Linsenwahl bei Grauem Star

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wawi
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Linsenwahl bei Grauem Star

Beitragvon wawi » Montag 10. September 2012, 20:56

Hallo,

mit 59 Jahren ist nun der Einsatz einer künstlichen Linse ins Auge nötig. Wie sollte diese angepasst sein?:

- für die Nähe
- für die Ferne
- Multifokal

Der Gedanke an Multifokal entstand, weil ich mit der Zweistärken-Brille nicht zufrieden war, die ich vor einigen Jahren anfertigen ließ. Der überschaubare Blickwinkel war mir zu klein, insbesondere beim Lesen. Von einer Gleitsichtbrille riet der Optiker dann ab, der nutzbare Bereich sei dort noch kleiner. Seitdem hantiere ich mit drei Einstärken-Brillen. Brillentragen an sich stört mich nicht, der Wechsel aber doch ein wenig.

"Optikgutachter" empfiehlt Multifokallinsen nur, wenn KEIN Wert auf optimales Sehen gelegt wird und/oder die Brille sehr stört. Gegenmeinungen? Wenn nicht, scheidet Multifokal aus.

Sollte ich Intraokularlinsen für Fernsicht oder Nahsicht einsetzen lassen?

Welche praktischen und abbildungstechnischen Konsequenzen haben beide Varianten im Zusammenspiel mit der Brille?

Intraokularlinsen für Fernsicht würden die verkleinernde Fernbrille vermeiden. Was bringt das an Visus-Verbesserung gegenüber kurzsichtigen Augen mit Fernbrille?

Für die Nähe bräuchte ich dann eine Brille mit Sammellinsen, die das Bild vergrößern und besser erkennbar machen sollten. Richtig? Aber welche Nachteile hat das? Gibt es mit Sammellinsen vor den Augen einen merklich kleineren Blickwinkel?

Grüße wawi

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brillentieger
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Re: Linsenwahl bei Grauem Star

Beitragvon brillentieger » Montag 10. September 2012, 21:04

Um Ihnen einen Ratschlag geben zu können, wäre es sehr hilfreich zu erfahren wie Ihre momentane Sehstärke ist.

Ohne die Angabe der Sehstärke kann ich Ihnen aber schon mal von den Multifokallinsen abraten.
Sie legen hohen Wert auf gutes Sehen, da sie sich an eine Bifokalbrille nicht gewöhnen konnten. Da würden Ihnen der Kontrastverlust und in der Nacht die Halloeffekte Sie zur Weisglut bringen.

Sie schreiben bei der Fernbrille etwas von Verkleinerungseffekten, von daher schliesse ich bei Ihrer Stärke auf eine Kurzsichtigkeit. Als Empfehlung würde ich Ihnen eine Linse empfehlen, bei der Sie Kurzsichtig bleiben, sie müßten sich sonst in Ihren Sehgewohnheiten zu stark ändern.

wawi
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Re: Linsenwahl bei Grauem Star

Beitragvon wawi » Dienstag 11. September 2012, 01:23

brillentieger hat geschrieben:Um Ihnen einen Ratschlag geben zu können, wäre es sehr hilfreich zu erfahren wie Ihre momentane Sehstärke ist.

L -7,75 Visus 0,1 (wegen Wassereinlagerung in der Hornhaut, die operativ mit Triple-DMEK korrigiert wird)
R -7,75 Visus 0,5

brillentieger hat geschrieben:Als Empfehlung würde ich Ihnen eine Linse empfehlen, bei der Sie Kurzsichtig bleiben, sie müßten sich sonst in Ihren Sehgewohnheiten zu stark ändern.

Hm, vielleicht. Als Kurzsichtiger nimmt man ja gelegentlich die Brille ab und kann so kleinste Details ohne Lupe sehen. Allerdings würde ich beim aktuell schlechten Visus vermutlich alles als Verbesserung empfinden und mich umgewöhnen, wenn es ein Umgewöhnen zum Besseren ist. Deshalb wüsste ich gern, bei welcher Lösung prinzipbedingt das insgesamt bessere Sehen möglich ist.

