Grauer Star und Brillenversorgung nach OP

Haben Sie eine Frage an den Augenoptiker zu Ihrer Brille. Stellen Sie hier Ihre Frage. (Hinweis: Wir haben hier keine Redaktion. Die Beantwortung Ihrer Fragen werden von Augenoptikern auf freiwilliger Basis durchgeführt. Es besteht kein Anspruch auf eine Beantwortung)
walter_e
Beiträge: 13
Registriert: Donnerstag 7. Januar 2016, 04:49

Grauer Star und Brillenversorgung nach OP

Beitragvon walter_e » Freitag 8. Januar 2016, 01:25

Hallo an die Fachleute hier im Forum,

ich hätte gerne einige Infos von Optikern zur Brillenversorgung nach einer Star-Operation.
Ich bin 57 Jahre alt und es sollen beide Augen mit einer Kunstlinse versorgt werden. Bin seit 50 Jahren Brillenträger(kurzsichtig), nach der Pupertät lange Zeit stabile Werte bei rund -8 Dioptr., ab Mitte 40 beginnende Alterssichtigkeit.
Habe zuletzt eine Fernbrille und eine Nahbrille getragen und bin damit auch gut zurechtgekomen.
Augenarzt und Operateur in Augenklinik raten nun zu Multifokallinsen, wären ja viel besser, keine Brille mehr nötig.
Allein, mir fehlt der Glaube.
Wie sieht nun die Realität aus Sicht der Optiker aus, wie zufrieden sind Patienten/Kunden mit Multifokallinsen tatsächlich?
Wie hoch ist der Anteil an Multifokallinsen überhaupt ? Wie versorgt Ihr Eure Kunden die noch im Arbeitsleben stehen ?
Es geht mir nicht um die 1- oder 2-Tausend Euro Aufpreis und ich habe auch kein Problem damit, auch in Zukunft wieder eine Brille zu tragen, mein Wunsch ist einfach das bestmögliche Sehen zu erreichen.
Mein Sehprofil ist recht breit angelegt, ich lese viel(Bereich 30 bis 40 cm) , arbeite täglich lange am Rechner (Bereich 50 bis 70 cm), fahre täglich Auto - auch Nachts. Berufsbedingt muß ich auch oft Strukturen (Lötstellen, Bauteile etc.) im Sub-mm-Bereich bewerten bzw. analysieren, das funktioniert auch jetzt teilweise nur mit Lupe.
Ich schwanke derzeit zwischen folgenden Varianten:
a) mit monofokalen Linsen eine Fernsicht ohne Brille zu erreichen, und den Nahbereich mit einer Lesebrille zu versorgen - vielleicht mit Gleitsichtbereich ?
b) mit monofokalen Linsen eine Nahsicht (Bereich 50 - 70 cm) ohne Brille zu erreichen, und den Fernbereich mit einer Brille zu versorgen - auch hier evtl. mit Gleitsichtbereich ?
Welchen Rat könnt Ihr mir geben?

mit freundlichen Grüßen

walter

Benutzeravatar
brillentieger
Beiträge: 1020
Registriert: Donnerstag 24. Februar 2011, 17:01
Wohnort: Wendelstein
Kontaktdaten:

Re: Grauer Star und Brillenversorgung nach OP

Beitragvon brillentieger » Freitag 8. Januar 2016, 07:19

Bei Ihren Sehanforderungen würde ich stark von multifokalen Linsen abraten.
Diese Linsen sind konzentrisch Aufgebaut und führen zu einem schlechteren Kontrastsehen.
Sprechen sie den Arzt mal auf Halos in der Nacht an. Dies sind Heiligenscheine um beleuchte Lichtquellen.
Die absolute Schärfe leidet auch extrem. gerade bei Ihren beruflichen sehaufgaben, hätte jeder Operateur, wenn er eine gute Anamnese gemacht hätte, Ihnen von multifokalen intraokularlinsen abraten sollen.


Die monofokale Variante würde ich empfehlen mit einer Restmyopie von ca-1,5 dpt oder -2,5 dpt.
Sie sind es gewöhnt bei Nahsehaufgaben auch mal ohne Brille etwas lesen, oder durch ihre hohe Kurzsichtigkeit ohne Brile eine eingebaute Lupe zu haben.
Viele Kurzsichtige Kunden, die sich nach der Star-op, auf die fernvariante haben korrigieren lassen, sind unglücklich, da jetzt für.alle Stehaufmännchen für die Nähe, eine Brille gebraucht wird.

