So, nochmal ein Update. Ich zitiere mich mal selber, weil das den Stand der Dinge am besten zusammenfasst:
brettacher hat geschrieben:[ ... ]In der Ferne kann ich. nach der Sitz-Korrektur, inzwischen scharf sehen, obwohl es mich anstrengt. Besser kann ich es leider nicht beschreiben, weil ich nicht weiss, warum das so ist. Ich habe den Optiker schon gefragt, ob die Brille evtl. eine leichte Unterkorrektur gegenüber der Messbrille hätte, aber er sagt nein.
Inzwischen weiss ich, dass ich Recht hatte. Die Brille war unterkorrigiert. Aber der Reihe nach:
Der Optiker hatte mir in seiner Verzweiflung Einstärkengläser mit den Werten der bestellt und in die Brille eingebaut. Die Brille habe ich bei der Abholung auf- und direkt wieder abgesetzt, weil der Effekt genau so wie oben beschrieben war. Er hat daraufhin aufgegeben, gesagt, dass er nicht mehr weiter weiss, und ich habe einen Termin mit seinem Kollegen gemacht - ebenfalls Augenoptikermeister. Der hat mich nochmal komplett von vorne durchgemessen, und siehe da, auf einem Auge eine halbe und auf dem anderen eine viertel Dioptrie mehr Plus. Auch die Zylinder haben sich geändert, aber nur marginal. Wichtiger war, dass das horizontale Prisma weggefallen ist, das offensichtlich durch die Über-Akkomodation wegen den zu schwachen Werten verursacht wurde.
Mit den vom zweiten Meister gemessenen Werten haben wir dann Einstärken-Gläser bestellt, um auszuprobieren, ob die Werte stimmen. Man soll ja nicht gleich übermütig werden. Und siehe da, die Brille passt perfekt. Da ich sowieso weiterhin eine Einstärken-Brille haben wollte, war das auch o.k. so, und wir haben dann mit den neuen Werten neue Gleitsichtgläser bestellt (Version 4.0). Die wurden dann in eine zweite Fassung eingesetzt.
Diese habe ich dann aufgesetzt und - Ta-Dah! - keine akuten Kopfschmerzen mehr. Durch die Fernzone kann ich jetzt problemlos scharf sehen. Die Gleitsichtbrille habe ich (das ist der Grund, warum ich so lange für die Antwort gebraucht habe) volle vier Monate eisern getragen und die Einstärken-Brille nicht mehr aufgesetzt.
Leider hat sich auch nach dieser langen Zeit bezügich der Gleitsichtzone an der Beschreibung
brettacher hat geschrieben:Im Nahbereich kann ich ca. drei Finger breit scharf sehen, im mittleren Bereich ca. 1 Marmeladenglas breit. Ausserhalb dieser Zone habe ich starke Unschärfen, die für mich sehr störend sind, weil sie stark astigmatisch sind, nicht weit genug weg im peripheren Gesichtsfeld liegen und ich deswegen offensichtlich ständig unbewusst versuche, diese Unschärfen auszugleichen. Das Tragen dieser Brille ist jedenfalls extrem anstrengend und ermüdend für mich.
nichts geändert. Ich habe weiterhin die gleichen Probleme. Was noch dazu kommt, ist die Tatsache, dass offensichtlich der Schärfebereich der Gleitsichtzone zur Kopfaussenseite hin schmaler ist als zur Nase hin, oder dass zumindest die Unschärfe schneller zunimmt. Ich merke das u.a. daran, dass beim Lesen immer abwechselnd erst das linke Auge (am Anfang der Zeile) und dann das rechte Auge (am Ende der Zeile) unscharf wird. Nur zum Verständnis: wir reden hier von Zeitungsspalten. Von der romantischen, durch die Werbung der Glashersteller genährten Vorstellung, ganze Buch- oder gar DIN A4-Seiten lesen zu können, ohne den Kopf wie beim Zuschauen beim Tennismatch bewegen zu müssen, habe ich mich ja aufgrund der vielen Hinweise im Verlaufe der Diskussion hier schon lange verabschiedet.
brettacher hat geschrieben:Und ausserdem bin ich nicht gewillt, im Alltag so starke Einschränkungen hinzunehmen.
Auch das gilt leider noch, nicht nur beim Lesen. Arbeiten am Rechner geht gar nicht, weil die Breite in der Mitte der Gleitsichtzone noch schmaler ist als am unteren Ende, mit dem man auf Armlänge liest. Auch beim Autofahren ist mir die Gleitsichtbrille viel zu riskant. Wenn ich z.B. in den Aussenspiegel sehen will, kann ich das nicht, wie mit der Einstärkenbrille, durch kurzes Hinsehen tun, sondern muss den Kopf aktiv senken und stark zur Seite drehen, weil die Unschärfezone am äusseren Rand der Brillengläser sehr weit nach oben geht, so wie in dem folgenden Beispiel zu sehen:
Das jedesmal zu tun, dauert viel zu lange, und habe keine Lust, zum Risiko für mich und Andere zu werden.
Auch in Gesprächen mit anderen Menschen (Meetings, mittags in der Kantine, ...) ist die Brille extrem lästig, da ich Gesprächspartner, die mir nicht direkt gegenübersitzen, nicht ansehen kann, ohne den Kopf zu senken und weit zu verdrehen, damit ich sie halbwegs scharf sehen kann.
Ich könnte noch einige Beispiele in dieser Richtung aufzählen, aber ich will ja nicht langweilen. Als Fazit bleibt daher nur:
brettacher hat geschrieben:Das muss besser gehen.[ ... ]
Der Reality Check sagt mir leider, dass das nicht besser gehen wird. Dass die Brillengläser richtig in der Fassung sitzen, wurde natürlich nach dem Einschleifen und mit der Brille am Mann nochmal überprüft. Ich schaue sowohl beim Fern- als auch beim Nahsehen durch die jeweiligen Referenzpunkte der Gläser, die der Optiker extra nochmal markiert hatte, um das zu überprüfen, daran kann es also nicht liegen.
Faszinierend war nach dem langen Tragen der Gleitsichtgläser das Gefühl von Weite, Schärfe und räumlichem Eindruck, das ich hatte, als ich nach den vier Monaten Gleitsichtbrille die Einstärkenbrille wieder aufgesetzt habe. Da es so bleiben soll, ich aber (ich bin halt nun mal in dem Alter angekommen) beim Basteln, lesen von Mobilfunkverträgen o.ä. eine entsprechende Sehhilfe brauche, habe ich mir jetzt Einstärken-Lesegläser bestellt, die nächste Woche statt der Gleitsichtgläser eingebaut werden. Schade um die Kohle, aber was soll's. Sich die ganze Zeit zu quälen bringt ja auch nichts.
In diesem Sinne vielen Dank für die Hilfe und alle nützlichen Beiträge. Immerhin hat mir das geholfen, eine Lösung zu finden, auch wenn es nicht die war, die ursprünglich angedacht war.