Grund für Probleme mit chromatischen Aberrationen?

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brettacher
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Grund für Probleme mit chromatischen Aberrationen?

Beitragvon brettacher » Freitag 24. März 2017, 23:51

Hallo zusammen,

ich hab' mal wieder eine Frage. Und nein, es geht *nicht* um Gleitsichtgläser - alles gut also. :)

Ich habe mir letzten Herbst bzw. vor kurzem jeweils von niedergelassenen Optikern wegen geänderter Stärken jeweils eine neue Einstärken-Brille machen lassen. Die Werte sind, nach Aussage der Optiker, unspektakulär:

R +2,5 / -0,75 / 165
L +3,0 / -1,5 / 162

Die Gläser (einmal Optovision Orgalit Premium, einmal Essilor f-360°) hatten jeweils Brechungsindex 1,6. Bei beiden Gläsern waren, was ich in über 30 Jahren Brille noch nie hatte, massive chromatische Aberrationen zu sehen, d.h. rote Farbsäume unterhalb und blaue Farbsäume oberhalb von dunklen Gegenständen vor hellem Hintergrund (z.B. Ast vor Himmel oder schwarze Zahl auf weißem Hintergrund eines Verkehrsschildes). Die Farbsäume waren auch im Durchblickspunkt der Gläser vorhanden, also nicht etwa nur am Rand.

Woran kann das liegen? Ich hatte in den letzten Brillen jeweils 1,5er Gläser, meine mich aber zu erinnern, dass ich auch schon mal 1,6er Gläser hatte, mit denen ich ebenfalls keine Probleme hatte. Die Gläser wurden jeweils zu den Herstellern geschickt und kamen mit dem Hinweis zurück, dass sie optisch einwandfrei seien. Einer der Glashersteller meinte, dass die Gläser evtl. zu viel Plus haben könnten. Der Optiker hat mir dann Testgläser mit -0,25 vorgehalten, die das Bild merklich unschärfer gemacht, aber praktisch nichts an den Farbsäumen geändert haben.

Bei keiner meiner jetzigen Brillen (Einstärken-Fern, Einstärken-Lese und Bifo-Clip für die Sportbrille) sind auch nur Ansätze solcher Farbsäume zu sehen. Da ich bei Gelegenheit dann doch mal neue Gläser bräuchte, wäre ich für Tips dankbar, was die Ursache sein könnte und was man dagegen machen kann.

Ach ja, die 1,6er-Gläser wurden jeweils gewählt, weil das 1,5er-Material lt. Aussage der Optiker zu spröde für die Verarbeitung in den jeweiligen Fassungen gewesen wäre.

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Lutz
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Re: Grund für Probleme mit chromatischen Aberrationen?

Beitragvon Lutz » Samstag 25. März 2017, 02:53

brettacher hat geschrieben:rote Farbsäume unterhalb und blaue Farbsäume oberhalb

Möglicherweise falsch zentriert -> zu tief eingeschliffen.
Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidt­einander'.

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Eberhard Luckas
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Re: Grund für Probleme mit chromatischen Aberrationen?

Beitragvon Eberhard Luckas » Samstag 25. März 2017, 10:34

oder 1,67er Gläser statt 1,6er eingebaut.
Viele Grüße
Eberhard
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Berthold Niermann
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Re: Grund für Probleme mit chromatischen Aberrationen?

Beitragvon Berthold Niermann » Samstag 25. März 2017, 12:55

Den Neigungswinkel vor dem Auge mal verändern, auch die Durchwölbung mit den anderen Brillen vergleichen.

Die Aussage, dass das 1.5 Glas zu spöde gegenüber dem 1.6 Material sei, ist nicht richtig, es ist weicher als das 1.6 Material.
Zumeist wird bei steigender Myopie ( Kurzsichtigkeit ) das 1.6 oder 1.67 Material genommen, weil das Glas dünner im Randbereich wird.
Allerdings steigt die Dispersion, also die Farbsäume bei steigendem Index !

Ansonsten zurück zum 1.5 Material und eventuell auch eine kleinere Brillengröße wählen.
Je größer die Brille, desto Größe sind die Abbildungsfehler im Randbereich !
Bei Randlosbrillen auf polierte Glasrandoberflächen verzichten, erzeugt häufig eine Toltalreflextion, Streulicht und vielleicht auch mehr Farbsäume!

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Lutz
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Re: Grund für Probleme mit chromatischen Aberrationen?

Beitragvon Lutz » Samstag 25. März 2017, 13:19

Berthold Niermann hat geschrieben:Die Aussage, dass das 1.5 Glas zu spöde gegenüber dem 1.6 Material sei, ist nicht richtig,

Doch, im Sinne von "1.6 ist bruchfester als 1.5".
Berthold Niermann hat geschrieben:Bei Randlosbrillen auf polierte Glasrandoberflächen verzichten, erzeugt häufig eine Toltalreflextion, Streulicht und vielleicht auch mehr Farbsäume!

Farbsäume wohl eher nicht, wenn damit Farbsäume an der betrachteten Hell-Dunkel-Kante gemeint sind...
Achtung: der oben sichtbare Text ist in der Zeit entstanden, in der er geschrieben wurden. Er könnte in Zukunft als anstößig empfunden werden. Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidt­einander'.