Traumtänzerin
Beiträge: 3958
Registriert: Freitag 23. September 2011, 19:14
Wohnort: Hamburg
Kontaktdaten:

Re: Grauer Star und Brillenversorgung nach OP

Beitragvon Traumtänzerin » Freitag 8. Januar 2016, 09:20

Ich gehöre zwar nicht zum angesprochenen Kreis der Fachleute, möchte aber eine interessante Erfahrung zum Thema beisteuern:

Vor einigen Jahren habe ich mich bei einem durch markige Werbung („Brille weg!“) auf Bussen, im Radio usw. bekannten, also durchaus auf Profit bedachten Anbieter refraktiver Chirurgie bezüglich eines refraktiven Linsentauschs beraten lassen. Dort wurden mir Multifokallinsen empfohlen, aber mir gleichzeitig zu bedenken gegeben, dass das Sehen (genau wie von Brillentieger geschildert) kontrastärmer sei, dass vor allem bei nächtlichen Autofahrten mit einer Sehbeeinträchtigung durch Halos zu rechnen sei, dass für den Zwischenbereich höchstwahrscheinlich weiterhin eine Brille erforderlich sei und dass Lesen nur bei sehr guter Beleuchtung möglich sei (z.B. kein Lesen im Bett möglich in einem Hotelzimmer mit nur mäßig heller Nachttischlampe).

Ich denke, wenn jemand, der von solchen OPs lebt, schon solche Warnungen ausspricht, müsste wirklich etwas dran sein.
"Nicht jeder der träumen und tanzen kann ist ein TRAUMTÄNZER :mrgreen:"... (c) by Klaus Nerlich

I want it all, I want it all, I want it all - and I want it NOW! (und wenn das nicht klappt: Time is on my side...)

Benutzeravatar
DI Michael Ponstein
Beiträge: 8442
Registriert: Freitag 9. Juli 2010, 18:05
Wohnort: Baden Württemberg
Kontaktdaten:

Re: Grauer Star und Brillenversorgung nach OP

Beitragvon DI Michael Ponstein » Freitag 8. Januar 2016, 10:43

Frage zu klären:
- welches Fabrikat an IOL soll denn benutzt werden?
. wurde auf die Eigenschaften hingewiesen (Halo, mögliche Lesebrille für kleine Dinge notwendig usw.)

Tatsächlich finde ich, entgegen meinen Vorschreibern, dass Du in einem Alter bist, wo Du dich noch gut an solche "Negativ"Eigenschaften gewöhnen könntest und somit möglicher Weise die Vorteile überwiegen.
Was kannst Du nicht erwarten:
Mit den Multi IOL ist es möglich von Weit bis Nah ordentlich zu sehen.
Scharf Sehen ist eher unwahrscheinlich.
Ist Dein Anspruch sehr gut in der Nähe oder bei Nacht zu sehen, ohne Einschränkungen, sehr hoch, so wäre von diesen Linsentypen eher abzuraten.
Liebst Du es deutlich und klar zu erkennen, dann lass eine Fern- oder Nahkorrektur vornehmen und für den restlichen Bereich lässt Du Dich mit einer Brille ausstatten.
Mein Vorschlag: Stärke auf -3,0 bis -3,50 einstellen lassen, dann hättest Du für die Nähe optimales sehen ohne Brille z.b. beim Lesen im Liegen und ansonsten mit einer Gleitsichtbrille für Fern und Nah.
Refraktionieren mit Spaß!? Refraktions-Teste für Tablet von iPadMeikel: Sehteste für iPad&Co Info http://www.optik-freise.de Spezialialist: Besser Sehen, Myopiemanagement mit Ortho-K oder Miosmart, sowie Orcam zertifiziert für LowVision.

