Welchen Brille(n) bei "Einstieg" in die Altersichtigkeit

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reingeglitten
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Welchen Brille(n) bei "Einstieg" in die Altersichtigkeit

Beitragvon reingeglitten » Donnerstag 7. Mai 2015, 17:47

Hallo

ich bin Kurzsichtig (ca. -1,5 bzw -2,25) und nun wohl langsam Alterssichtig (Ich setzte meine Brille inzwischen sehr sehr gerne ab und muss nun immer öfter nach ihr suchen)

Auf diesem Markt gibt es ja eine schier überschaubare Anzahl von Produkten. Informationen oberhalb des "Waschmittelwerbungsniveau" sind da eher Glückssache. Manchmal hilft ein Ausflug in die englischsprachige Internetwelt, um überhaupt an etwas bessere Informationen zu einzelnen Produkten zu kommen. Ob man die Produkte dann im persönlichen Fall auch wirklich braucht bzw. diese nennenswert etwas bringen erfährt man kaum.

Die Dame vom Optiker konnte mir eigentlich nicht so recht weiterhelfen. Sie wollte mir lediglich eine oder gleich zwei Brillen verkaufen. (Stichwort: Arbeitsplatzbrille)

Hier nun einige Fragen:
Was ist bei einem "Einsteiger" in meinen Fall sinnvoll? Muss es wirklich die extra gute Version einer Gleitsichtbrille sein?
Was bringt eine Arbeitsplatzbrille?
Tut es für den Anfang in meine Fall nicht auch eine Einstärkenbrille?

Bin ich richtig informiert, dass ich nun alle par Jahre (5-10?) neue Brillen brauche, weil die Alterssichtigkeit stetig zunimmt?

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Karoshi
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Re: Welchen Brille(n) bei "Einstieg" in die Altersichtigkeit

Beitragvon Karoshi » Donnerstag 7. Mai 2015, 23:05

Guten Abend
reingeglitten hat geschrieben:Hallo

ich bin Kurzsichtig (ca. -1,5 bzw -2,25) und nun wohl langsam Alterssichtig (Ich setzte meine Brille inzwischen sehr sehr gerne ab und muss nun immer öfter nach ihr suchen) Wenn Sie ohne Brille lesen wird ein Auge stärker gefordert als das andere, wegen ihrer unterschiedlichen Werte. Einseitige Belastung ist auf dauer "ungut".

Auf diesem Markt gibt es ja eine schier unüberschaubare Anzahl von Produkten. Informationen oberhalb des "Waschmittelwerbungsniveau" sind da eher Glückssache. Manchmal hilft ein Ausflug in die englischsprachige Internetwelt, um überhaupt an etwas bessere Informationen zu einzelnen Produkten zu kommen. Ob man die Produkte dann im persönlichen Fall auch wirklich braucht bzw. diese nennenswert etwas bringen erfährt man kaum. Ein Augenoptikermeister/Ingenieur mit physikalischem,physiologischem, medizinischem und anatomischem Wissen kann mit tiefergehenden Informationen etwas anfangen, einen "normalen" Brillenträger erschlägt die Komplexität. Zudem gilt es teuer erarbeitetes Know-how und Patente seitens der Industrie zu schützen, deshalb finden Sie wenig bis nix außer "Waschmittelwerbung". Dennoch kochen alle mit Wasser und keiner erfindet das Rad neu.

Die Dame vom Optiker konnte mir eigentlich nicht so recht weiterhelfen. Sie wollte mir lediglich eine oder gleich zwei Brillen verkaufen. (Stichwort: Arbeitsplatzbrille)
Wenn man sich schlecht oder nicht ausreichend intensiv beraten fühlt, tut man gut daran den Ansprechpartner zu wechseln. Es hat noch keinem geschadet etwas Zeit in gutes Sehen zu investieren.

