Hallo zusammen,
ich habe letzte Woche meine erste Gleitsichtbrille bekommen. Die Werte sind meiner Meinung (und der des ortsansässigen Optikers) nach völlig unspektakulär:
R: +1,75 cyl -1,00 Achse 170 Add 1,25 Pr 0,75 B 90
L: +2,00 cyl -1,25 Achse 150 Add 1,25 Pr 0,75 B 180
Die verwendeten Gläser sind laut Brillenpass Zeiss Gleitsicht Individual 2 mit Brechzahl 1,5. Der Fernbereich (oberes Drittel des Glases) ist soweit o.k. Bei den Gläsern sind mir aber zwei Dinge sehr negativ aufgefallen, wozu ich jetzt einige Fragen habe:
Schwierigkeiten habe ich mit der Brille auf mittlere und kurze Entfernungen: Auf dem Computermonitor (24", Abstand von den Augen ca. 70 cm) ist die Sichtzone der Brillengläser (also der Bereich, den ich durch die Brillenfassung sehen kann) ungefähr 1,5 mal so breit wie Monitor. Die Schärfezone der Gläser in meiner neuen Brille in Blickrichtung ist auf dem Monitor etwa 5 cm breit (ca. drei Finger). Das ist für mich definitiv ein Problem, da ich acht bis neun Stunden täglich im Büro am Rechner arbeite. Mit meiner bisherigen Brille sehe ich den Monitor in seiner kompletten Breite scharf. Den Aussagen des Optikers (ich habe ihm die Anforderung, dass ich am Rechner komfortabel arbeiten können muss, wobei der Monitor am besten durchgehend scharf sein sollte, natürlich vor der Bestellung der Brille genannt) und auch von Zeiss nach (siehe das Bild unter
http://vision.zeiss.com/content/dam/Vis ... on-12.jpg) sollte das auch problemlos möglich sein. Wenn ich die Breite des Bereiches aus dem Zeiss-Bild, in dem man scharf sehen können soll, entsprechend hochrechne, müsste ich praktisch die gesamte Breite des Monitors scharf sehen können. Praktisch sieht das anders aus (s.o.).
Im Nahbereich (z.B. Buch oder Zeitung lesen, Abstand von den Augen ca. 45 - 60 cm) habe ich das gleiche Problem. Die Sichtzone der Brillenfassung ist ca. so breit wie DIN A3-Blatt quer (aufgeklappte Zeitschrift im DIN A4-Format). Die Schärfezone beträgt dagegen nur ca. eine von insgesamt 8 Spalten auf der Doppelseite, d.h. ca. zwei Finger breit. Der Sehbereich für die mittleren und nahen Entfernungen hat also eher die Ausmaße eines Billig-Gleitsichtglases (wie z.B. unter
http://www.zeiss.de/netfraldemo_gleitsichtsehbereiche -> "Einfaches Gleitsichtglas"). Nur der Fernbereich ist bei meiner Brille etwas breiter als dort dargestellt.
Abgesehen davon, dass das, was ich bestellt und bezahlt habe, von den Mittel- und Nahsehbereichen her nichts mit dem zu tun hat, was dann letztendlich in der Brille gelandet ist, habe ich noch ein weiteres, für mich sehr irritierendes Problem. Im Unschärfebereich rechts und links ist die Unschärfe in horizontaler Richtung deutlich stärker als in horizontaler Richtung. Dadurch ergibt sich ein ähnlicher Effekt wie auf dem Bild unter
http://up.picr.de/12541215xt.png, nur um 90° gekippt. Des weiteren sind in der Unschärfezone starke chromatische Aberrationen zu sehen, d.h. Hell-Dunkel-Kontraste haben links rote und rechts blaue Ränder. Ich vermute, dass meine Augen durch die ungleichmäßige Unschärfe und die chromatischen Aberrationen ständig versuchen, nachzufokussieren. Ich kann die Brille jedenfalls nicht länger benutzen, weil ich starke Augen- und später auch Kopfschmerzen bekomme. Die Stärke der Gläser und die Zentrierung hat der Optiker natürlich schon nachgemessen und für korrekt befunden. Er hat auch eine weitere Refraktion durchgeführt, die wieder zu dem gleichen Ergebnis wie die erste gekommen ist.
Ich bin nun etwas ratlos. Den Aussagen von Zeiss und des Optikers nach hatte ich ein Glas mit breitem Schärfebereich bei mittleren und nahen Entfernungen erwartet, was aber mit den Gläsern in meiner Brille nicht viel zu tun hat. Ebenso überrascht mich die schlechte optische Qualität in den Unschärfebereichen in der linken und rechten unteren Hälfte. Erwarte ich zu viel (bei dem Preis der Gläser und den sportlichen Ansagen von Zeiss kann ich mir das allerdings nicht vorstellen) oder kann es da ein anderes Problem geben? Der Optiker meinte, ich solle die Brille mal zwei Wochen tragen, um mich daran zu gewöhnen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass man sich an die winzigen Schärfebereiche und an Unschärfen und optische Fehler dieses Ausmaßes gewöhnen kann. Wenn ich das richtig verstanden hatte, bezieht sich das "man muss sich eine Weile daran gewöhnen" bei Gleitsichtgläsern doch eher auf die unvermeidlichen geometrischen Verzerrungen, und nicht auf viel zu kleine Schärfebereiche und - ausserhalb dieser - optische Fehler. Meine bisherige Brille hatte übrigens asphärische Einstärken-Gläser, ebenfalls aus Kunststoff, mit fast identischen Werten für die Ferne (das rechte Auge hat sich um eine viertel Dioptrie geändert).
Ich wäre für ein paar Tips, was ich bzgl. der Gläser zu erwarten habe, und was ich ggf. noch machen kann, sehr dankbar.