Benutzeravatar
Distel
Beiträge: 7122
Registriert: Mittwoch 23. März 2011, 15:21
Wohnort: Niederrhein nahe NL

Re: Grauer Star und Brillenversorgung nach OP

Beitragvon Distel » Freitag 8. Januar 2016, 11:29

walter_e hat geschrieben:Ich bin 57 Jahre alt und es sollen beide Augen mit einer Kunstlinse versorgt werden. Bin seit 50 Jahren Brillenträger(kurzsichtig), nach der Pupertät lange Zeit stabile Werte bei rund -8 Dioptr., ab Mitte 40 beginnende Alterssichtigkeit.
Habe zuletzt eine Fernbrille und eine Nahbrille getragen und bin damit auch gut zurechtgekomen.
Augenarzt und Operateur in Augenklinik raten nun zu Multifokallinsen, wären ja viel besser, keine Brille mehr nötig.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit Gleitsichtbrillengläser ?
Insgesamt ist es für viele Betroffene oft angenehm, wenn die Umstellung gering ausfällt und nur störende
Situationen beseitigt werden.

Eine multifokale intraokulare Linse ließe ich mir nicht einsetzen, dazu weiß ich zu viel. :wink:
Wenn so eine Linse nicht ganz präzise an der richtigen Position sitzt, dann ergibt sich ein schlecht zu
korrigierendes System. Einstärken Varianten erscheinen mir problemloser.
Nemo me impune lacessit - Niemand reizt mich ungestraft

Benutzeravatar
Michel B.
Beiträge: 2433
Registriert: Dienstag 26. Juni 2012, 17:26

Re: Grauer Star und Brillenversorgung nach OP

Beitragvon Michel B. » Freitag 8. Januar 2016, 11:31

Distel hat geschrieben:
walter_e hat geschrieben:Ich bin 57 Jahre alt und es sollen beide Augen mit einer Kunstlinse versorgt werden. Bin seit 50 Jahren Brillenträger(kurzsichtig), nach der Pupertät lange Zeit stabile Werte bei rund -8 Dioptr., ab Mitte 40 beginnende Alterssichtigkeit.
Habe zuletzt eine Fernbrille und eine Nahbrille getragen und bin damit auch gut zurechtgekomen.
Augenarzt und Operateur in Augenklinik raten nun zu Multifokallinsen, wären ja viel besser, keine Brille mehr nötig.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit Gleitsichtbrillengläser ?
Insgesamt ist es für viele Betroffene oft angenehm, wenn die Umstellung gering ausfällt und nur störende
Situationen beseitigt werden.

Eine multifokale intraokulare Linse ließe ich mir nicht einsetzen, dazu weiß ich zu viel. :wink:
Wenn so eine Linse nicht ganz präzise an der richtigen Position sitzt, dann ergibt sich ein schlecht zu
korrigierendes System. Einstärken Varianten erscheinen mir problemloser.

Da stimme ich mal 100% zu !!!

Benutzeravatar
vidi
Beiträge: 8785
Registriert: Montag 22. Juni 2009, 14:56
Wohnort: Hier ist das Ruhrgebiet!!!

Re: Grauer Star und Brillenversorgung nach OP

Beitragvon vidi » Freitag 8. Januar 2016, 11:47

Da kann ich, selbst kurzsichtig mit -2.5, brillentieger nur zustimmen.
Sinnvoll wäre eine Linse mit Blaufilter und evtl., falls angeboten, eine HD-Linse, so werden meist die Linsen mit Asphäre genannt, zudem wird dann meist die benötigte Stärke besonders genau ermittelt, so jedenfalls in der Augenklinik hier.
Gruß
Vidi

"Geh nicht dahin, wo die Welle ist. Geh dahin, wo sie sein wird“ (Elmar Nordvisk)

starry_night
Beiträge: 1347
Registriert: Mittwoch 19. August 2015, 17:50

Re: Grauer Star und Brillenversorgung nach OP

Beitragvon starry_night » Freitag 8. Januar 2016, 11:51

Hallo Walter!

Ich bin zwar auch kein Fachmann, hatte aber (angeborenen) Grauen Star und bin deshalb ein wenig in der Materie drin. Bei multifokalen Linsen habe ich ebenfalls sehr gemischte Erfahrungen gelesen, ich bin deshalb skeptisch, aber es kommt wohl wie immer auf viele Faktoren an.

Ich selbst habe zwar keine implantierten Linsen, sondern Kontaktlinsen. Die Lösung entspricht im Wesentlichen Deiner Variante a. Also monofokale Linsen, die auf die Ferne eingestellt sind. Dazu eine Gleitsichtbrille mit +3 Dioptrien für die Nähe. Ich empfinde es als sehr angenehm, für die Ferne nicht auf eine Korrektionsbrille angewiesen zu sein, gerade beim Sport sind Brillen einfach unpraktisch.