Berthold Niermann
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Re: Grund für Probleme mit chromatischen Aberrationen?

Beitragvon Berthold Niermann » Samstag 25. März 2017, 14:22

Das n 1.6 Material ist bruchfester, härte, dünner aber spröder als das n 1.5 Material !

Farbsäume auf polierter Oberfläche bzw. Facettierung am Rand eventuell doch, auch weil keine Entspiegelung vorhanden ist !
Wie auch immer, wir vermeiden hochglanzpolierte Randlosglasoberflächen, da die Beschwerderate deutlich geringer ist.
Seis der Kunde besteht darauf , dann polieren wir die Brillengläser zur Chrisbaumkugel hoch ! :mrgreen:
Zuletzt geändert von Berthold Niermann am Samstag 25. März 2017, 17:15, insgesamt 1-mal geändert.

Berthold Niermann
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Re: Grund für Probleme mit chromatischen Aberrationen?

Beitragvon Berthold Niermann » Samstag 25. März 2017, 17:14

....

wörterseh
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Re: Grund für Probleme mit chromatischen Aberrationen?

Beitragvon wörterseh » Samstag 25. März 2017, 18:48

http://www.duden.de/rechtschreibung/sproede
Es wird so gut wie jeder Optiker sagen 1.5 ist spröder als 1.6. Ob das jetzt per Definition absolut richtig ist oder nicht. ;-)
Wer sich mit einem Idioten streitet beweist das es gerade zwei davon gibt!

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Eberhard Luckas
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Re: Grund für Probleme mit chromatischen Aberrationen?

Beitragvon Eberhard Luckas » Samstag 25. März 2017, 19:01

Moin,
wer randlose Brille fertigt, weiß, dass 1,5er Gläser nur mit Vorsicht zu geniessen sind.
Viele Grüße
Eberhard
Augenoptikermeister

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Re: Grund für Probleme mit chromatischen Aberrationen?

Beitragvon Distel » Samstag 25. März 2017, 20:23

Mal angenommen....eine Nylorbrille fällt vom Tisch auf einen Steinboden. :shock:
Bei Verglasung mit dem 1,6 er Material hat man Chancen, dass das Glas nicht ausplatzt, :D
je nachdem wie der Auftreffwinkel ist.
Die Chancen, dass die Nylorbrille mit Index 1,5 den Fall schadenfrei übersteht, sind erheblich geringer. :?

Ein Problem mit Farbsäumen u.ä. bei 1,6er Brillengläser hatten wir bei unseren Kunden noch nie.
...ein sehr gut verträgliches Material. :idea:
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Eberhard Luckas
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Re: Grund für Probleme mit chromatischen Aberrationen?

Beitragvon Eberhard Luckas » Samstag 25. März 2017, 20:50

Da gebe ich Dir voll und ganz Recht. :)
Viele Grüße
Eberhard
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deephorst
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Re: Grund für Probleme mit chromatischen Aberrationen?

Beitragvon deephorst » Sonntag 26. März 2017, 02:14

..

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vidi
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Re: Grund für Probleme mit chromatischen Aberrationen?

Beitragvon vidi » Montag 27. März 2017, 08:50

Was eventuell auch möglich ist, dass die Abkantung zu diesen Reflexen führt. Als ich meinen Automaten neu hatte, war diese "Facette" immer ziemlich blank, das hat den einen oder anderen Kunden gestört.
Gruß
Vidi

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brettacher
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Re: Grund für Probleme mit chromatischen Aberrationen?

Beitragvon brettacher » Montag 3. April 2017, 13:25

Hallo zusammen,

sorry für die späte Rückmeldung & vielen Dank für die Antworten.

Einige kurze Rückmeldungen zu den Antworten:

  • Neigungswinkel / Einschliff der Gläser: Das wurde alles nachkontrolliert bzw. mit dem Neigungswinkel habe ich etwas gespielt, als ich die Brillen im Laden ausprobiert habe. Das hat leider keinen (merklichen) Unterschied gemacht.
  • Brillengröße: die betreffenden Rahmen waren etwas größer als meine jetzigen Brillen, aber ich hatte früher schon Brillen die ähnlich groß waren und habe dabei nie solche Farbsäume bemerkt.
  • Abkantung / polierte Glasränder: kann ich ausschließen. Da war nichts aussergewöhnlich gefräst oder poliert. Ich hatte früher auch schon Halbrand-Brillen, bei denen sah das genauso aus (rechtwinklig ausgeschnitten / nicht polierte) - auch da hatte ich nie Probleme.
  • 1,67er Gläser: müsste ich nochmal nachfragen, halte ich aber für sehr unwahrscheinlich. Auf den Rechnungen stand jeweils 1,6 drauf, und die Gläser waren auch nicht ungewöhnlich dünn. Für meine geringen Stärken braucht man ja eine gewisse Minimaldicke der Gläser am Rand, um überhaupt eine Halbrand- bzw. rahmenlose Brille fertigen zu können. Da würde 1,67er Material auch keinen Sinn machen.

Noch irgendwelche Ideen? Wenn nicht, probiere ich es einfach woanders nochmal.


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