Das waren jetzt so tolle Schlussworte, besonders das von Saibaba, dass ich richtig Hemmungen habe, noch etwas hinzuzufügen!
Ich tu’s aber trotzdem, denn ein paar Dinge möchte ich noch loswerden:
Ich hatte eigentlich nicht vor, den 100. Thread zur Diskussion der Frage, ob. F. und Consorten nun toll sind oder nicht, zu eröffnen. Dadurch, dass es nun doch sehr stark in diese Richtung gegangen ist, sind meine etwas subtileren Fragestellungen ein wenig in den Hintergrund getreten. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich anscheinend so ziemlich die Einzige bin, die sich diese Fragen stellt.
Ich stecke ja nicht in der Haut der Fachleute hier, sondern gehöre der "Gegenseite" an. Für mich sieht es aus, als überwiege auf der Seite der selbstständigen Einzeloptiker die Ansicht:
"F. und Co. sind so niederschwellig, weil sie aggressiv Werbung machen und die Leute über billige Preise in den Laden locken. Und so lange die billige Ware, die sie für den billigen Preis bekommen haben, für sie o.k. ist, bleiben sie dort Kunde. Erst wenn es mal nicht hinhaut und die Leute den Optiker wechseln, kommen wir ins Spiel. Das Ganze ist quasi gottgegeben, diese Leute sind halt so dumm, wir haben darauf keinen Einfluss.
Wir dagegen haben das Potenzial, auf das wir stolz sind: Fundiertes Fachwissen und Können, wir liefern Brillen, für deren Qualität wir die Hand ins Feuer legen können, die gibt es natürlich nicht zum Schnäppchenpreis. Zum Glück haben wir genug Kunden, die das zu würdigen wissen und die wir immer wieder gern zufriedenstellen. Darauf, dass die anderen zu uns kommen, wenn es beim Filialisten nicht mehr klappt, können wir in aller Ruhe warten, wir haben Zeit. Etwas zu unternehmen, damit die Barriere niedriger wird und sie schneller zu uns kommen, geht gegen unsere Berufsehre, damit begeben wir uns ja auf das Niveau des Filialisten hinab."
Bitte nicht beleidigt sein, das Ganze ist stark überspitzt und es gibt ja auch immer wieder Einzeloptiker, die sich etwas Originelles einfallen lassen und damit auch Erfolg haben (hoffe ich jedenfalls). Ich denke, auch von euch hat jeder da seine ganz individuelle Strategie, abhängig natürlich auch vom Umfeld und vom jeweiligen Klientel.
Es ist mir klar, dass kein Optiker so etwas mit jemandem von der Kundenseite diskutieren würde. Aber es würde mich schon brennend interessieren, ob in irgendwelchen eurer Fortbildungen zur Steigerung des Geschäftserfolgs auch mal die Frage auftaucht, welche – vielleicht ganz simplen und kostengünstigen, aber originellen – Maßnahmen dazu führen könnten, dass der F.-gewohnte Geiz-ist-geil-Brillenkäufer die Schwelle vor eurem Laden als gar nicht mehr so hoch empfindet, sich hineintraut und sich endlich ein eigenes Bild machen kann vom Preis-Leistungsverhältnis bei wirklicher Optikerqualität, das seine bisherige Weltanschauung vom Halsabschneider-Optiker zumindest ein wenig zurechtrückt, ihn bestenfalls sogar zum Stammkunden werden lässt.
Ich denke, jede Geschäftsphilosophie hat ihre Berechtigung und ihr Klientel – aber zumindest hier in meiner Gegend überwiegen die Konservativen, also Läden, die geführt werden wie vor dreißig Jahren. Wenn dazwischen einer wäre, der trotz Optikerqualität frisch, pfiffig und niederschwellig , dazu preiswert, aber nicht billig daherkäme, könnte er dem Filialisten bestimmt einiges an Kundschaft abluchsen! Ich jedenfalls würde mich freuen, im Straßenbild meiner Stadt öfter mal einen Einzeloptiker zu sehen, der dem großen F. wirklich was entgegenzusetzen hat.
Wie gesagt, ich möchte niemandem auf die Füße treten. Aber für meinen Geschmack könnten sich ruhig weit mehr selbstständige Augenoptikermeister die Frage stellen, wie kann ich hier in meiner individuellen Situation und meinem speziellen Umfeld die Schranke so niedrig setzen, dass sich auch mal der typische Filialisten-Kunde hier hereintraut und einsieht, dass der Preis nicht alles ist, sondern auch den Mehrwert der Leistungen, die ich zu bieten habe, erkennt.
Es kann ja auch schon Wunder wirken, wenn der Kunde sich wichtig genommen oder auch einfach nur wahrgenommen fühlt. Bei F. ist das nur während des Beratungsgesprächs der Fall - auch wenn du zum zehnten Mal in den Laden kommst und dort in den vergangenen zwei Monaten drei Brillen gekauft hast, kennt dich dort kein Schwein.
Beim Einzeloptiker stehen die Chancen viel besser...