LG
Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.
Antoine de Saint-Exupery

walter_e
Beiträge: 13
Registriert: Donnerstag 7. Januar 2016, 04:49

Re: Grauer Star und Brillenversorgung nach OP

Beitragvon walter_e » Freitag 8. Januar 2016, 20:54

Hallo zusammen,

vielen Dank für die vielen Beiträge erst mal, bin ja erschlagen von den Antworten

@ brillentieger: ja, die Probleme mit schlechtem Kontrastsehen und den Halos bei Nacht liest man immer wieder im Internet. Aber so eine Klinik braucht halt Umsatz . .
Deine Empfehlung entspricht etwa meiner Variante b), um am Schreibtisch /beim Lesen ohne Brille auszukommen. Ich kann mir dabei das „neue“ Sehen ohne Akkomodation nicht vorstellen und bin da sehr unsicher bzw. beunruhigt – ein Zurück geht ja nicht.
Fehlt bei dem Satz etwas oder verstehe ich ihn nur nicht :
„ . . sind unglücklich, da jetzt für.alle Stehaufmännchen für die Nähe, eine Brille gebraucht wird.“

@ Traumtänzerin : ich nehme gerne auch Ratschläge und Infos von „Nichtfachleuten“, danke für Deinen Beitrag. Man findet im I-net halt nur ein paar Erfahrungsberichte von Betroffenen die Problem haben, aber noch weniger Berichte von Patienten mit Multifokallinsen die zufrieden sind.
Eigentlich nur auf den Seiten von Operateuren / Augenkliniken. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

@ DI Michael Ponsein :
Die Augenklinik verwendet wohl ausschliesslich „oculentis“ Linsen
Danke dass Du mich noch für so jung hältst, um mich an „Negativ-Eigenschaften“ zu gewöhnen :)
Aber genau das will ich nicht, wenn ich mit Brille schärfer, besser bei Nacht, ohne Halos etc. sehen kann, lebe ich gerne mit einer oder 2 Brillen weiter
Deine Empfehlung wäre für einen Seeabstand von 30cm optimiert, ja?

@ Distel : nein, eigene Erfahrungen mit Gleitsichtbrille habe ich bisher nicht.
Mangels Erfahrung kann ich halt nicht beurteilen, wie das „Sehen“ mit festem Fokus aussieht.
Eine Gleitsichtbrille bietet halt dann die einzige Möglichkeit, in einem breiteren Bereich scharf zu sehen – man darf mich gerne korrigieren wenn ich Unsinn schreibe.
Ich habe grade mal hier am Schreibtisch gemessen: Augenabstand zum Monitor 60 cm, zur Tastatur 30 cm – mit welcher Restmyopie komme ich damit am besten klar?

@ starry-night : wie sehen Deine Sehanforderungen aus ? Bei mir liegt der Fokus, zumindest solange ich noch Arbeite eben am Rechner bzw. Lesen/Kochen/Essen etc. alles im Nahbereich zwischen 30 und 70 cm.
Autofahren vielleicht 1-2 Stunden am Tag.
Wobei Deine Variante vielleicht gar nicht so schlecht wäre, wie kommst Du z.B. am Rechner oder bei Tätigkeiten bei denen der Sehabstand sich dauernd ändernd zurecht?


@ alle: wenn die Augen mit einer IOL tatsächlich auf eine Restmyopie von 0 korrigiert sind (mir ist klar, dass dies nicht sicher erreicht wird), bis zu welcher Entfernung/Nähe kann man dann scharf sehen, 10 m, 5 m, 3 m ? Genauer, braucht es auch z.B. zum Fernsehen dann eine "Halbnah-Brille" ?


Grüsse

walter

isegrim
Beiträge: 111
Registriert: Sonntag 16. März 2014, 12:48

Re: Grauer Star und Brillenversorgung nach OP

Beitragvon isegrim » Freitag 8. Januar 2016, 22:04

Da fühle ich mich (als völliger Laie!) doch auch gleich berufen, meinen Senf dazuzugeben. ;-)

Mit einer Multifokallinse lasse ich mir ein komplexes optisches Instrument direkt ins Auge einpflanzen. Wenn da aus irgendeinem Grund Schwierigkeiten auftreten, sei es, dass ich mich an die neue Form des Sehens partout nicht gewöhnen kann, sei es, dass bei der Bestimmung der Sehstärke oder ggfls. weiterer Parameter Fehler aufgetreten sind, so muss ich mich erneut unters Messer legen. Eine neue Linse ins Auge zu packen geht nicht so flott wie Winterreifen aufziehen.