Gruß wawi

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Re: Linsenwahl bei Grauem Star

Beitragvon prüflingsprüfer » Dienstag 11. September 2012, 08:23

wawi hat geschrieben:...vermutlich alles als Verbesserung empfinden und mich umgewöhnen,...


genau, "vermutlich".

Unterschätze deine liebgewonnenen Sehgewohnheiten nicht !

Werden beide Augen kurz hintereinander operiert oder jetzt nur das rechte Auge ?

Falls beide, mußt du eine Priorität setzen, wo dein "Sehschwerpunkt" liegt,
aber das hast du doch wohl mit deinem Arzt besprochen, oder ?
Das gehört m.E. zu einer ordentlichen Aufklärung vor einer OP dazu.

Falls nur rechts, erübrigt sich die Antwort eh.

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Re: Linsenwahl bei Grauem Star

Beitragvon optikgutachter » Dienstag 11. September 2012, 11:17

Ich rate dringend -aus optisch-physikalischen Gründen- von Mehrstärkenlinsen ab !

Alle Möglichkeiten und eine diesbezügliche Auswahl der häufigsten Fälle:

http://www.optikgutachter.de/index.php/ ... augenoptik

Gruß optikgut8er
https://www.optikgutachter.de
Falls Sie mal was über mich gehört haben sollten: Glauben Sie es bloß nicht!
Vermutlich stimmt das nämlich alles (Kölner Humor)!

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Re: Linsenwahl bei Grauem Star

Beitragvon wawi » Dienstag 11. September 2012, 12:47

prüflingsprüfer hat geschrieben:Unterschätze deine liebgewonnenen Sehgewohnheiten nicht !

Danke für die Warnung. Ich habe vor vielen Jahren mal Kontaktlinsen probiert, da hat die Akkommodation aber noch funktioniert. Mit dem Seheindruck und dem größeren Bild war ich zufrieden. (Trotz intensiver Bemühung scheiterten harte Kontaktlinsen aber an bleibendem starkem Fremdkörpergefühl und die anschließend verordneten weichen Linsen an der Bildunruhe bei jedem Lidschlag, verbunden mit hohem Tränenfluss.)

prüflingsprüfer hat geschrieben:Werden beide Augen kurz hintereinander operiert oder jetzt nur das rechte Auge ?

Falls beide, mußt du eine Priorität setzen, wo dein "Sehschwerpunkt" liegt,
aber das hast du doch wohl mit deinem Arzt besprochen, oder ?
Das gehört m.E. zu einer ordentlichen Aufklärung vor einer OP dazu.

Es werden beide Augen operiert - aber mit mehrmonatigem Abstand dazwischen, denn für Kassenpatienten gibt es eine lange Warteliste für die Triple-DMEK. In der Zwischenzeit müsse evtl. ein Auge abgedeckt werden, wenn die Bilder nicht zusammen kommen. Der Arzt hat ebenfalls von Multifokal dringend abgeraten und mir nur gesagt, ich müsse mich zwischen Fern- und Nahlinsen entscheiden.

Sehschwerpunkt ist bei mir der Bildschirm, ca. 45 cm.

Leider hat noch niemand eine Antwort auf die Frage gegeben, welche Kombination aus Brille und Linse prinzipbedingt die beste ist.

Eine weitere Möglichkeit würde ich gern noch diskutieren: Intraokularlinse für leichte Kurzsichtigkeit, mit der eine Orientierung ohne Brille gut möglich ist und dann eine Fern und eine Nahbrille, deren Korrekturwerte dann entsprechend klein sind.

wawi

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Re: Linsenwahl bei Grauem Star

Beitragvon prüflingsprüfer » Dienstag 11. September 2012, 12:52

wawi hat geschrieben:Leider hat noch niemand eine Antwort auf die Frage gegeben, welche Kombination aus Brille und Linse prinzipbedingt die beste ist.


weil es diese Antwort so nicht gibt


"Eine weitere Möglichkeit würde ich gern noch diskutieren: Intraokularlinse für leichte Kurzsichtigkeit, mit der eine Orientierung ohne Brille gut möglich ist und dann eine Fern und eine Nahbrille, deren Korrekturwerte dann entsprechend klein sind."

auch ne Möglichkeit bzw. dann evtl. eine Mehrstärkenbrille


Wieviel Monate sollen denn zwischen den OPs liegen ?

