spätestens ab Mittags dröhnt der Kopf fürchterlich und abends brauche ich Stunden um mich davon zu erholen. Zusätzlich habe ich nach wie vor das Gefühl, dass die rechte Seite beim Gucken/Kopf bewegen mehr schwimmt als die Linke. Und je länger der Tag, je schlimmer das Ganze…

Entschuldigt bitte den langen Text, aber ich musste mir meinen Frust erstmal von der Seele schreiben. Vielleicht könnt ihr mir meine folgenden Fragen beantworten:

1. Könnt ihr euch erklären, wie bei 4 Messungen jeweils so unterschiedliche Ergebnisse herausgekommen sind? Für mich als Laien klingen diese Abweichungen doch recht erheblich. Ich bin mittlerweile mehr als verunsichert, wem ich überhaupt noch Glauben kann und was das Richtige für mich ist.
2. Kann es sein, dass durch das Schielen des rechten Auges dieses leicht verschwommene Sehen beim runtergucken entsteht?
3. Gelegentlich nutze ich die extra gekaufte Bildschirmbrille. Damit sehe ich recht gut, aber auch nicht ideal. Zumindest schuckelt damit nichts. Nichtdestotrotz stelle ich mir die Frage, ob es überhaupt Sinn macht, diese zu nutzen, da sie andere Werte (Achse/Zylinder) hat als die aktuelle Gleitsichtbrille und sich die Augen nie an irgendwas gewöhnen können.
4. Da ich ja nicht räumlich sehen kann, bilde ich mir ein, dass ich durch die Gleitsichtbrille Abstände zu Dingen neu erlernen muss. Habt ihr schon mal von diesem Phänomen gehört?

Grundsätzlich finde ich das Prinzip Gleitsicht ja ziemlich gut, aber mittlerweile frage ich mich, ob es wirklich das Richtige für mich ist. Aber selbst wenn ich auf Fern- und Bildschirm/Lesebrille wechseln würde, bleiben ja meine „Problemaugen“… 

Vielen Dank an alle, die es geschafft haben bis hierhin zu lesen. Für ein paar Rückmeldungen, Ideen und Gedanken wäre ich sehr dankbar.

LG Andrea

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Re: Gleitsichtbrille und unterschiedliche Messergebnisse

Beitragvon DI Michael Ponstein » Mittwoch 29. März 2017, 18:02

Würde bei den Messungen auch der sog. Binokulare Status der Augen, also das Miteinander Arbeiten geprüft ? Und was kam dabei heraus ? Wenn nicht. Nachholen
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Re: Gleitsichtbrille und unterschiedliche Messergebnisse

Beitragvon Eberhard Luckas » Mittwoch 29. März 2017, 18:42

Moin,
die "neuen" Brille waren bis auf die letzte garantiert zu schwach. Warum so viele Unterschiede? Ganz einfach: Gerade das rechte Auge , was nicht das Führungsauge ist, hat Probleme mit zu starker Anpassung an irgendwelche Glasstärken. Ein Optiker mit wenig Erfahrung kann dieses Auge nicht optimal korrigieren. Dadurch wird auch das linke Auge nicht richtig korrigiert, zudem hat man das binokulare Sehen nicht geprüft, wie schon angedeutet wurde.
Suche Dir jemanden, der das kann: www.ivbs.org oder www.shgws.de
Viele Grüße
Eberhard
Augenoptikermeister

Augenverdrehung
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Re: Gleitsichtbrille und unterschiedliche Messergebnisse

Beitragvon Augenverdrehung » Donnerstag 30. März 2017, 09:50

Hallo zusammen,

schon mal vielen Dank für die Antworten. Das erklärt zumindest schon mal einiges :)

Ob das binokulares Sehen getestet wurde, kann ich abschließend nicht beantworten. Gibt es dafür spezielle Tests? Auf jeden Fall war die Schielproblematik + räumliches Sehen Thema bei dem Gespräch mit dem Optiker.

Ich habe es aber richtig verstanden, dass man grundsätzlich durch die richtigen Einstellung/Messungen der Brille das vorliegende Defizit der Augen ausgleichen kann; auch mit einer Gleitsichtbrille?!

LG Andrea

P.S. Leider funktioniert der 2. Link nicht :(

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Re: Gleitsichtbrille und unterschiedliche Messergebnisse

Beitragvon Eberhard Luckas » Donnerstag 30. März 2017, 10:17

Viele Grüße
Eberhard
Augenoptikermeister


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