Wenn ich hingegen mit einer (Gleitsicht-)Brille nicht klarkomme, dann nehme ich die Brille einfach vom Gesicht, gehe zum Optiker und lasse nachbessern. Wenn es sein muss, auch zwei Mal. Oder drei Mal.

Fazit: Mit einer Multifokallinse lasse ich mich auf ein Experiment ein. Mit einer Brille bin ich ungleich flexibler. Konkret erscheint mir diese Variante am logischsten: Linse für Fernsicht und dazu eine Gleitsichtbrille, mit der man den Rest abdeckt (und evtl. noch dazu eine Lesebrille fürs Bett oder zum Basteln).

starry_night
Beiträge: 1347
Registriert: Mittwoch 19. August 2015, 17:50

Re: Grauer Star und Brillenversorgung nach OP

Beitragvon starry_night » Freitag 8. Januar 2016, 22:27

Hallo Walter!

Ich kann Dir leider nicht erklären, wie es ohne Akkommodation ist - ich kenne es nicht anders und habe deshalb keinen Vergleich :)

Wie groß die Bereiche sind, in denen Du komfortabel sehen kannst, ohne Gleitsicht zu benötigen. Bist Du jemand, der bei einer Vierteldioptrie Änderung schon beim Optiker steht, weil er nichts mehr sieht, dann werden Dir kleiner als wenn Du erst bei einer Dioptrie Abweichung über eine neue Brille nachdenkst. Ich bin bei falscher Korrektur chronisch unempfindlich. Deshalb war mir auch ewig nicht klar, was ich mit meiner Bifokalbrille verpasste. Bis ich Gleitsicht auf der Nase hatte ;)

Wenn wir 0dpt für die ferne nehmen, dann ist die nötige Korrektur bei verschiedenen Abständen:
4m ... +0,25
2m... +0,5
1m... +1,0
66cm... +1,5
50cm... +2,0
40cm...+2,5
33cm...+3,0
Du siehst, dass sich gerade im Nahbereich die Werte stark ändern. Dass Du Dich am Arbeitsplatz (Bildschirm, Tastatur, lesen) komfortabel ohne Gleitsicht bewegst, kann ich mir deshalb nur schwer vorstellen.

Ich hatte lange Zeit nur eine Bifokalbrille mit +2,75 für die Nähe. Für den Computer war das nicht optimal, obwohl ich relativ unempfindlich auf falsche Werte bin.

Ich habe einen Bürojob, bin aber auch viel in Besprechungen, Vorträgen etc. Fernsicht ist für mich v.a. der Weg zur Arbeit (Fahrrad), ansonsten spazieren gehen, Kino, Sport. Auto bin ich seit Jahren nicht gefahren, weil zur Zeit kein bedarf besteht. Als ich gefahren bin, war das immer ohne Nahkorrektur. Dadurch sind zwar die Instrumente etwas unscharf, sie sind aber groß genug, um trotzdem alles lesen zu können. Hat mich also nicht gestört - aber Du kannst das anders empfinden.

Ich habe nur eine normale Allround-Gleitsicht. Für den nahen und näheren Bereich gibt es aber auch optimierte Versionen speziell dafür, nennt sich Arbeitsplatzbrillen oder Raumcomfortbrillen, je nach Anforddrungsprofil. Die Experten können Dir dazu sicher mehr sagen als ich. Besuch auch ruhig mal den Optiker Deines Vertrauens und lass Dich dort in Ruhe beraten.

Ich hoffe, ich konnte Dir ein bisschen helfen. Frag ruhig nochmal nach, wenn was unklar ist.
Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.
Antoine de Saint-Exupery

Benutzeravatar
Distel
Beiträge: 7122
Registriert: Mittwoch 23. März 2011, 15:21
Wohnort: Niederrhein nahe NL

Re: Grauer Star und Brillenversorgung nach OP

Beitragvon Distel » Samstag 9. Januar 2016, 12:05

isegrim hat geschrieben:Da fühle ich mich (als völliger Laie!) doch auch gleich berufen, meinen Senf dazuzugeben. ;-)
Mit einer Multifokallinse lasse ich mir ein komplexes optisches Instrument direkt ins Auge einpflanzen. Wenn da aus irgendeinem Grund Schwierigkeiten auftreten, sei es, dass ich mich an die neue Form des Sehens partout nicht gewöhnen kann, sei es, dass bei der Bestimmung der Sehstärke oder ggfls. weiterer Parameter Fehler aufgetreten sind, so muss ich mich erneut unters Messer legen. Eine neue Linse ins Auge zu packen geht nicht so flott wie Winterreifen aufziehen.