In der Zeit ist an Autofahren oder so nicht zu denken - stehst du noch im Arbeitsleben (evtl. gelber Zettel)?
Zuletzt geändert von prüflingsprüfer am Dienstag 11. September 2012, 12:55, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Linsenwahl bei Grauem Star

Beitragvon vidi » Dienstag 11. September 2012, 12:54

Meine persönliche und nicht unbedingt fachliche Meinung als Myop (- 2,0)
Ich würde die Linsen für die Nähe (45 cm) bzw. etwas weiter (ca. 60 cm bis max. 100 cm ) einstellen lassen.
Gruß
Vidi

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Re: Linsenwahl bei Grauem Star

Beitragvon Karoshi » Dienstag 11. September 2012, 13:05

Hauptsache keine Multifokallinsen oder, noch viel schlimmer, "Monovision" :shock: . Ein Auge Ferne, ein Auge Nähe, ganz schlechte Idee.
Ob Fernoptimiert oder nachoptimiert, arbeitsabstandoptimiert, erstmal völlig egal. Die Ärzte "treffen" eh in den seltensten Fällen exakt, dafür ist das Auge zu lebendig.

Aber wie schon von den Kollegen geschrieben: Nicht die ganze Kurzsichtigkeit nehmen lassen!
Das ist über Jahrzehnte so gewachsen, bleiben Sie dabei, Ihr Hirn will das so haben! Es werden die wenigsten Probleme entstehen. Irgendwo zwischen -1.5 und -2.5 sollten Sie anpeilen, Fernbrille/Officebrille/Gleitsichtbrille drüber und gut is.
Des Menschen Leben gleicht der Brille. Man macht viel durch. -- Heinz Erhardt
staatl. gepr. Augenoptiker und Augenoptikermeister FFA München 2011

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Re: Linsenwahl bei Grauem Star

Beitragvon wawi » Dienstag 11. September 2012, 13:45

prüflingsprüfer hat geschrieben:
wawi hat geschrieben:Leider hat noch niemand eine Antwort auf die Frage gegeben, welche Kombination aus Brille und Linse prinzipbedingt die beste ist.

weil es diese Antwort so nicht gibt

Die Verkleinerung des Bildes auf der Netzhaut durch zerstreuende Brillengläser fallen normalerweise nicht auf, weil das Gehirn ausgleicht. Dennoch besteht dieser Effekt objektiv und reduziert den Visus im gleichen Verhältnis, selbst wenn wir von idealen Eigenschaften des Brillenglases ausgehen. Wie stark der Effekt ist, wäre ein lösbares Rechenexempel für Optiker, während ich mich erst einarbeiten müsste.

Wie ist es beim umgekehrten Fall, dem Auge, dass nur die Ferne scharf sieht, mit der Brille mit Sammellinsen für die Nähe?
Gibt es hierbei eine Bildvergrößerung gegenüber dem "unbewaffneten" Auge, das akkommodiert oder passende Intraokularlinsen hat? Wenn ja, hat das andere Nachteile, etwa in Bezug auf den überschaubaren Winkel?

prüflingsprüfer hat geschrieben:Wieviel Monate sollen denn zwischen den OPs liegen ?

In der Zeit ist an Autofahren oder so nicht zu denken - stehst du noch im Arbeitsleben (evtl. gelber Zettel)?

Ich arbeite freiberuflich von zu Hause aus. Zwischen den OPs dürfte reichlich ein halbes Jahr liegen.

Grüße wawi

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Re: Linsenwahl bei Grauem Star

Beitragvon prüflingsprüfer » Dienstag 11. September 2012, 14:51

wawi hat geschrieben:Wie stark der Effekt ist, wäre ein lösbares Rechenexempel für Optiker, während ich mich erst einarbeiten müsste.