Hier nun einige Fragen:
Was ist bei einem "Einsteiger" in meinen Fall sinnvoll? Muss es wirklich die extra gute Version einer Gleitsichtbrille sein? Mit einem rostigen alten Karrn lernt man mühsam Autofahren. Ob es der Ferrari sein muss und ob er überhaupt Sinn macht, entscheiden der persönliche Anspruch an das eigene Sehen und einige andere optische Parameter.
Was bringt eine Arbeitsplatzbrille? Sie überbrückt den Schwachpunkt (weil engster Bereich) einer jeden Gleitsichtbrille. Grob den Zwischenbereich 1,5m bis 50cm. Man sieht mehr gleichzeitig und entspannter, in einer ergonomisch sinnvolleren Körperhaltung.
Tut es für den Anfang in meine Fall nicht auch eine Einstärkenbrille? Kann man nicht sagen. Dafür wissen wir zu wenig über die Gegebenheiten und Anforderungen. Allerdings: Wer mit dem Gleitsichteinstieg zu lange wartet, macht sich das leben schwer. (Und nein, die Augen werden nicht faul oder so ein Käse...).

Bin ich richtig informiert, dass ich nun alle par Jahre (5-10?) neue Brillen brauche, weil die Alterssichtigkeit stetig zunimmt? Eher 2-5 Jahre, je nach Anspruch und Erfordernissen.


Die Optimalversorgung eines fehlsichtigen Alterssichtigen (Ametropie mit Presbyopie) sieht oft so aus:

Gleitsichtbrille als absolute Grundausstattung.
PC-Brille bei längeren sitzenden Tätigkeiten bis 1,5m Maximalentfernung.
Raum-Brille bei längeren dynamischen Tätigkeiten bis 4m Maximalentfernung.
Nahbrille für längeres Lesen/feine Handarbeiten in Leseentferung.
Je nach Laune und Bedarf von einigen der Varianten noch eine getönte Sonnenschutzausführung.
Weitere Spezialbrillen wie Sportbrille, Schießbrille, Schwimmbrille, Taucherbrille, Musikbrille, usw...
Ersatzbrille auf einem ausreichend aktuellen Stand.

Am Beginn der Alterssichtigkeit kann man sicher einige der Brillen zusammenlegen. Kommt alles auf die Lebenssituation und den Anspruch an.

Schönen Abend.
Des Menschen Leben gleicht der Brille. Man macht viel durch. -- Heinz Erhardt
staatl. gepr. Augenoptiker und Augenoptikermeister FFA München 2011

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Distel
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Re: Welchen Brille(n) bei "Einstieg" in die Altersichtigkeit

Beitragvon Distel » Donnerstag 7. Mai 2015, 23:06

reingeglitten hat geschrieben:Die Dame vom Optiker konnte mir eigentlich nicht so recht weiterhelfen. Sie wollte mir lediglich eine oder gleich zwei Brillen verkaufen. (Stichwort: Arbeitsplatzbrille)

Hier nun einige Fragen:
Was ist bei einem "Einsteiger" in meinen Fall sinnvoll? Muss es wirklich die extra gute Version einer Gleitsichtbrille sein?
Was bringt eine Arbeitsplatzbrille?
Tut es für den Anfang in meine Fall nicht auch eine Einstärkenbrille?


Mittlerweile tummeln sich viele Unternehmen auf dem Markt mit unterschiedlichen Konzepten. Deren eigener Anspruch an das Personal ist breit gefächert, die Auswirkungen auf die Beratung nicht von der Hand zu weisen.

Welche Qualifikation die "Dame" des Optikers hat, kann ich natürlich nicht beurteilen.
Eine ausgebildete Augenoptikerin sollte durchaus in der Lage sein, für den Kunden nachvollziehbar Lösungen aufzeigen zu können.

Im Dialog wird im Idealfall eine umfassende Sehanalyse erstellt, dazu bedarf es vieler Informationen zum privaten Umfeld, Arbeitsplatz, Hobby, Sehgewohnheiten, Ansprüchen.....
So eine komplexe Beratung kann hier über das Netz nicht erfolgen!