Distel hat geschrieben:Eine multifokale intraokulare Linse ließe ich mir nicht einsetzen, dazu weiß ich zu viel. :wink:
Wenn so eine Linse nicht ganz präzise an der richtigen Position sitzt, dann ergibt sich ein schlecht zu
korrigierendes System. Einstärken Varianten erscheinen mir problemloser.

@ Isegrim
....offensichtlich haben wir ähnliche Bedenken. :wink:
Nemo me impune lacessit - Niemand reizt mich ungestraft

Benutzeravatar
prüflingsprüfer
Beiträge: 10000
Registriert: Mittwoch 2. Juli 2008, 09:09
Wohnort: Bayrisch-Schwaben
Kontaktdaten:

Re: Grauer Star und Brillenversorgung nach OP

Beitragvon prüflingsprüfer » Samstag 9. Januar 2016, 12:14

"Einstärkenlinsen sind unproblematischer"

volle Zustimmung
Augenoptikermeister / ö.b.u.v. Sachverständiger / Heilpraktiker

Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont. (Konrad Adenauer)

Nichts ändert sich, außer ich ändere mich. (Asiatisches Sprichwort)

Benutzeravatar
Distel
Beiträge: 7122
Registriert: Mittwoch 23. März 2011, 15:21
Wohnort: Niederrhein nahe NL

Re: Grauer Star und Brillenversorgung nach OP

Beitragvon Distel » Samstag 9. Januar 2016, 12:17

walter_e hat geschrieben:@ Distel : nein, eigene Erfahrungen mit Gleitsichtbrille habe ich bisher nicht.
Mangels Erfahrung kann ich halt nicht beurteilen, wie das „Sehen“ mit festem Fokus aussieht.
Eine Gleitsichtbrille bietet halt dann die einzige Möglichkeit, in einem breiteren Bereich scharf zu sehen – man darf mich gerne korrigieren wenn ich Unsinn schreibe.
Ich habe grade mal hier am Schreibtisch gemessen: Augenabstand zum Monitor 60 cm, zur Tastatur 30 cm – mit welcher Restmyopie komme ich damit am besten klar?

In einer Gleitsichtbrille muss Ferne, Nähe und der Zwischenbereich untergebracht werden, daher sind der Zwischen- und Nahbereich nicht über die gesamte Breite scharf.
Wenn Sie mit Fern- und Nahbrille zufrieden waren, könnte nach der OP eine Nahbrille für den erweiterten Bereich sinnvoll sein. Diese Variante wird auch als Business-, Office-, Hobby-, Computer-, ....- brille bezeichnet.
:arrow: breite Sehbereiche und für verschiedene Distanzen zu nutzen
Nemo me impune lacessit - Niemand reizt mich ungestraft

walter_e
Beiträge: 13
Registriert: Donnerstag 7. Januar 2016, 04:49

Re: Grauer Star und Brillenversorgung nach OP

Beitragvon walter_e » Sonntag 10. Januar 2016, 15:37

Es kristallisiert sich wohl eindeutig heraus die IOL für die Fernsicht zu optimieren und das Sehen im Nah- und Zwischenbereich mit einer Computer-, Office-, Nahkomfortbrille zu versorgen.
Nur, was mache ich beim Autofahren? Armaturenbrett, Navi, Radiodisplay sind dann wohl nicht lesbar.
Hat jemand vielleicht einen Vorschlag, evtl. aus der Praxis? Wäre eine bifokale Brille mit 0 Dioptr. oben/ +2 Dioptr. unten denkbar/möglich?

Ach ja, kennt jemand der hier aktiven Augenoptiker einen Kollegen im Raum Regensburg, den er empfehlen kann ?

grüsse

Walter


Zurück zu „Fragen zur Brille“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Google [Bot] und 37 Gäste