Stimmt,
für Laien zum einfachen Verständnis:
ab 2 Dioptrien (übrigens der Kehrwert 1/Meter) fangen zu meist die Probleme der
unterschiedlichen Netzhautbildgrößen und deren Verarbeitung an.
Manche merken es schon deutlich früher, manche wesentlich später.
Wieviel Prozent das rechnerisch ausmacht, ist vollkommen wurscht,
weil jeder anders reagiert. Aniseikoniegläser könnten ein Mittel sein,
sieht man aber erst nach der ersten OP, vorher ist alles dahingehend Pröbelei.

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Re: Linsenwahl bei Grauem Star

Beitragvon wawi » Dienstag 11. September 2012, 15:03

prüflingsprüfer hat geschrieben:
wawi hat geschrieben:Wie stark der Effekt ist, wäre ein lösbares Rechenexempel für Optiker, während ich mich erst einarbeiten müsste.
Stimmt,
für Laien zum einfachen Verständnis:
ab 2 Dioptrien (übrigens der Kehrwert 1/Meter) fangen zu meist die Probleme der
unterschiedlichen Netzhautbildgrößen und deren Verarbeitung an.
Manche merken es schon deutlich früher, manche wesentlich später.
Wieviel Prozent das rechnerisch ausmacht, ist vollkommen wurscht,
weil jeder anders reagiert. Aniseikoniegläser könnten ein Mittel sein,
sieht man aber erst nach der ersten OP, vorher ist alles dahingehend Pröbelei.
Ich habe früher Brillengläser bis -9 Dioptrien getragen und mit der Verkleinerung keinerlei Probleme, zumal ich nichts davon wusste. Aber auch ohne subjektive Probleme gibt es eine rechnerisch (und damit tatsächlich vorhandene) Minderung des Visus. Wäre halt schön zu wissen, wieviel.

Gruß wawi

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Re: Linsenwahl bei Grauem Star

Beitragvon optikgutachter » Dienstag 11. September 2012, 15:15

"Pi mal Daumen" 1% pro Dpt., d.h. bei -9,00 dpt. als Brillenkorrektur -nicht KL- ca -9%. (Als "Hausnummer".)

og
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Falls Sie mal was über mich gehört haben sollten: Glauben Sie es bloß nicht!
Vermutlich stimmt das nämlich alles (Kölner Humor)!

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Re: Linsenwahl bei Grauem Star

Beitragvon wawi » Dienstag 11. September 2012, 15:23

optikgutachter hat geschrieben:"Pi mal Daumen" 1% pro Dpt., d.h. bei -9,00 dpt. als Brillenkorrektur -nicht KL- ca -9%. (Als "Hausnummer".)

og

Danke für den Richtwert, das genügt vollkommen! Das ist recht wenig.

Bei einer Nahbrille mit positiven dpt. kommt es dann zu einer Vergrößerung mit 1 % pro Dpt.?

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Re: Linsenwahl bei Grauem Star

Beitragvon optikgutachter » Dienstag 11. September 2012, 15:28

wawi hat geschrieben:
optikgutachter hat geschrieben:"Pi mal Daumen" 1% pro Dpt., d.h. bei -9,00 dpt. als Brillenkorrektur -nicht KL- ca -9%. (Als "Hausnummer".)

og

Danke für den Richtwert, das genügt vollkommen! Das ist recht wenig.

Bei einer Nahbrille mit positiven dpt. kommt es dann zu einer Vergrößerung mit 1 % pro Dpt.?


Pi mal Daumen: Ja.
Nicht zu unterschätzen ist jedoch, daß "Pi mal Daumen" Netzhautbild-Größenunterschiede ab 2% anfangen kritisch zu werden.
Ist aber individuell verschieden. I.d.R. sind meistens schon ab 3 dpt. Unterschied größte Probleme zu erwarten.
Insbesonders dann, wenn man vorher fast identische Stärken R zu L trug.

og
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