Besonders gut ausgestattet Augenoptik-Fachgeschäfte verfügen auch über Brillengläser, die zur Demonstration vor die Brille gesetzt werden können. So kann der Kunde bereits im Vorfeld die Auswirkungen auf des zukünftige Sehen erleben. So eine gemachte Erfahrung erleichtert die Entscheidung für die neue Glasvariante ganz enorm.
Bei den ortsansässigen Augenoptikern würde ich mich umhören, ob Demonstration-Equipment für die Beratung verwendet wird. Viel Erfolg!
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reingeglitten
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Re: Welchen Brille(n) bei "Einstieg" in die Altersichtigkeit

Beitragvon reingeglitten » Dienstag 12. Mai 2015, 10:18

Distel hat geschrieben:
Besonders gut ausgestattet Augenoptik-Fachgeschäfte verfügen auch über Brillengläser, die zur Demonstration vor die Brille gesetzt werden können. So kann der Kunde bereits im Vorfeld die Auswirkungen auf des zukünftige Sehen erleben. So eine gemachte Erfahrung erleichtert die Entscheidung für die neue Glasvariante ganz enorm.


Das klingt ja recht interessant. Sind diese Demo-Gläser also praktisch mit dem Schliff ausgestattet, den man dann bekommen würde? Ich wüsste schon gerne vorher, wie sich bei Gleitsicht "Standart" - "Medium" und "Premium" auswirkt.

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Distel
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Re: Welchen Brille(n) bei "Einstieg" in die Altersichtigkeit

Beitragvon Distel » Dienstag 12. Mai 2015, 11:33

Ich wüsste schon gerne vorher, wie sich bei Gleitsicht "Standart" - "Medium" und "Premium" auswirkt.

Die Qualität dieser Gläser hängt von vielen Faktoren ab.
z.B. auch vom Abstand der Gläser zum Auge. Vorhaltegläser würden das Bild verfälschen, da sie nicht am richtigen Ort sind.

Mein Vorschlag bezog sich auf das Vorsetzen verschiedener Additionen mit großen Demogläser, keine kleinen Meßgläser. Damit können die Auswirkungen auf die Bereiche ( Ferne, Zwischenbereich, Nähe) erlebbar gemacht werden.
Wo ist es noch scharf ? Wo beginnt das verschwommene Sehen ? Kann ich mich mit der Unschärfe in der Ferne arangieren....

:arrow: zum Schluß kristaliiert sich meisten raus....
Mit diesem Glastyp oder diesen Glastypen muss ich den geringsten Kompromiss eingehen.
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Re: Welchen Brille(n) bei "Einstieg" in die Altersichtigkeit

Beitragvon großeslatinum » Freitag 31. August 2018, 13:13

Erst mit fast 52 hat sich bei mir die Alterssichtigkeit bemerkbar gemacht. Erstaunt war ich, da es mit R+2,0 und L+2,5 schon relativ starke
Gläser sind. Ich habe mir eine schicke runde Vollrandbrille mit ganz normalen,entspiegelten 1,5 er Kunststoffgläsern anfertigen lassen. Natürlich
kann ich damit auch das Kleinstgedruckte wieder super lesen, aber nicht nur das. Ich sehe auch am Computer in 70-80 cm Entfernung scharf.
Auch bei allen Naharbeiten im Haushalt lasse ich die Brille jetzt auf und stelle fest, dass sie meinen Augen sehr gut tut. Wie erklärt sich das
mit den relativ hohen "Einstiegswerten"? Von der Seite gesehen sind die Gläser schon relativ dick, von vorne bemerkt man nur eine geringe
Vergrößerung, eigentlich kaum anders als Fensterglas.

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Re: Welchen Brille(n) bei "Einstieg" in die Altersichtigkeit

Beitragvon Oppicker » Freitag 31. August 2018, 17:26

großeslatinum hat geschrieben: Wie erklärt sich das mit den relativ hohen "Einstiegswerten"?


Das ist sehr einfach zu erklären. Du bist weitsichtig (hyperop) und bräuchtest eigentlich auch eine schwache Brille für die Fernsicht, um die Augenlinse GÄNZLICH zu entspannen (vermutlich +0,25 rechts und +0,75 links).
Man hat darauf verzichtet, weil Deine Augenlinse NOCH(!!) die leichte Weitsichtigkeit ausgleichen konnte.
Aber die eigentlich benötigte Stärke für die Ferne fließt in die Stärke für die Nähe mit ein, sonst würde die Nahbrille zu schwach.
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brettacher
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Re: Welchen Brille(n) bei "Einstieg" in die Altersichtigkeit

Beitragvon brettacher » Freitag 31. August 2018, 22:50

@reingeglitten: Kleiner Tip, um Enttäuschungen speziell bei den extrem teuren High-End-Gläsern zu vermeiden:

Zieh' von den Versprechungen auf den Webseiten und in den Hochglanzprospekten 50 - 70 % der versprochenen Breite des Gleitsichtkanals ab, je nachdem, welchen Visus Du hast (1 oder noch höher). Dann ist die Enttäuschung geringer, wenn Du die Brille dann auf der Nase hast. Will heißen, wenn Dir sowas versprochen wird:

Bild

dann wirst Du in etwa so etwas bekommen:

Bild

Ich habe das Thema inzwischen mit drei verschiedenen High-End-Individual-Gläsern von drei verschiedenen renommierten Herstellern durch (mit Preisen von 500 € bis zu knapp 700 € pro Glas!), die alle bei weitem nicht das gehalten haben, was im Prospekt versprochen wurde. Und ich kenne inzwischen viele Leute, denen es genauso geht. Die Frage, die Du dir stellen musst, ist halt, ob Du das akzeptieren willst oder dich lieber nach Alternativen umsehen willst. Ich habe mich für die Alternativen Einstärkengläser und Bifokalgläser entschieden, weil ich die Einschränkungen der Gleitsichtgläser für zu groß und zu gefährlich halte (z.B. beim Autofahren, wo man nicht erst langwierig nach dem Punkt suchen kann, wo man das Verkehrsschild oder einen Teil des Navi-Bildschirms scharf sehen kann).

großeslatinum
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Re: Welchen Brille(n) bei "Einstieg" in die Altersichtigkeit

Beitragvon großeslatinum » Freitag 31. August 2018, 23:12

Habe mich bewusst für die ganz normalen 1,5er Kunststoffgläser entschieden. Das einzige , was mich vielleicht stört,ist, dass sie von
der Seite gesehen etwas dick sind. Von Bekannten wurde mir auch von den "dünneren" Gläsern abgeraten, Zerrbilder wie auf den Fotos
sollen da nicht selten sein. Sie steht mir angeblich super , sie passt zu mir, das ist wichtig, auch mit stärkeren Gläsern.

Oppicker
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Re: Welchen Brille(n) bei "Einstieg" in die Altersichtigkeit

Beitragvon Oppicker » Samstag 1. September 2018, 10:01

@brettacher
reingeglitten bzw. großeslatinum hat aber gar keine Gleiter.
Manchmal gibt es im Leben einfach nicht genug Steine (Forrest Gump)

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Re: Welchen Brille(n) bei "Einstieg" in die Altersichtigkeit

Beitragvon großeslatinum » Samstag 1. September 2018, 13:57

Mit welchem Alter begann bei euch die Alterssichtigkeit und mit wieviel Dioptrien?

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Eberhard Luckas
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Re: Welchen Brille(n) bei "Einstieg" in die Altersichtigkeit

Beitragvon Eberhard Luckas » Samstag 1. September 2018, 20:52

Moin,
da alle Menschen unterschiedlich sind, ist auch der Beginn der Alterssichtigkeit nicht bei allen gleich. Generell kann man sagen, dass mit ca. 43 Jahren bei den meisten Menschen ein Nahzusatz von 0,75 -1,0 hilfreich sein kann, aber eben nicht immer. Bei Kurzsichtigkeit passiert das viel später als bei Übersichtigkeit.
Viele Grüße
Eberhard
Augenoptikermeister


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